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Bravo, liebes Hausgespenst!

Bravo, liebes Hausgespenst!

Titel: Bravo, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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Nebengebäude herumzulaufen. Er begrüßte Monika freudig und ließ sich willig an die Kette legen.
    Im Pferdestall war es so warm, daß Monika Anorak und Mütze ablegen konnte. Sie zog den Arbeitskittel über, begrüßte Bodo mit freundlichen Worten und führte ihn aus seiner Box heraus, damit sie diese ungestört und gründlich ausmisten konnte. Dann legte sie ihm eine Schicht Stroh ein und gab ihm Mischfutter in die Krippe. Geduldig wartete sie ab, bis Bodo die Mahlzeit verspeist hatte und vertrieb sich die Zeit damit, ihm von Tante Elly zu erzählen. Zum Nachtisch bekam er einen Eimer Wasser. Danach striegelte sie ihn von Kopf bis Fuß. Das war eine Heidenarbeit, die ihre Kräfte fast überschritt, und nie war sie ganz zufrieden mit ihrem Werk. Obwohl sie Bodo am liebsten allein versorgt hätte, war sie dem Vater doch dankbar, daß er an den Wochenenden das Putzen des Pferdes übernahm. Sie mußte ihm zugestehen, daß er das doch viel besser konnte als sie.
    Als sie ins Haus zurückkam, hatte Tante Elly die benutzten Gedecke schon vom Tisch geräumt.
    Monika blickte auf ihre Armbanduhr. „Vati muß gleich herunterkommen“, sagte sie. „Du solltest Kaffee kochen. Wenn Mutti zu Hause ist, trinkt er immer zusammen mit ihr Kaffee, bevor er ins Büro fährt.“
    „Danke für den Tip“, sagte Tante Elly. „Seinen Kaffee soll er kriegen.“
    Mit Besen, Kehrblech und Staubputzlappen bewaffnet stieg Monika nach oben. Da sie heute Zeit genug hatte, machte sie ihr Bett sorgfältiger als sonst, räumte ihr Zimmer gründlich auf und putzte es zum Schluß. Sie war glücklich über ihre eigenen vier Wände wie am ersten Tag, an dem sie aufs Land gezogen waren, und es machte ihr Spaß, den hübschen Raum in Ordnung zu halten. Außerdem hatte sie schon erkannt, daß Tante Elly hier bestimmt nichts tun würde. Monika und ihre Geschwister hatten zwar auch sonst die Verantwortung für den Zustand ihrer Zimmer, aber wenn ein Großputz fällig oder die Zeit sehr knapp war, v?ar die Mutter doch immer wieder einmal eingesprungen. Von Tante Elly war das nicht zu erwarten.
    Anschließend wusch Monika sich noch einmal selber und hüpfte dann vergnügt die Treppe hinunter. Aber als sie den Absatz erreichte, an dem die Treppe einen Knick machte, blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie hatte gehört, wie ihr Vater und Tante Elly sich sehr lebhaft unterhielten.
    Gewöhnlich pflegte Monika nicht zu horchen, und sie kannte auch den schönen Spruch „Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand’“. Aber in diesem Fall schien es ihr doch wichtig zu erfahren, was die Erwachsenen über die Spukerscheinungen im Haus am Seerosenteich wirklich dachten. Sie sollte es gleich erfahren.
    „Du tust Monika unrecht“, sagte Herr Schmidt entschieden, „sie ist ein gutes Mädchen...“
    „Daran zweifle ich ja gar nicht!“ warf Tante Elly dazwischen. „Wenn jemand im Haus mit anfaßt, dann ist es Monika! Sie versorgt fast allein Bodo, obwohl Liane eigentlich genauso verantwortlich für das Pferd ist, und wenn sie nicht wäre, wäre Kaspar längst verhungert und verlaust. Peter kümmert sich nämlich herzlich wenig um ihn.“
    „Aber darum geht es doch gar nicht!“
    „Monika hat auch als einzige meiner Frau im Sommer tüchtig im Garten geholfen.“
    „Max, Max!“ rief Tante Elly. „Warum willst du mich denn nicht verstehen?! Alles, was du sagst, bestätigt mich ja nur in meiner Meinung. Verstehst du denn gar nichts von Psychologie? Monika ist ein Nachzügler. Als sie auf die Welt kam, hatten sich Peter und Liane längst einen festen Platz in euren Herzen erobert. Monika aber will genauso geliebt werden. Deshalb ist sie so tüchtig und strengt sich an. Ihr lobt sie dafür, nehme ich an. Aber das genügt ihr nicht...“
    „Wir lieben Monika genauso wie die anderen beiden!“ warf der Vater ein.
    „Das mag ja sein, aber sie will wahrscheinlich mehr geliebt werden. Wer kann ihr das verargen? Als ihr noch in München lebtet, hatte sie nur wenig Gelegenheit, sich hervorzutun. Aber als ihr in dies alte Haus auf dem Land zogt, in dem es knarrt und knackt und das für Stadtmenschen wirklich ein wenig unheimlich ist, da war ihre große Stunde gekommen. Sie erfand das Hausgespenst...“
    „Aber nein, das ist keine Erfindung!“
    „Was denn sonst? Dieses schauerliche Ölgemälde hat sie auf die Idee gebracht! Genau wie der Knabe auf dem Bild aussieht, so schildert sie ja ihren verflixten Amadeus!“
    „Wenn du nur wüßtest, wie es hier
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