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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen
Autoren: Dean R. Koontz
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gewinnen, an das Spiel heranging, wie das früher einmal sein Stil gewesen war. Er war im Juni aus der NSA ausgetreten. Seither lebte er von den Zinsen der Erbschaft, die ihm vor langer Zeit sein Vater hinterlassen hatte. Im nächsten Frühjahr hatte er vor, eine neue Tätigkeit aufzunehmen, irgendein kleines Geschäft, in dem er sein eigener Herr war und selbst über seine Zeit bestimmen konnte. Als dann später am Nachmittag die Frauen in der Küche Salat machten, standen Lem und Walt am Grill und kümmerten sich um die Steaks.
    »Dann kennt man dich in der Agency immer noch als den Mann, der die Banodyne-Krise verpatzt hat?«
    »So wird man mich bis in alle Ewigkeit kennen.«
    »Aber deine Pension kriegst du trotzdem?« fragte Walt.
    »Nun, schließlich habe ich dreiundzwanzig Jahre für die geschuftet.«
    »Trotzdem kommt es mir einfach nicht richtig vor, daß einer den größten Fall des ganzen Jahrhunderts versaut und mit sechsundvierzig mit voller Pension einfach das Weite sucht.«
    »Drei Viertel meiner Pension.«
    Walt atmete tief ein und genoß den duftenden Rauch, der von den Steaks aufstieg.
    »Trotzdem. Ich möchte wissen, was aus unserem Land geworden ist. In weniger liberalen Zeiten hätte man Versager wie dich ausgepeitscht und zumindest an den Pranger gestellt.« Er holte noch einmal tief Luft und sagte:
    »Erzähl mir noch einmal, wie das in der Küche bei den beiden war.« Lem hatte es schon hundertmal erzählt, aber Walt wurde nie müde, es immer wieder zu hören.
    »Nun, das ganze Haus war wie aus dem Schächtelchen. Richtig blitzsauber. Und Cornell und seine Frau sind auch selber äußerst gepflegt. Und dann sagen sie mir, der Hund sei seit zwei Wochen tot, tot und begraben. Cornell kriegt seinen Wutanfall, zerrt mich am Hemd aus dem Stuhl und funkelt mich an, als würde er mir gleich den Kopf abreißen. Als er mich losläßt, ziehe ich mir die Krawatte zurecht, glätte mein Hemd ... und schau' an meiner Hose runter, irgendwie gewohnheitsmäßig - da sehe ich diese goldenen Haare. Hundehaare. Von einem Retriever, verdammt. Kann es nun wirklich sein, daß diese ordnungsliebenden Menschen, ganz besonders, wo sie doch die Zeit totschlagen und sich selbst von der Tragödie ablenken müssen, wirklich nicht die Zeit haben, in mehr als zwei Wochen das Haus sauberzumachen?«
    »Deine ganzen Hosenbeine waren voller Haare«, sagte Walt.
    »Hunderte von Haaren.«
    »Als ob der Hund gerade noch dagesessen hätte, Minuten, bevor du reinkamst.«
    »So, als hätte ich mich, wenn ich zwei Minuten eher gekommen wäre, auf den Hund selber gesetzt.« Walt drehte die Steaks auf dem Grill um.
    »Du bist ein Mann mit ausgezeichneter Beobachtungsgabe, Lem, und damit hättest du in deinem Beruf sehr weit kommen müssen. Ich begreife einfach nicht, wie du es bei all deinen Talenten fertiggebracht hast, den Banodyne-Fall so gründlich zu verpatzen.« Sie lachten beide, wie immer.
    »Einfach Glück, schätze ich«, sagte Lem, wie immer, und dann lachte er wieder.
    Als James Garrison Hyatt am 28. Juni seinen dritten Geburtstag feierte, erwartete seine Mutter sein künftiges Schwesterchen.
    Sie feierten eine Party in dem Holzhaus an den bewaldeten Hängen über dem Pazifik. Weil die Hyatts vorhatten, bald in ein neues, größeres Haus ein Stück weiter oben an der Küste zu ziehen, sollte es eine unvergeßliche Party werden, nicht nur zur Feier des Geburtstages, sondern auch als Abschied von dem Haus, das erste Zuflucht der Familie gewesen war. Jim Keene kam mit Pooka und Sadie, seinen zwei schwarzen Labradors, und seinem jungen Golden Retriever Leonardo, der gewöhnlich Leo gerufen wurde, aus Carmel herauf. Ein paar enge Freunde kamen aus dem Immobilienbüro, wo Sam - Travis, wie ihn alle nannten -in Carmel Highlands arbeitete, und aus der Galerie, wo Noras Gemälde ausgestellt und verkauft wurden. Auch diese Freunde brachten ihre Retriever, alles Nachkommen des zweiten Wurfs von Einstein und seiner Gefährtin Minnie. Nur Garrison Dilworth fehlte. Er war im vergangenen Jahr im Schlaf gestorben. Sie hatten einen wunderschönen Tag, verbrachten herrliche Stunden, nicht nur, weil sie Freunde waren und es ihnen Freude bereitete, zusammen zu sein, sondern auch deshalb, weil sie ein geheimes Wunder miteinander teilten, eine Freude, die sie für alle Zeiten zu einer weitverzweigten Familie verband. Auch die Angehörigen des ersten Wurfes, die wegzugeben Travis und Nora einfach nicht ertragen hätten und die ebenfalls in dem
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