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Bossing - wenn der Chef mobbt

Titel: Bossing - wenn der Chef mobbt
Autoren: Helmut Fuchs , Andreas Huber
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Wirtschaftswissenschaftler und Trendforscher wie Matthias Horx gehen wir davon aus, dass in der Wirtschaft der Zukunft die »kulturellen Industrien« vorherrschend seinwerden. Dabei geht es nicht um Kultur im Sinne von großer Literatur oder Oper. Viel mehr haben wir es mit einem grundlegenden mentalen, ganzheitlich-psychologischen Wandel zu tun. Die Wertschöpfung verläuft entlang der Human Resources, betont unter anderem Horx. Dies geschieht in den Bereichen Gesundheit, Lebensqualität, Wissen, Bildung, Vernetzung, Empowerment. Und Führung natürlich.
    So möchten wir allen Unternehmen, die Bossing in seinen vielen Schattierungen für akzeptabel halten, es strategisch einsetzen und operativ fördern, allen Führungskräften, die manifest oder latent bossen, folgende Analyse über die »Geschichte der Zukunft« von Eric Händeler mit auf den Weg geben:
    »Im nächsten Strukturzyklus werden sich Aktien von Firmen rentieren, die in der Informationsgesellschaft am effizientesten mit Information umgehen, also weniger Ressourcen verlieren durch destruktive Streitereien, Statuskämpfe, Wichtigtuerei, fehlende soziale Kompetenz; Firmen, in denen ein belastbares gegenseitiges Vertrauen gewachsen ist durch Transparenz, Integrität und Verlässlichkeit; Firmen, die Jahre in ihre Mitarbeiter investieren, bis diese die Erfahrung haben, die Firma bahnbrechend weiterzubringen; Firmen, die in die umfassende Gesunderhaltung ihrer Leute investieren und deswegen auch produktivere Lösungen vorweisen.«

    Diese Entwicklung betrifft nicht nur die soften Branchen, sondern den gesamten Kapitalismus. Der alte Industriekapitalismus ist auch in seiner neoliberalen Spielart längst zum Wettcasino geworden. Die aktuelle Krise hat schmerzlich klar gemacht, dass es allerhöchste Zeit ist, die Spielregeln zu verändern. Das neue Regelwerk wird dem amerikanischen Unternehmensberater Dov Seidman zufolge vor allem einen »Wettbewerb um Anstand, Ehrlichkeit und Fairness« fördern müssen. So beantwortete er im November 2008 in einem Spiegel Online-Interview die Frage, was in der Weltwirtschaft falsch laufe, folgendermaßen:
    »Die Wirtschaft funktioniert nach dem Grundsatz: BringErgebnisse, egal wie. Welchen Charakter eine Firma hat, wie Menschen ihre Ergebnisse erzielen, spielt keine Rolle in dieser Welt. Das war aber mal anders. Denken Sie an Fußball! Guter Kapitalismus funktioniert so, dass man in eine Mannschaft investiert und viel dafür tut, dass sie gewinnt. Man ist der Mannschaft verbunden. Vielleicht wettet man sogar, aber nur auf den Sieg.«
    Warum bedeuten Ehrlichkeit und Fairness letztlich Vorteile für Firmen? »Eine hypertransparente Welt bedeutet, dass wir alle überprüfbar sind wie noch nie«, sagt Seidman, »man muss so leben, dass diese Transparenz zum eigenen Vorteil wird. So erreichen Sie Loyalität Ihrer Kunden, menschliches Vertrauen wird zur Währung von Interaktion.«
    Das Humankapital, die Menschen machen den Wert eines Unternehmens aus, sie sind wertschöpfender Wirtschaftsfaktor, an den Finanzmärkten ebenso wie in den kleinen und großen Märkten. Deswegen werden viele Führungskräfte auf allen Hierarchieebenen umdenken müssen: Die alte Zeit der Krieger und Haifische ist vorbei. Der neue Kapitalismus braucht integere Wirtschaftsführer, Manager und Vorgesetzte.
    In diesem Sinne kann ein gesundes Anti-Bossing nur ein Ziel haben: Fairness als Grundkategorie konstruktiven Führens und Arbeitens zu verankern, und zwar auf allen Ebenen. Angesichts des weltweiten GAUs der Finanz- und Wirtschaftsmärkte wird dies ohnehin notwendig. Schon seit Jahren weiß man um die postmaterialistisch eingestellte Generation der Nachwuchsmanager: Sie wollen nicht mehr um jeden Preis Karriere machen, sie schätzen neben ihrer Individualität auch Kommunikation, Umwelt und Fairness. Ein interessanter Vorfall ereignete sich im Oktober 2008 an der Frankfurter Börse: Attac-Aktivisten waren als Besucher getarnt auf das Börsenparkett gesprungen und entrollten ein großes Plakat. Darauf stand: »Finanzmärkte entwaffnen! Mensch und Umwelt vor Shareholder-Value!« Die Reaktion vieler Börsianer überraschte – sie klatschten Beifall!
    Als Psychologen und Coaches ist unser Handlungsfeld zunächst die individuelle Ebene. Der von uns propagierte Ansatzder »motivationalen Umwertung« setzt dort an, wo unsere kulturellen Quellen liegen: Erkenne dich selbst!, lautet eine Inschrift am Apollontempel in Delphi. Der mittlerweile 2500 Jahre alte
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