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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde
Autoren: Laabs Kowalski
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ominöse
Anrufer, der Sie zu Rileys Haus geschickt hat. Wenn es ihn gibt.“
    Mr. Jeel starrte McCullum geraden Blickes an. Doch
McCullum hielt stand und erwiderte den Blick des Rechtsanwalts.
    „Sie glauben, ich lüge?“
    „Die Bemerkung war nicht persönlich gemeint, Mr.
McCullum. Ich muß nur wissen, wie ich einen Mandanten einzuschätzen habe, das
ist alles.“
    Jeel legte den goldenen Kugelschreiber auf den
Schreibtisch zurück und richtete ihn parallel zur Schreibunterlage aus.
    „Sie wissen wirklich nicht, wer dieser Mann gewesen sein
könnte, Mr. McCullum?“
    „Mr. Jeel, ein Mann wie ich hat viele Feinde. Und dieser
hat sich bedauerlichweise noch nicht vorgestellt.“
    „Bedauerlich, in der Tat, Mr. McCullum. Sollte sich der
Anrufer nicht doch noch mal bei Ihnen melden, bleibt uns nichts anderes übrig,
als die polizeilichen Ermittlungen abzuwarten. Oder Riley zu finden. Und je
eher wir ihn finden, desto besser für Sie.“
     
    ***
     
    Nach dem Gespräch mit Mr. Jeel hatte McCullum seinen
Chauffeur vor einer Bar stoppen lassen. Er wollte die Wut und die Trauer um 
Jodies Tod mit Hilfe des Alkohols in einen Kerker sperren, um endlich wieder
einen vernünftigen Gedanken fassen zu können. Weder in seinem Büro noch zu Hause
bei Rita hielt er es aus. Er sagte dem Fahrer, er solle ihn in einer Stunde
abholen kommen, stieg aus dem Wagen und ging in die Bar.
    Wie überall in diesen Tagen war auch hier der Fernseher
auf einen Nachrichtensender eingestellt, der über die Morde informierte. McCullum
bestellte einen Scotch und legte eine Hundert-Dollar-Note auf den Tresen.
    „Das ist für Sie“, sagte er dem Barkeeper, „wenn Sie den
Fernseher ausstellen.“
    Fünf Sekunden später war der Bildschirm schwarz.
    „Keinen Bock auf diese Riley-Nummer, hä?“ wandte sich der
Barkeeper an McCullum. „Ich meine, diese Rockstars sind doch alle irgendwie
pervers, oder? Kein Wunder, wenn’s da plötzlich Tote gibt.“
    McCullum hielt eine weitere Hundert-Dollar-Note hoch.
    „Hey, Sie sind großartig, Mann. Was soll ich für diese
hundert Babys da tun?“
    „Schweigen“, sagte McCullum.
    Zwei Sekunden später waren die Hundert-Dollar-Note und
der Barmann nicht mehr zu sehen. McCullum saß alleine am Tresen und grübelte
nach. Jodies Leben war ausgelöscht worden. Nicht ein Unglück war es gewesen,
sondern ein bestialischer Mord. Im Schlafzimmer von Riley, der schon Tage zuvor
wie vom Erdboden verschluckt war. Außer Jodie hatte man noch die Leiche eines
geköpften Drogendealers gefunden. Wie hing das alles zusammen?
    McCullum holte sein Portemonnaie hervor, klappte es auf
und betrachtete das Foto seiner Tochter. Es zeigte sie im Alter von sechzehn;
er hatte es anläßlich ihres Geburtstags geschossen. Am nächsten Tag waren sie
zum Camping in die Berge gefahren, Vater und Tochter, so wie sie es in Jodies
Kindheit oft getan hatten. An einem kleinen See hatten sie ihr Lager
aufgeschlagen, ringsherum nur die Natur, nicht einmal sein Handy hatte er auf
diese Tour mitgenommen. Die Stunden sollten nur ihnen beiden gehören. Selbst Rita
duldeten sie nicht, die sich während der Zeit ihrer Abwesenheit in ihren
Damenklubs auf kostspielige Art und Weise langweilen würde – falls sie es nicht
vorzog, den Gärtner oder sonst einen Kerl zu besteigen.
    Nicht nur dort draußen in den Bergen, immer und überall
hatte ihm Jodie das Gefühl vermittelt, es stecke doch noch etwas Gutes in ihm,
und ein Mann, der zu reiner Vaterliebe fähig war, konnte nicht bis ins Mark
verdorben sein. An ihrer Seite wurde er ein guter Mensch, wurde er wieder jener
junge Mann voller großer Ideale, der er einst gewesen war. Sein Ehrgeiz und der
Beruf hatten diese Ideale gefressen; wer es bis ganz an die Spitze hinauf
schaffen wollte, mußte skrupellos sein. Und je skrupelloser er wurde, desto
weniger legte er vor sich selbst Rechenschaft ab. McCullum wurde hart. Härter,
als notwendig war. Und er entdeckte Abgründe in seiner Seele, die etwas
Faszinierendes hatten, weil sie neu und erstmalig waren: ein düsteres Labyrinth
zuvor nicht gekannter, tiefschwarzer Gefühle, die ihn sirenengleich lockten.
Die süße Präsenz des Bösen, an dem zu kosten so erregend war – die sich in ihm
vorwärtsnagende, willentlich begangene Sünde, an der er sich zu berauschen
vermochte. Und je tiefer McCullum in die geheimsten Kammern seiner Seele
vorgedrungen war, desto deutlicher erkannte er, daß der Mensch dazu bestimmt
war, Böses zu tun. Denn das Gute war
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