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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens
Autoren: Blanche Mosler
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Irgendwie hatte ich nichts dagegen, denn jetzt kam mir ein blonder, großer, gutgebauter, pfeifenrauchender Mann entgegen.
    »Hallo, Sally.« Seine tiefe Stimme klang warm und freundlich. »Sag, du hast dich aber mächtig herausgemacht. Ich verspreche, nie mehr wütend zu werden, wenn du mir nachläufst. Also – rothaarig bist du immer noch. Blaue Augen – oder graue? Verdammt, nach all dem Vitamin A, das ich verschlungen habe, muß ich mir da doch sicher sein! Sonst verklage ich morgen früh das Reformhaus!«
    Ich lachte. Ich mochte seine scherzhafte Art. Aber wenn er es schon nicht wußte, dann wußte jedenfalls ich, daß dies nicht der Augenblick dafür war. Ein alter Mann war ermordet worden, und er hatte gesagt, daß es weitere Morde geben würde… »Sie sind blau«, sagte ich schnell. »Weißt du, Bob, du machst auch nicht gerade einen heruntergekommenen Eindruck.
    »Danke. Und jetzt, wie der gütige St. Bernhard wohl fragen würde: Wie wär’s mit ’nem guten, steifen Drink?«
    Das Angebot war zu verlockend. Ich fühlte mich geistig und physisch erschöpft. »Aber nur einen kleinen. Ich bin zwar in Eile, aber da kann ich nicht widerstehen. Außerdem möchte ich gern deine Frau kennenlernen.«
    Im schwachen Licht der Straßenlaterne sah ich, wie Bob mich nachdenklich musterte. »Ja, du siehst aus, als könntest du wirklich einen Drink gebrauchen, ›Red‹ – nannte ich dich nicht immer so? Aber eine Mrs. Ellison kann ich nicht vorzeigen. Es gibt keine.«
    »Oh?« Ich mußte mir eingestehen, bei dieser Antwort ein Gefühl der Erleichterung empfunden zu haben. Andererseits war ich in Santa Fe, um über meine Liebe zu Jay Hallum hinwegzukommen. Warum also sollte es etwas ausmachen, ob Bob…
    Bob grinste. »Du mußt mir damals die Frauen versauert haben. Oder die Jungs in der Schule zogen mich so mit dir auf. Ja,  das  war es. Du warst gar nicht so ohne, weißt du.«
    Bei all seiner Neckerei verlor Bob keine Zeit. Ein paar Minuten später fuhr er mir in seinem kleinen, roten Wagen voraus, und ich folgte ihm wieder, wie vor so vielen Jahren! Aber auch mit seiner Hilfe war die Hacienda Montera nicht leicht zu finden. Hätte Bob nicht einen mexikanischen Eselreiter gefragt, wir hätten den schmalen Seitenweg, der zu ihr hinaufführte, wohl niemals bemerkt.
    »Si, Senior«, sagte der Mann höflich. »Die Hacienda Montera ist schwer zu finden. Jahrelang habe ich Feuerholz dort hinaufgebracht, aber in letzter Zeit… habe ich das Gefühl, daß sie ihre besten Tage bald schon hinter sich hat, eine traurige Sache, Senior…«
    Als wir in den engen, gewundenen Weg einbogen, gingen mir seine Worte noch immer im Kopf herum.  Ihre besten Tage sind bald vorüber… ihre besten Tage sind bald vorüber…
    Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Und wenn ihre besten Tage  jetzt schon  vorüber waren?  War es vielleicht schon zu spät?
    Hoch in der Sangre de Cristos duckte sich die Hacienda Montera hinter die sie umgebende Ziegelmauer wie eine Festung. Ich hatte schon andere Haciendas gesehen, aber keine war mit ihr zu vergleichen. Einsam… stolz… geheimnisvoll. Ein leichter Wind rauschte durch die Zweige der Bäume und schien mir zuzuflüstern:  »Ich bin Jahrhunderte alt… In meinen Mauern haben sich seltsame Dinge zugetragen… Die großen Zimmer bergen viele Geheimnisse… Aber wo andere Haciendas sich zusammendrängen, stehe ich allein… Fürchte mich vor nichts… vor niemandem. Ich mag gezeichnet sein von der Zeit… Und müde… Aber eines will ich euch sagen, ihr Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts. Ich bin immer noch stark genug, mich und die Meinen zu verteidigen. Vergeßt das nicht. Ja, seht mich nur gut an… Ich bin die Hacienda Montera!«
    Ich hielt neben Bobs Sportwagen. Hinter schweren Eisengittern leuchteten große Laternen mit warmem Schein über den Hof herüber. Als wir beide darauf zugingen, bemerkte ich, daß die Ziegelmauer unter unzähligen Rosen fast verschwand. »Hier gibt es jemand, der weiß, wie man mit kastilischen Rosen umgeht!« Bob stieß einen leisen, bewundernden Pfiff aus. »Schade, daß wir sie nicht bei Tageslicht sehen können. Da müssen diese Mauern aussehen, als seien sie aus dem Gold, das die Conquistadores immer in New Mexico gesucht und niemals gefunden haben.« Plötzlich sah er mich an und fügte hinzu: »Du bleibst doch nicht über Nacht, oder?«
    »Nein, nein. Also, ich bin dir  wirklich  sehr dankbar, daß du mir geholfen hast, hierher zu finden. Wenn du es
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