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Bossing - wenn der Chef mobbt

Titel: Bossing - wenn der Chef mobbt
Autoren: Helmut Fuchs , Andreas Huber
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zwangsläufig führungsschwachen Führungskräften ausgehen, die die verschiedenen Anteile ihrer Persönlichkeit nicht integriert haben, sind für Leib und Seele der Bossing-Betroffenen eine untragbare Zumutung.
    Bossende Vorgesetzte haben aber auch eine betriebs- und volkswirtschaftlich desaströse Gesamtwirkung. Sie verbrennen immense Kapitalwerte ebenso wie Humankapital – eine, vielleicht sogar die wichtigste Zukunftsressource in diesem noch jungen 21. Jahrhundert.

II. Einleitung:
Kapital und
Humankapital
    Bossing ist ein Phänomen unserer Arbeitswelt. Es wird zwar kaum als solches bezeichnet, tritt jedoch relativ häufig auf. Wie alles im Wirtschafts- und Sozialleben ist auch Bossing nur in Zusammenhang mit den Rahmenbedingungen zu verstehen.
    Bossing bedeutet einen Umgang mit Menschen, der an die Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts erinnert: Das Kapital und seine industrielle Verwertung regierten, Karl Marx erkannte die entstandene Entfremdung der Arbeiter und Arbeiterinnen. Sie waren in doppelter Hinsicht entfremdet, von den Produkten ihrer Arbeit einerseits, der von ihnen produzierte Mehrwert nährte nur das Konto des Kapitalisten, und von ihren Arbeitsverhältnissen. Sie wurden kaum als Menschen wahrgenommen, sondern als entmenschlichte Anhängsel der Maschinen, die sie bedienten.
    Im heutigen Mobbing und Bossing werden Menschen wie überalterte, nutzlos gewordene Maschinen behandelt, die man wegwirft, die nicht einmal mehr als Restmüll einen Wert haben. Die Härte dieser Aussage trifft die Wirklichkeit; in den folgenden Kapiteln wird dies näher ausgeführt werden.
    Am Anfang des 21. Jahrhunderts hat sich die Wirtschaftswelt grundlegend gewandelt. Die Wissensgesellschaft ist viel stärker vom Humankapital bestimmt, Gegenwart und Zukunft werden dem Wissen und der Persönlichkeitsbildung gehören, dem modernen Dienst-Leisten. Im Mittelpunkt stehen nicht mehr die Maschinen und maschinelle Strukturen, sondern die Menschen mit ihren kommunikativen Prozessen. Die Marktdynamik moderner Dienstleistungen und ihre Wertschöpfungskette bestimmen Humanressourcen und Kompetenzen wie Beraten und Fördern, Informieren und Verkaufen, Entwickeln und Produzieren, Gestalten und Kreieren, Kommunizieren und Kooperieren.
    Geld alleine schafft auch in der globalisierten Welt kein Geld – das geht nur über real produzierte Waren und geleistete menschliche Dienste. Dies gilt für alle Akteure – auch für den Mikrokosmos der Firmen und ihre Führungskräfte. In den Unternehmen ist Mobbing und besonders Bossing allerdings weiterhin eine Art betrieblicher Massensport: Jahr für Jahr wird in kleinen undgroßen Unternehmen gegen unzählige Menschen Psychokrieg geführt. In Deutschland sollen 1 Million Menschen betroffen sein, in Österreich 200 000 bis 300 000, in der Schweiz etwa 100 000. Die meisten Mobbingopfer, etwa drei Viertel, sind weiblich. Experten schätzen das volkswirtschaftliche Minus durch Fehlzeiten, Krankheit und Behandlungskosten, Produktionsausfälle und Frühpension in Deutschland auf mindestens 15 Milliarden Euro pro Jahr. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) nennt 25 Milliarden, andere Analytiker 50 Milliarden. In Österreich geht man von einem Schaden in Höhe von 1,2 Milliarden Euro pro Jahr aus; in der Schweiz von 20 Milliarden Franken.
    Warum ist das so?
    Wie können Opfer und Täter aus ihren desaströsen Handlungsroutinen und Rollen ausbrechen?
    Wie verfallen sie gar nicht erst in kriegerische Machtspiele?
    Dieses Buch versucht eine Analyse und gibt einen Ausblick im Sinne einer speziellen Anti-Bossing-Strategie: Wir entwickeln unter dem Label Motivationale Umwertung einen Coaching-Ansatz für Frieden und Fairness, durch den beiden Parteien geholfen werden kann, von dem beide profitieren können. Als übergeordnete, gemeinsame Chefsache. Zur Stärkung und zum nachhaltigen Wachstum unseres wichtigsten Wirtschaftsgutes – des Humankapitals und unserer Human Resources. Zudem erhalten Bosser und Gebosste Anregungen zum Eigencoaching bzw. zu Schritten, die vorbeugend oder in akuten Fällen gegen das Bossing hilfreich sein können.
    Noch ist weitgehend unklar, welche Dynamik die Entwicklung nehmen wird. Eines ist jedoch jetzt schon klar: Die Destruktivität von Mobbing und Bossing verweist auf nach wie vor wirksame Trägheitskräfte aus der Zeit der Maschinenindustrie. Wer sich aber der neuen Entwicklung verschließt, wird vom weiteren Berufsleben früher oder später abgemahnt. Wie viele Kultur-, Sozial- oder
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