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Brennende Hunde

Brennende Hunde

Titel: Brennende Hunde
Autoren: Laabs Kowalski
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rausrücken wollten. Ich mußte ihnen
versprechen, sie nicht zu verpetzen.“
    „Aber Sie haben sich die Namen der beiden notiert?“
fragte ihn Looney.
    „Nein, Captain, habe ich nicht. Ich habe sie nämlich gar nicht
nach ihren Namen gefragt. Wozu auch? Glauben Sie, diese Jungen haben McCullum
auf dem Gewissen?“
    „Unwahrscheinlich. Obwohl ich einräumen muß, daß ich ihr
Verhalten merkwürdig finde“, meldete sich Commander Gerrick zu Wort. „Die
beiden Jungen sind wichtige Zeugen.“
    „Sie wissen doch, wie so etwas geht. Plötzlich werden die
Eltern der Jungen befragt, die stellen ihre Kinder zur Rede und regen sich auf.
Und schon gibt es Stubenarrest und Taschengeldsperre oder andere Strafen.
Schlimm genug, daß sie den Anblick der Leiche ertragen mußten, meinen Sie
nicht? Außerdem habe ich den beiden mein Wort gegeben, sie nicht zu verraten.
Warten wir also ab, was die Untersuchung der Fingerabdrücke ergibt.“
    Dess verabschiedete sich, um den Rest des Tages mit
Lilith zu verbringen. Morgen schon kehrte sie nach Hause zurück.
     
    ***
     
    An der Theke hockten zwei Kerle, die ihre Nasen in die
Wettzeitungen steckten und diskutierten, ob Tight Cluster vor Fifth Season als
Erster ins Ziel kommen würde oder ob womöglich Snowwhite, ein Außenseiter, das
vierte Rennen gewänne. Der vierte Mann, der außer dem Barkeeper und den beiden
Pferdewettern anwesend war, hörte nicht hin. Er hielt seinen 200-Kilo-Körper
mit einer Art soliden Eleganz auf dem Hocker, starrte auf den in einer Ecke
hängenden Fernseher und verfolgte die News. Einem Polizeisprecher zufolge, sagte
die Sprecherin, sei der Tod von Buster McCullum allem Anschein nach ein
Selbstmord gewesen. Offenbar habe der einstige Manager von World Records der
psychischen Belastung, Ziel eines Serienmörders zu sein, nicht länger
standhalten können und aus diesem Grunde den Freitod gewählt.
    Sein Telefon läutete, und Dess schaute auf das Display.
Er hatte mit diesem Anruf gerechnet.
    „Hallo, Mr. Dess, hier ist Jodie McCullum. Wir haben es
heute morgen erfahren. Ich weiß nicht, wie Sie es hingekriegt haben und was Sie
dazu bewog, aber wir sind Ihnen von ganzem Herzen dankbar dafür. Einen Teil
meines Erbes werde ich übrigens einer Stiftung für mißbrauchte Frauen zur
Verfügung stellen. Und jetzt halten Sie sich an Phil. Er hat was für Sie. Und
Dess?“
    „Ich höre.“
    „Ich wünschte, es gäbe mehr Männer wie Sie.“
    Damit beendete sie das Gespräch.
    „Phil?“
    „Ja, Mr. Dess.“
    „Eine junge Lady sagte mir gerade, du hast was für mich.“
    „Oh ja, das kann man wohl sagen.“
    Phil verschwand kurz und kehrte mit einem
überdimensionierten Strauß Azaleen zurück. An den Blumen war ein Kuvert
befestigt. Dess öffnete es und fand einen von Rita McCullum unterschriebenen
Scheck. Das Feld für die Summe war leer. Dafür war ein Zettel mit einer kurzen
handschriftlichen Notiz beigefügt worden: Tragen Sie selbst die Summe ein, die
Ihnen angemessen erscheint.
    „Heute schon Trinkgeld bekommen, Phil?“ fragte Dess.
    „Keine zehn Dollar. Die Leute sind sparsam geworden.“
    Dess zog einen Kugelschreiber aus seiner Tasche, schrieb
die Zahl Tausend auf den Scheck und reichte ihn Phil.
    „Schön, dich zu kennen, Phil. Kauf dir was Nettes.“
    Dess nippte an seinem Drink. Es sah ganz danach aus, als würde
er dem Leben in Zukunft das eine oder andere Lächeln abringen können. Ein
kurzer Urlaub, so dachte er, wäre nicht schlecht. Im Fernsehen hatte er neulich
einen Bericht über Belize gesehen. Dort gab es Palmen, große Schmetterlinge und
seltene Paradiesvogelarten, abgelegene Urlaubsressorts und Menschen, deren
Naturell angeblich gutartig war. Ein kleiner Trip dorthin konnte nicht schaden.
Noch ahnte er nicht, daß dieser Urlaub nicht stattfinden sollte, weil er bereits
in weniger als einer Woche bis zum Hals in Schwierigkeiten stecken würde. Dess
und sein ihm jetzt noch unbekannter Begleiter werden sich nicht in
Mittelamerika, sondern mitten in der Wüste Arizonas befinden. Sie werden aus Schußwunden
bluten, und der riesige Walfischpenis, den sie tragen und in dessen
ausgehöhltem Inneren sich eine nicht mehr ganz taufrische Leiche befindet, wird
es ihnen nicht leichter machen, in der sengenden Hitze vorwärtszukommen. Doch
wie gesagt – noch hatte Joe Dess keine Ahnung davon.
     
     
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