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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen
Autoren: Dean R. Koontz
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Überraschung öffnete Cornell die Tür.
    »Sie können gerne reinkommen.«
    Cornell trug ein ärmelloses T-Shirt, allem Anschein nach wegen eines umfangreichen Verbandes, der den größten Teil seiner rechten Schulter bedeckte. Er führte Lem durch einen Vorraum in die Küche, wo seine Frau am Tisch saß und Äpfel schälte.
    »Mr. Johnson«, sagte sie. Lem lächelte und meinte:
    »Wie ich sehe, bin ich weithin bekannt.« Cornell setzte sich an den Tisch und griff nach einer Tasse Kaffee. Lem bot er keinen Kaffee an. Lem stand einen Augenblick lang verlegen da und setzte sich schließlich zu ihnen. Dann meinte er:
    »Nun, das war ja unvermeidbar, wissen Sie? Über kurz oder lang mußten wir Sie finden.« Sie schälte Äpfel und sagte nichts. Ihr Mann staute in seinen Kaffee. Was stimmt mit denen nicht? fragte sich Lem. Das glich nicht im entferntesten einer jener Szenen, wie er sie sich vorgestellt hatte. Er war auf Panik vorbereitet gewesen, auf Zorn, auf Niedergeschlagenheit und vieles andere, aber nicht auf diese eigenartige Teilnahmslosigkeit. Es schien ihnen überhaupt nichts auszumachen, daß er sie endlich doch aufgespürt hatte.
    »Interessiert es Sie nicht, wie wir Sie ausfindig gemacht haben?« fragte er. Die Frau schüttelte den Kopf. Cornell meinte:
    »Wenn Sie es uns wirklich sagen wollen, schön, dann machen Sie sich den Spaß.« Lem runzelte verwirrt die Stirn und meinte:
    »Nun, eigentlich war es ganz einfach. Wir wußten, daß Mr. Dilworth Sie aus irgendeinem Haus oder Geschäftslokal einige Blocks entfernt von dem Park nördlich des Hafens angerufen haben muß. Also haben wir unsere Computer mit den Aufzeichnungen der Telefongesellschaft verkoppelt - mit deren Erlaubnis natürlich - und Leute darangesetzt, sämtliche Femgespräche zu überprüfen, die in jener Nacht von allen Nummern im Umkreis des Parks geführt wurden. Das brachte nichts ein. Aber dann fiel uns ein, daß im Falle eines R-Gesprächs die Gebühren nicht der Nummer angelastet werden, von der aus das Gespräch geführt wird; sie erscheint in den Aufzeichnungen der Person, die das R-Gespräch annimmt - und das waren Sie. Aber außerdem taucht sie auch noch in einer besonderen Registratur der Telefongesellschaft auf, damit sie das Gespräch bestätigen können, falls die Person, die das R-Gespräch angenommen hat, später die Zahlung ablehnt. Diese besondere Registratur, die übrigens sehr klein ist, haben wir durchsucht und dabei schnell ein Gespräch gefunden, das von einem Haus nördlich des Strandparks mit Ihrer Nummer hier geführt wurde. Als wir diese Adresse aufsuchten und mit den Leuten redeten - Essenby heißt die Familie -, kamen wir auf einen jungen Mann namens Tommy und konnten, auch wenn es einige Zeit in Anspruch nahm, herausbekommen, daß Dilworth tatsächlich ihr Telefon benutzt hatte. Der erste Teil war schrecklich zeitraubend, er hat Wochen und Wochen in Anspruch genommen. Aber dann ... Kinderspiel.«
    »Wollen Sie jetzt einen Orden - oder was?« fragte Cornell. Die Frau griff nach einem weiteren Apfel, viertelte ihn und begann ihn zu schälen.
    Sie machten es ihm nicht leicht - aber seine Absichten waren auch ganz andere als die, die sie vermutlich erwarteten. Man konnte sie nicht dafür kritisieren, daß sie kühl blieben, wo sie doch nicht wußten, daß er als Freund gekommen war.
    Er sagte:
    »Hören Sie, ich habe meine Leute unten am Highway gelassen. Ich hab' ihnen gesagt. Sie könnten vielleicht in Panik geraten, etwas Dummes tun, wenn Sie uns als Gruppe kommen sähen. Aber in Wirklichkeit bin ich gekommen, um ... Ihnen ein Angebot zu machen.« Jetzt sahen ihn beide plötzlich interessiert an.
    »Ich gebe diesen gottverdammten Job im Frühling auf«, fuhr er fort.
    »Warum ich das tue ... brauchen Sie nicht zu wissen, es geht Sie auch nichts an. Sagen wir einfach, daß ich eine Wandlung durchgemacht habe, daß ich gelernt habe, mit einem Mißerfolg zu leben, und jetzt macht mir so was keine Angst mehr.« Er seufzte und zuckte die Achseln.
    »Jedenfalls gehört der Hund nicht in einen Käfig. Mir ist es scheißegal, was die sagen und was die wollen -ich weiß, was richtig ist. Ich weiß, wie es ist, wenn man in einem Käfig steckt. Ich war den größten Teil meines Lebens in einem, bis vor ganz kurzer Zeit. Der Hund soll nicht wieder dahin zurück. Was ich vorschlagen werde, ist, daß Sie ihn jetzt von hier .wegschaffen. Mr. Cornell, ihn durch den Wald bringen und irgendwo lassen, wo er in Sicherheit ist, dann
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