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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen
Autoren: Dean R. Koontz
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in den Flur. Vom Regen durchnäßt, schlammbedeckt, immer noch von seinem Kampf gegen die Staupe geschwächt, bellte Einstein nichtsdestoweniger wild, versuchte den Outsider zu verscheuchen. Die Uzi schußbereit, machte Travis einen Schritt in den Korridor hinein. Nora packte ihn am Arm.
    »Nicht! Laß uns hier verschwinden!«
    »Nein. Wir müssen uns ihm stellen.«
    »Aber zu unseren Bedingungen«, sagte sie.
    »Das sind jetzt die besten Bedingungen, die wir je bekommen werden.« Zwei weitere Gemälde flogen aus dem Atelier und fielen klappernd auf den anwachsenden Haufen zerstörter Bilder. Einstein hatte jetzt aufgehört zu bellen, und ein tiefes Knurren kam aus seiner Kehle.
    Gemeinsam bewegten sie sich den Flur hinunter, auf die offene Tür von Noras Studio zu. Travis' Erfahrung und seine Ausbildung sagten ihm, daß sie sich teilen, ausschwärmen mußten, statt als Gruppe ein einziges Ziel zu bilden. Aber dies hier war nicht Delta Force, und ihr Feind war auch kein gewöhnlicher Terrorist. Wenn sie sich aufteilten, würden sie einen Teil der Courage verlieren, die sie brauchten, sich dem Ding zu stellen. Die bloße Nähe des anderen verlieh ihnen Stärke. Sie hatten die Hälfte des Weges zum Atelier zurückgelegt, als der Outsider einen schrillen Schrei ausstieß. Der eisige Ton durchfuhr Travis wie ein Stich und ließ ihn bis ins Mark erstarren. Er und Nora blieben stehen, aber Einstein machte zwei weitere Schritte, ehe er innehielt. Der Hund zitterte heftig. Jetzt bemerkte Travis, daß auch er zitterte. Und das Zittern verstärkte den Schmerz in seiner Schulter noch.
    Mit einem Satz zur offenen Tür hindurch brach er den Bann, trat auf zerfetzte Bilder und jagte einen Feuerstoß ins Studio. Der Rückstoß der Waffe, wiewohl schwach, war wie ein Meißel, der gegen seine Wunde hämmerte. Er traf nichts, hörte nichts schreien, sah keine Spur des Feindes.
    Der Fußboden drinnen war übersät von einem Dutzend zer fetzter Gemälde und den Scherben der zerbrochenen Fensterscheibe, durch die das Ding sich Zutritt verschafft hatte, nach dem es auf das Dach der vorderen Veranda geklettert war.
    Travis stand breitbeinig da. Wartete. Die Waffe in beiden Händen. Blinzelte, um den Schweiß aus den Augen zu kriegen. Versuchte den brennenden Schmerz an der rechten Schulter zu ignorieren. Wartete.
    Der Outsider mußte sich links von der Türöffnung befinden - oder hinter der offenen Tür auf der rechten Seite, geduckt, sprungbereit. Wenn er ihm Zeit ließ, würde er des Wartens vielleicht müde werden und ihn anspringen, und dann konnte er ihn durch die Türöffnung mit einem Feuerstoß niedermähen.
    Nein, er ist genauso schlau wie Einstein, sagte er sich. Würde Einstein so dumm sein und mich durch eine schmale Türöffnung anspringen? Nein. Nein, er wird etwas Intelligenteres tun, etwas Unerwartetes.
    Der Himmel explodierte mit einem so mächtigen Donner-hall, daß die Fenster vibrierten und das Haus erzitterte. Ein Kettenblitz zischte über den Taghimmel.
    Komm nur, du Schweinehund, zeig dich.
    Er blickte zu Nora und Einstein, die ein paar Schritte von ihm entfernt standen, das Schlafzimmer auf der einen, das Badezimmer auf der anderen Seite, die Treppe hinter sich.
    Er schaute wieder durch die Türöffnung, auf das Fensterglas in all dem Durcheinander auf dem Boden. Plötzlich war er überzeugt, daß der Outsider sich gar nicht mehr im Studio befand, daß er durch das Fenster nach draußen gestiegen war, auf das Dach der vorderen Veranda, und jetzt aus einem anderen Teil des Hauses wieder angriff, durch eine andere Tür, vielleicht aus einem der Schlafzimmer oder dem Badezimmer oder sie vielleicht mit einem schrillen Schrei von der Treppe aus anfiel.
    Er winkte Nora zu sich heran.
    »Gib mir Feuerschutz.«
    Ehe sie etwas einwenden konnte, ging er geduckt durch die  Tür ins Studio, wäre über all den Trümmern fast zu Fall gekommen. Aber er blieb auf den Füßen und schwankte herum, bereit, das Feuer zu eröffnen, falls das Ding vor ihm stehen sollte. Es war fort. Die Schranktür stand offen. Der Schrank leer. Er ging zum eingeschlagenen Fenster und schaute vorsichtig auf das vom Regen überschwemmte Dach der Veranda hinaus. Der Wind fing sich an den gefährlich scharfen Glassplittern, die noch aus dem Fensterrahmen stachen. Er wandte sich um, tat einen Schritt in Richtung Flur. Er konnte Nora draußen stehen sehen, die ihn ansah, verängstigt, aber entschlossen die Uzi umklammernd. Hinter ihr öffnete sich jetzt
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