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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen
Autoren: Dean R. Koontz
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die Tür zum künftigen Kinderzimmer - und da war es ... mit glühenden gelben Augen. Seine mächtigen Kinnladen öffneten sich weit, voll mit Zähnen, schärfer als die heimtückischen Glassplitter im Fensterrahmen. Auch sie hatte es wahrgenommen, begann sich umzudrehen. Aber es schlug nach ihr, ehe sie die Gelegenheit zum Schießen hatte. Die Bestie riß ihr die Uzi aus den Händen. Aber das Scheusal bekam keine Gelegenheit, ihr mit seinen rasiermesserscharfen, fünfzehn Zentimeter langen Klauen an den Leib zu gehen, denn im selben Augenblick, in dem es ihr die Uzi wegriß, griff Einstein fletschend an. Katzenartig schnell wandte der Outsider seine Aufmerksamkeit dem Hund zu. Er schnellte herum, die langen Arme, so als hätten sie mehr als nur ein Ellbogengelenk, sausten peitschenartig nieder. Er schnappte Einstein mit beiden scheußlichen Händen und hob ihn hoch. Travis rannte quer durchs Studio zur Tür, hatte aber keine freie Schußline auf den Outsider, weil Nora zw ischen ihm und dem scheußlichen Ding stand. Als Travis' die Tür erreichte, schrie er, sie solle sich fallen lassen, damit er schießen könne, und das tat sie sofort - aber bereits zu spät. Der Outsider schleuderte Einstein ins Kinderzimmer und knallte die Tür zu, als wäre er ein böser, aus einem Alptraum gezeugter Schachtelteufel, der aus seinem Kasten gefahren und mit seiner Beute
    wieder darin verschwunden war - und alles in Sekunden- schnelle. Einstein jaulte, Nora rannte auf die Kinderzimmertür zu.
    »Nein!« schrie Travis und riß sie beiseite. Er zielte mit seinem automatischen Karabiner auf die verschlossene Tür und leerte den Rest des Magazins in sie, damit wenigstens dreißig Löcher ins Holz schlagend, schrie zwischen zusammengebissenen Zähnen auf, als Schmerz durch seine Schulter flammte. Es bestand ein gewisses Risiko, Einstein zu treffen, aber der Retriever befand sich in noch viel größerer Gefahr, wenn Travis das Feuer nicht eröffnete. Als der Karabiner aufhörte. Kugeln zu speien, riß Travis das leere Magazin heraus, holte das volle aus der Tasche und rammte es in die Gewehrkammer. Dann trat er die ruinierte Tür auf und betrat das Kinderzimmer. Das Fenster stand offen, die Vorhänge bauschten sich im Wind. Der Outsider war fort. Einstein lag auf dem Boden an der Wand, reglos, mit Blut bedeckt. Als Nora den Retriever sah, entrang sich ihr ein Laut der Qual. Vom Fenster aus entdeckte Travis Blutflecken, die sich über das Dach der Veranda zogen. Der peitschende Regen würde sie in wenigen Augenblicken weggewaschen haben. Er nahm eine Bewegung wahr und schaute zur Scheune hinüber, wo der Outsider gerade durch die große Tür verschwand. Nora beugte sich über den Hund und sagte:
    »O mein Gott, Travis, mein Gott -nach allem, was er durchgemacht hat, muß er jetzt so sterben.«
    »Ich hol' mir diesen Schweinehund, diesen Bastard«, stieß Travis durch die zusammengebissenen Zähne hervor.
    »Er ist in der Scheune.« Sie folgte ihm zur Tür, und er sagte:
    »Nein! Ruf Jim Keene an und bleib dann bei Einstein. Bleib bei Einstein.«

    »Aber du brauchst mich jetzt! Du kannst ihm nicht allein folgen.«
    »Einstein braucht dich!«
    »Einstein ist tot«, sagte sie unter Tränen.

    »Sag das nicht!« brüllte er. Ihm war klar, wie irrational er sich verhielt, als glaubte er, Einstein werde erst dann wirklich tot sein, wenn sie sagten, er sei tot. Aber er hatte keine Gewalt über sich.
    »Sag nicht, daß er tot ist. Bleib hier bei ihm, verdammt. Ich hab' dieser Scheißausgeburt der Hölle bereits eins  versetzt, ordentlich versetzt, glaube ich, sie blutet, und ich kann sie allein erledigen. Ruf Jim Keene an, und bleib bei Einstein.« Er hatte außerdem noch Angst, all die Aufregung würde bei ihr zu einer Fehlgeburt führen - wenn das nicht ohnehin schon der Fall war. Dann würden sie nicht nur Einstein, sondern auch das Baby verloren haben. Er rannte hinaus. In deinem jetzigen Zustand darfst du nicht in die Scheune, sagte er sich. Du mußt zuerst ruhig werden. Nora aufzutragen, den Tierarzt zu einem toten Hund zu rufen und bei dem Hund zu bleiben, wenn er sie doch in Wirklichkeit an seiner Seite brauchte ... So ging das nicht. Es geht nicht, daß du deine Wut und deinen Rachedurst Gewalt über dich gewinnen läßt. Das geht nicht. Aber er konnte nicht stehenbleiben. Sein ganzes Leben lang hatte er Menschen verlo ren, die er liebte. Und abgesehen von der Zeit bei Delta Force, hatte er nie etwas gehabt, dem er Schläge
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