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Bravo, liebes Hausgespenst!

Bravo, liebes Hausgespenst!

Titel: Bravo, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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ihr ein Frühstückstablett aufs Zimmer bringen“, erbot sich Liane.
    „Das fände ich übertrieben!“ meinte Peter. „Schließlich ist sie nicht zur Winterfrische bei uns.“
    „Oder frühstücken wir einfach allein?“ Herr Schmidt kratzte sich nachdenklich am Kopf.
    „Nein, das könnte sie übelnehmen“, entschied Liane. „Ich geh rauf und werde sie wecken.“
    Während sie die Stufen hinaufstieg, wunderte sie sich, daß Tante Elly nicht von selber aufgestanden war. Sie hatte am Abend zuvor nichts davon gesagt, daß sie ausschlafen wollte. Noch dazu hatten sie sich gar nicht bemüht, leise zu sein.
    Liane klopfte an die Tür des Gästezimmers. „Tante Elly“, sagte sie erst leise und dann noch einmal ziemlich laut: „Tante Elly!“
    Sie erhielt keine Antwort.
    „Tante Elly, komm doch bitte zum Frühstück!“ Liane legte das Ohr an die Tür; es war ihr, als hörte sie drinnen ein unterdrücktes Schluchzen. „Tante Elly, was ist denn los mit dir? Ist was passiert?“ Liane wollte die Tür öffnen, aber sie war abgeschlossen. „Tante Elly, nun sag doch schon etwas!“ bat sie, jetzt schon sehr besorgt.
    Sie hörte ein Tapsen von nackten Füßen und dann eine Stimme ganz nah an der Tür, aber die Worte kamen nur undeutlich heraus.
    „Tante Elly!“ rief Liane. „Ich versteh dich nicht!“
    „Meine Sähne!“ sagte Tante Elly.
    Es dauerte eine Weile, bis Liane begriff. „Deine Zähne?“ wiederholte sie mit scharfem Z. „Was ist mit ihnen?“
    „Meine Sähne sind weg!“ Ohne Zähne konnte Tante Elly das Z offensichtlich nicht richtig aussprechen.
    „Das ist doch nicht möglich!“
    „Amadeus!“ erinnerte Tante Elly.
    „Aber Amadeus kann dir doch nicht die Zähne aus dem Mund reißen!“
    „Ich hatte sie im Wasserglas.“
    Jetzt endlich verstand Liane: Tante Elly hatte schon die sogenannten dritten Zähne, ein Gebiß, und das hatte Amadeus ihr gestohlen. Sie hätte gelacht, wenn Tante Elly ihr nicht so leid getan hätte. „Bestimmt hat er sie irgendwo versteckt.“
    „Nein! Ich habe schon im gansen Simmer gesucht!“
    „Dann werden wir das Haus auf den Kopf stellen! Nur nicht verzweifeln, Tante Elly! Deine Zähne finden wir schon!“
    Liane raste hinunter und verkündete die Hiobsbotschaft. Sie ließen das Frühstück Frühstück sein und machten sich auf die Suche. Zuerst blickten sie nur auf und unter sämtliche Möbel, aber endlich mußten sie sich auch entschließen, in den Fächern und Schubladen nachzusehen, und das war eine Heidenarbeit. Tante Ellys dritte Zähne fanden sie nicht.
    Bedrückt saßen sie zusammen und überlegten, was jetzt zu tun sei, als Monika von Ingrid nach Hause kam; sie hatte zur Feier des Krankenbesuches ihre Skihose mit einem Rock vertauschen wollen. Aber dazu kam sie nicht, denn selbstverständlich erzählten ihr die anderen sofort von Amadeus’ neuestem Streich.
    Monika kriegte ganz große Augen vor lauter Mitleid; sie begriff, wie schlimm es für die elegante Tante Elly sein mußte, daß sie alle jetzt von ihren falschen Zähnen wußten. „Das finde ich aber gar nicht komisch“, sagte sie.
    „Kannst du dir vorstellen, wo Amadeus sie versteckt haben könnte?“ fragte Herr Schmidt.
    „Versteckt hat er sie sicher nicht, das ist nicht seine Art. Eher hat er sie ganz auffällig zur Schau gestellt... Bloß, daß es euch noch nicht aufgefallen ist.“
    „Hier im Haus haben wir alles abgesucht!“ erklärte Liane.
    „Dann sind sie vielleicht draußen! Ich werde mich mal auf den Weg zur Ruine machen.“ Monika, die noch angezogen war, ging zur Haustür.
    „Warte auf uns!“ riefen Peter und Liane. „Wir kommen mit!“ Wenige Minuten später waren auch sie warm vermummt, und die drei zogen los.
    „Augen offenhalten!“ mahnte Monika.
    „Wie kommst du ausgerechnet auf die Ruine?“ fragte Peter. „Hätten wir uns nicht besser zuerst im Stall, in der Garage und der Töpferwerkstatt umsehen sollen?“
    „Das kannst du ja tun, wenn es dir richtiger erscheint! Ich tippe auf die Ruine!“
    Da Liane und Peter der kleinen Schwester die größeren Erfahrungen mit dem Hausgespenst zuerkannten, folgten sie ihr ohne weiteren Einspruch. Aber sie brauchten gar nicht bis zur Ruine zu gehen. Jenseits des Seerosenteiches stand ein alter Weidenbaum, dessen Äste tief über den zugefrorenen See hingen. In seinen Zweigen entdeckte Monika ein schimmerndes Gebilde, das, gelblich und rosa, scharf von dem weißen Schnee und dem dunklen Holz abstach.
    „Da!“ schrie sie und
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