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Bravo, liebes Hausgespenst!

Bravo, liebes Hausgespenst!

Titel: Bravo, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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in der Sage waren sie immer fleißig und hilfreich. Kobolde sind viel... wie sagte mein Vater noch... dämonischer. Sie können wohlwollend, aber auch tückisch sein.“
    Ingrid bemühte sich ihren Ärger zu bekämpfen. „Und kann man irgend etwas gegen sie tun?“ fragte sie.
    „Man kann sie austreiben. Mein Vater jedenfalls kann es. ,Zeig mir einen Kobold’, hat er gesagt, ,und ich mache es mit dem größten Vergnügen!’“

    Norbert und Ingrid sahen Monika an.
    „Nein“, sagte sie, „nein, das möchte ich denn doch nicht!“ Und sie begann von Tante Ellys Besuch und den neuesten Streichen ihres Hausgespenstes zu erzählen.
    Dabei kamen die drei aus dem Lachen nicht heraus, und während sie so vergnügt beisammen waren, begann sich Ingrid mehr und mehr an Norberts Anwesenheit zu gewöhnen.
    „Schlaf doch heute nacht bei mir“, schlug Ingrid vor, „dann kann deine Tante nicht mehr behaupten, daß du an allem schuld bist.“
    Das fand Monika eine gute Idee, und sie verabredeten, daß sie schon am Nachmittag zu Ingrid kommen sollte. Zwar mußte die Freundin erst noch ihre Mutter um Erlaubnis fragen, aber sie war sicher, sie zu bekommen.
    Doch erwies es sich, daß Tante Elly ohnehin von ihrem Verdacht gegen Monika geheilt war. Amadeus war es gelungen, sie am hellen Tag von seiner Anwesenheit zu überzeugen.
    Tante Elly hatte sich nämlich einen Plan ausgedacht, wie sie dem Spuk ein Ende machen wollte. Sie wußte, daß alles mit dem altmodischen Ölbild des Jungen im hellblauen Frack und der weißen Perücke angefangen hatte. Also hatte sie sich vorgenommen, dieses Bild zu vernichten. Kaum war Herr Schmidt aus dem Haus gegangen, da hatte sie sich an die Arbeit gemacht.
    Mitten in der großen Küche stand ein Herd, der nur zur Hälfte elektrifiziert war. Die andere Hälfte, die jedoch gewöhnlich nicht benutzt wurde, war mit Holz und Kohlen zu beheizen. Schmidts hatten daran, auch als sie das Haus am Seerosenteich schon gekauft und angezahlt hatten, nichts geändert. Es schien ihnen praktisch, im Notfall auch dann kochen zu können, wenn der Strom einmal ausfiel. In diesen alten Teil des Herdes nun hatte Tante Elly Papier und Sägespäne gelegt, Holzspleiße, die sie sich selber mit dem Messer zurechtgeschnitten hatte und ein paar trockene Holzscheite, die sie im Keller gefunden hatte. Sie war eine Frau, die das, was sie anpackte, gründlich zu machen pflegte. Tatsächlich war es ihr schon nach wenigen Minuten gelungen, ein helles Feuer zu entfachen. Nichts und niemand hatte sie dabei gestört, nur hatte sie das unheimliche Gefühl nicht loswerden können, beobachtet zu werden. Aber sie hatte sich nicht beirren lassen.
    Zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Tätigkeit hatte sie das Küchenmesser genommen, mit dem sie das Holz zerkleinert hatte, und war damit in die Wohndiele gegangen. Sie hatte das Bild vom Haken nehmen, die bemalte Leinwand aus dem Rahmen lösen, zerschneiden und verbrennen wollen.
    Es war ihr auch ohne Schwierigkeiten gelungen, das Gemälde abzunehmen. Aber als sie es, mit der bemalten Seite zuunterst, auf den Tisch gelegt hatte, um die Leinwand zu lösen, war es auf und davon geflogen. Sie hatte es noch festzuhalten versucht, aber das Bild — oder vielmehr Amadeus, der es fortnahm — war stärker gewesen. In hohem Bogen war es auf den mächtigen alten Schrank geflogen, den die Schmidts sich zu Weihnachten geschenkt hatten. Dort hatte es sich sanft niedergelassen wie ein Blatt, das der Herbstwind verweht.
    Nun hätte Tante Elly eigentlich merken müssen, daß es sich nicht um mögliche telekinesische Fähigkeiten eines kleinen Mädchens, sondern um einen richtigen Spuk handelte. Vielleicht war es ihr sogar schon klargeworden, genau konnte sie das später selber nicht mehr sagen. Jedenfalls war sie so von der Idee besessen gewesen, das Gemälde zu vernichten, daß sie nicht hatte aufhören können.
    „Warte, dich kriege ich doch!“ hatte sie empört gerufen, das Küchenmesser aus der Hand gelegt und einen Stuhl zum Schrank getragen. Sie war hinaufgeklettert und hatte das Bild gepackt.
    Es hatte sich auch ohne weiteres herunterholen lassen, aber dann, als sie es wieder auf den Tisch gelegt hatte, war es wieder auf und davon geflogen, diesmal sogar in die Küche, wo es sich auf dem Zeichenschrank niedergelassen hatte.
    Tante Elly war nicht bereit, aufzugeben. Sie war wieder hinterhergerannt, hatte sich einen Stuhl diesmal an den Küchenschrank geschoben und das Bild auch wieder zu fassen
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