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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde
Autoren: Laabs Kowalski
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Göttliche keinen Platz mehr
besaß? Nun, Joe Dess wußte warum. Irgendwann war den Menschen auf diesem
Planeten das Gefühl für Schönheit abhanden gekommen, und seitdem verwechselten
sie Erbsen mit Perlen. Sie arbeiteten, um Dinge zu produzieren, in denen die
Schönheit nicht einmal als entfernte Erinnerung steckte. Sie aßen Junkfood, und
selbst wenn sie fickten, war keine Schönheit darin. Es war an der Zeit, ein
Statement zu setzen. Um den Menschen die Augen zu öffnen. Um ihnen
klarzumachen, sie hatten aus dieser Welt einen Schweinekoben gemacht.
Irgendwer, so spürte Dess, dachte genauso und hatte sich bereits an die Arbeit
gemacht.
    Als sein Telefon zu klingeln begann, nickte Joe Dess. Er
kannte die Nummer, die im Display erschien. Man handelte Dess als den Besten
auf seinem Gebiet, und er hatte den Anruf erwartet.
     
    ***
     
    Malvick befand sich bei Johnson in der Pathologie, einem
niedrigen, weißgekachelten Raum im Kellergeschoß.
    „Zart besaitet, dieser Corwell“, bemerkte Johnson, als
Malvicks Gehilfe auf den Flur hinaus hastete, um sich nicht im Sezierraum auf
den Boden zu erbrechen.
    „Kein Wunder, wenn man bedenkt, daß er bis vor einem Jahr
noch Verkehrssünder jagte“, erwiderte der Lieutenant. „Das Schlimmste, was er
bis vor kurzem erlebt hat, war ein Blind Date mit einem Mädchen, das einen
Hautausschlag hatte.“
    „Herzlich willkommen in der wirklichen Welt“, sagte
Johnson und wandte sich erneut dem Leichnam zu. „Armes kleines Ding“, sagte er
und bemühte sich, seiner Stimme einen sachlichen Tonfall zu geben. „Scheint,
das Mädchen hat ein wahres Martyrium durch-machen müssen.“
    „Todesursache?“
    „Erstickt. An Sperma und Erbrochenem. Ich denke, sie lag
gefesselt auf dem Bett, irgendein Typ hat sein Ding in ihren Hals gerammt, sie
erbrach sich dabei und hat keine Luft mehr gekriegt. “
    „Noch was, das ich wissen sollte?“
    „Ja. Noch wer hatte Sex mit ihr. Wir haben weitere
Spermaspuren in ihrer Vagina gefunden. Sperma und das hier.“
    Johnson führte Malvick zu einem schmalen Schreibtisch und
wies auf einen kleinen weißen Zettel, der in einer transparenten Folie steckte.
    „Eine Botschaft, eingeschweißt. Wer immer sie in die
Vagina der Toten gesteckt hat, wollte sichergehen, daß seine Nachricht noch zu
lesen ist, wenn man sie findet.“
    Lt. Malvick betrachtete den kleinen Zettel, auf dem
nichts als eine Reihe schwarzer Punkte zu erkennen war, die sich in
unterschiedlicher Höhe zum unteren Blattrand befanden.
    „Was ist das?“ fragte er Johnson.
    „Ich hab‘ nicht die leiseste Ahnung. Sieht aus wie ein
Code.“
    „Hat man die Augen dieses Dealers irgendwo im Haus oder
auf dem Grundstück entdeckt?“
    „Fehlanzeige!“ Johnson schüttelte den Kopf. „Der oder die
Täter haben sie mitgenommen. Oder gegessen“, setzte er nach. „Dem Bild nach,
das sich uns bietet, ist mit allem zu rechnen.“
    Die Tür ging auf, und Corwell, noch immer blaß um die
Wangen, kehrte zurück.
    „Entschuldigung“, sagte er. „Hab’ ich etwas verpaßt?“
    „Kommt drauf an, wo Ihre Vorlieben liegen“, erwiderte
Johnson. „Schauen Sie her: Man hat die Leiche beschnitten ...“
     
    ***
     
    Das dunkelgetäfelte Holz der Anwaltskanzlei erzählte
Geschichten von Reichtum, Intrigen und Macht. Mr. Jeel lehnte in seinem
bequemen Bürostuhl zurück und schenkte seine Aufmerksamkeit seinem Mandanten
McCullum, der geistesabwesend am Fenster auf die urbane, menschenübersättigte
Kloake hinunterblickte, die die Welt als Los Angeles kannte.
    „Ich weiß, daß ein Mann Ihres Formats nicht begeistert
davon ist, doch ohne die Zahlung der Kaution säßen Sie noch immer in der Zelle,
Mr. McCullum. – Und die Polizei hat eine Reihe von Fragen gestellt, die Sie
nicht beantworten konnten. Das macht es nicht leichter für unsere Kanzlei.“
    McCullum drehte herum, auf seinem Gesicht eine Miene, die
wie in Stein gemeißelt wirkte. Langsam und bedächtig näherte er sich Mr. Jeel
und sagte mit trockener Stimme: „Ich weiß. Und nicht nur die Polizei stellt mir
Fragen, die ich nicht beantworten kann. Ich habe mit einigen Leuten aus dem
Vorstand telefoniert. Sie lassen es sich nicht anmerken, aber ich spüre, daß
sie nur darauf warten, mich abzuservieren. Mich! Aus meiner eigenen Firma!“
    Mr. Jeel griff nach einem goldenen Kugelschreiber und
ließ ihn durch die Finger gleiten. „Es gibt eine Person, die mehr zu wissen
scheint und einige der Fragen vermutlich beantworten könnte: der
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