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Bossing - wenn der Chef mobbt

Titel: Bossing - wenn der Chef mobbt
Autoren: Helmut Fuchs , Andreas Huber
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sich mitzuteilen; auf die sozialen Beziehungen; auf das soziale Ansehen; auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation sowie auf die Gesundheit. Die Waffenkammern der Mobber und Bosser sind also randvoll und werden ständig fantasievoll ergänzt.
    Zu diesen Waffen zählen:

ehrverletzende Handlungen
Diskriminierungen und Demütigungen
Tätlichkeiten
sexuelle Belästigungen
grundlose Herabwürdigung der erbrachten Arbeitsleistung
vernichtende Beurteilung
soziale Isolierung
Zuteilung nutzloser oder unlösbarer Aufgaben
Maßnahmen, denen andere Kollegen und Kolleginnen nicht ausgesetzt sind
sachlich nicht begründete häufige Arbeitskontrollen

    Die wohl akribischste Waffensuche geht auf Thomas Esser und Martin Wolmerath zurück: Sie konnten insgesamt über 120 unterschiedliche Mobbinghandlungen und neu erschlossene Waffenbereiche dokumentieren. Eine umfassende Auflistung finden Sie im Anhang ab Seite 164.
    Wie fantasievoll die Mobber sind: Da werden Arbeitsgeräte versteckt, Telefon oder Internetverbindungen gekappt. Ein Kollege wird gezielt verleumdet, seine Arbeitszeiterfassungen manipuliert. Man blockiert eine gemeinsame Tätigkeit (»mit dem nicht«), unterstellt jemandem Unehrenhaftigkeit, schwärzt ihn sogar bei Familienangehörigen an. Nächtlicher Telefonterror wird veranstaltet, der Mitarbeiter wird bedrängt, aus dem Urlaub zurückzukommen, und noch vieles mehr. Die Attacken führen bis zu körperlichen Übergriffen und sexueller Belästigung – und letztlich der Aufforderung zum Suizid.
    Zu Mobbinghandlungen zählen auch unterlassene Hilfeleistungen von Kollegen, die eine Mobbingsituation dulden, sie ignorieren, verharmlosen und negieren, oder gleich den Betroffenen die Schuld für die Attacken zuweisen.
    Mobbingattacken zielen immer auf die beiden Bereiche fachliche Autorität und soziale Persönlichkeit. Die Wahl der Waffen ist meist geschlechtsspezifisch: Mobber wollen ihre männlichen Opfer eher auf der fachlichen Ebene abschießen, Frauen auf dersozialen. Auf der Täterseite zeigen sich ähnliche Verhältnisse: Männer bevorzugen über Beleidigungen oder öffentliche Herabsetzungen den »eher direkten Weg und aktiven Umgang mit dem Opfer«, wie Mobbingexperte Jürgen Heidenreich bilanziert, »Frauen eher den indirekten durch Verbreiten von Gerüchten, Ausgrenzungen durch Schweigen oder Gespräche hinter dem Rücken der Betroffenen«. (plus Bullying-Studie 2005)

    Welche Arten von Mobbing werden am häufigsten angewandt? Die Antwort darauf gibt die Umfrage des IFAK-Instituts (www.ifak.com) im Frühjahr 2008 wie abgebildet:
    Welche Art von Mobbing haben Sie selbst am Arbeitsplatz erlebt?
Mobbingphasen: Ein Konflikt eskaliert
    Andreas ist gelernter Sachbearbeiter, seit über zehn Jahren ein zuverlässiger Kollege, ruhig, kompetent und unauffällig, von manchen sehr geschätzt, von niemandem verteufelt. Eines Tages bekommt er einen neuen Vorgesetzten, Bernd. Bernd ist jung und dynamisch; seine Ideen werden aber in der Abteilung nicht komplett akzeptiert. Offensichtlich geht es nicht nur um kluge »Verschlankungen«, sondern um Rationalisierungen. Konflikte entstehen, bleiben aber ungelöst. Bernd vergreift sich Andreas gegenüber mitunter im Ton oder kommentiert gewohnte Abläufe zunehmend ironisch.
    Doch Bernds zunehmende Kritik ist objektiv grundlos, Andreas kann seine Leistungen dokumentieren. Bernd spöttelt auch gern über Kleidung oder Frisur von Andreas, zunehmend über seine Arbeitsweise. Die Kollegen lachen teilweise mit, einige stärken Andreas, wenn der Chef nicht dabei ist. Die Atmosphäre im Team verschlechtert sich. Einige verhalten sich ängstlich, weil sie den Job nicht verlieren wollen. Andreas sucht ein klärendes Gespräch mit Bernd, erwischt den Chef aber offensichtlich auf dem falschen Fuß.
    Schließlich beschwert er sich bei der Unternehmensführung. Im Gespräch will Andreas seine Lage schildern. Bernd schafft es allerdings, jeden seiner Sätze so zu verdrehen, dass dieser als unkollegial und nicht kritikfähig dasteht. Mittlerweile leidet Andreas zunehmend unter Kopf- und Rückenschmerzen, mitunter kann er nachts kaum schlafen. Bei der Arbeit fehlt ihm die Konzentration, er ist ständig gereizt. Jetzt macht er wirklich Fehler, Aufgaben werden ihm wegen Überforderung weggenommen. Er meldet sich immer häufiger krank. Die Kommunikation mit den Kollegen leidet, man beschäftigt sich kaum noch mit ihm – er verhalte sich sowieso nur abweisend und distanziert. Außerdem mache er
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