Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bravo, liebes Hausgespenst!

Bravo, liebes Hausgespenst!

Titel: Bravo, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
Vom Netzwerk:
zugegangen ist, bevor sie Amadeus versöhnt hat!“
    „Oh, das weiß ich“, sagte Tante Elly, „davon habe ich schon eine gehörige Kostprobe bekommen.“
    „Du meinst die Erscheinungen von gestern nachmittag? Die waren noch gar nichts.“
    „Zwischen gestern und heute liegt eine ganze Nacht.“
    Darauf sagte der Vater nichts, aber sein Schweigen wirkte auf Monika wie ein großes Fragezeichen. Auch sie spitzte die Ohren.
    „Ich bin ein umsichtiger Mensch“, erklärte Tante Elly, „also habe ich mich gestern abend nicht sorglos schlafen gelegt, sondern eure Warnungen beachtet, das heißt, ich habe Bänder an alle vier Zipfel der Bettdecke genäht und sie so an das Gestell gebunden.“
    „Donnerwetter!“ Aus Herrn Schmidts Stimme klang echte Bewunderung. „Daran hätte ich nie gedacht.“
    „Es hat mir sehr wenig genützt“, bekannte Tante Elly. „Nicht?“
    „Nein. Zuerst versuchte Monika... pardon, das Hausgespenst, es mit Krach. Davon hörte ich wenig, denn ich hatte mir die Ohren mit Wachs verstopft. Dann fing die Lampe an zu schaukeln. Das sah recht bedrohlich aus, aber ich kniff einfach die Augen zu. Ich war entschlossen zu schlafen, aber dann...“
    Sie machte eine kleine Pause, sei es, um die Spannung zu steigern oder weil es ihr unangenehm war, ihren Reinfall zu gestehen.
    „Was war dann?“ fragte Herr Schmidt gespannt.
    „Mein Bett begann zu schaukeln, das ganze Bett. Natürlich machte ich mich so schwer wie möglich, aber es half nichts. Schließlich — du wirst es nicht für möglich halten, aber es war wirklich so — hob sich das Bett vom Boden und flog mit mir durch das Zimmer. Kreuz und quer und auf und ab.“
    Monika, auf der Treppe, mußte grinsen.
    „Sag jetzt nur nicht, ich hätte geträumt, Max! Das stimmt nämlich nicht!“ fuhr Tante Elly unten fort. „Ich war hellwach. Ich habe es wirklich erlebt. Ich wurde regelrecht seekrank davon.“
    „Das glaube ich dir ohne weiteres. Was du erzählst, ist typisch Amadeus.“
    „Nein, Max, da irrst du dich gewaltig! Monika steckt dahinter!“
    „So ein Unsinn, Elly! Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, daß Monika imstande ist, dich samt deinem Bett durch die Gegend zu schaukeln?“
    „Doch. Sie verfügt über telekinesische Fähigkeiten. Das habe ich dir ja schon gestern klarzumachen versucht. Solche telekinesischen Kräfte sind natürlich viel stärker als körperliche.“
    „Unsinn!“
    „Das ist kein Argument, Max. Monika hat mich vom ersten Augenblick an abgelehnt. Das habe ich sofort gespürt. Sie will mich aus dem Haus ekeln.“
    „Nein, nein, Elly, du täuschst dich. Monika weiß, daß wir auf dich angewiesen sind.“
    „Das ändert nichts daran, daß sie mich nicht mag.“
    „Selbst wenn es so wäre, ist sie nie und nimmer imstande, solche Kunststückchen zu vollführen.“
    „Ist sie doch! Max, ich sage dir allen Ernstes: Gib das Kind aus dem Haus, und du wirst deine Ruhe haben.“
    „Wie stellst du dir das vor?!“
    „Tu sie in ein Internat!“
    „Nein, Elly. Ich weiß, du meinst es gut... ich hoffe, du meinst es gut, aber das kommt nicht in Frage. Selbst wenn du mich überzeugen könntest, daß Monika hinter diesen Spukerscheinungen steckt — was übrigens keineswegs der Fall ist —, würde ich sie nicht von der Familie trennen.“
    Monikas Herz wurde warm bei diesen Worten.
    „Sieh sie dir doch nur an! Diese roten Haare und die gritze-grünen Augen! Sie ist eine richtige kleine Hexe.“
    „Bei dir piept’s ja, Elly“, widersprach der Vater ruhig. „Die roten Haare hat Monika von meiner Mutter und die grünen Augen von meiner Frau. Daran ist durchaus nichts Unnatürliches. Aber über dich muß ich mich wundern: An die Existenz unseres Hausgespenstes willst du nicht glauben, aber du schreckst nicht davor zurück, Monika als Hexe zu verschreien.“ Tante Elly merkte, daß sie zu weit gegangen ist. „Na ja, vielleicht hast du recht, Max. Ich glaube ja selber nicht an Hexen...“, ihre Stimme wurde wieder lauter, „... aber auch nicht an Gespenster!“
    „Wenn du wirklich so lange bei uns bleiben willst, bis Hilde wieder gesund ist, wirst du es lernen.“
    „Nie und nimmer! Und wenn es hier ein Hausgespenst gibt... wenn es diesen Amadeus wirklich gibt, dann wird er mich kennenlernen. Wir werden ja sehen, wer stärker ist — er oder ich! Ich fürchte mich nicht!“
    In diesem Augenblick rutschten Monika Kehrblech und Besen aus der Hand und kollerten polternd die Treppe hinunter. Tante Elly sprang auf.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher