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Bossing - wenn der Chef mobbt

Titel: Bossing - wenn der Chef mobbt
Autoren: Helmut Fuchs , Andreas Huber
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wohl besonders gerne »krank«, trotz großer Arbeitslast für alle. Bald darauf reagiert die Personalleitung zunächst mit einer Ermahnung wegen wiederholt fehlerhafterArbeiten – schließlich Abmahnung. Andreas klappt nun völlig zusammen und muss wegen eines psychovegetativen Erschöpfungssyndroms mehrere Wochen in die Klinik.

    Mobbing- und Bossingkriege verlaufen in aller Regel nach bestimmten, sehr ähnlichen Mustern. Diese ähneln dem Ablauf von Konflikten allgemein, doch es gibt ein paar Besonderheiten. Aus der gerichtlichen und betrieblichen Praxis kennt man Mobbing als eine systematische Häufung geplanter Schikanen oder Anfeindungen gegen eine Person. Diese Mobbingdynamik verläuft in mehreren Phasen, die als erster Leymann beschrieben hat. Am Anfang steht ein ungelöster, unterschwelliger Konflikt mit ersten, auch versteckten Aggressionen, persönlichen Angriffen oder beliebigen Schuldzuweisungen. In der zweiten Phase kommt es zum offenen Psychoterror: Die Mobber gehen in die Daueroffensive; die Gemobbten haben es mit Kränkungen zu tun und geraten in eine Außenseiterrolle. In der dritten Mobbingphase zeigt der Gemobbte deutlich Wirkung, Fehler führen zu arbeitsrechtlichen Maßnahmen, er gilt als Problemfall – meist reagieren die Unternehmen mit Abmahnungen, Versetzungen oder drohenden Kündigungen. Am Ende steht der Ausschluss, die Aktion Mobbing ist für die Täter erfolgreich beendet: Die Betroffenen akzeptieren einen Auflösungsvertrag, kündigen oder werden gekündigt.
    Fassen wir zusammen: Auf anfängliche Unstimmigkeiten folgen in einer zweiten Mobbing- und Bossingphase zunächst noch relativ leichte aggressive Attacken. In der dritten Phase geht es um Terror, in der vierten schließlich um den tatsächlichen oder beruflichen Tod des Gegners.
    Die Attackeneskalation lässt sich wie folgt darstellen (in Anlehnung an die Fairness-Stiftung):

Grad 1: Dripping
    Eine alltägliche Situation, ein Streit, der Ausgang ist unangenehm. Meist toleriert, am Schluss bleiben bei den Betroffenen negative Gefühle und Abwertung.
Grad 2: Attacking
    Die Situation ist noch nicht öffentlich. Doch es kommt zu dauerhaft wirksamen und kontinuierlichen Attacken mit bereits gesundheitlichen, kommunikativen und beruflichen Beeinträchtigungen. Die Belastung ist spürbar. Das Gefühl, sich in einem Teufelskreis zu befinden, stellt sich ein – die Situation wirkt zunehmend aussichtlos.
Grad 3: Terrorize
    Jetzt kommt es zu Dauerattacken mit massiven Folgen. Das soziale Umfeld wird öffentlich in Mitleidenschaft gezogen, die berufliche und persönliche Kompetenz aberkannt. Anerkennung tritt kaum mehr auf. Die Betroffenen spüren starke Auswirkungen im psychosomatischen Bereich. Sie empfinden ein Gefühl der Vergeblichkeit, aber auch Schuldgefühle.
Grad 4: Killing
    Massive körperliche und psychische Schädigungen treten auf. Sie enden häufig in und vor öffentlichen Instanzen (Klinik, Gericht, Friedhof).
Sprengkraft: (Total-)Schäden an Leib und Seele
    Für die Opfer ist Mobbing ausnahmslos übel. Dauernde Attacken beeinträchtigen praktisch immer die körperliche und seelische Gesundheit sowie das eigene Leistungsvermögen. Zu den typischen Symptomen zählen Leistungs- und Denkblockaden, Konzentrationsschwächen, Ängste, Depressionen und Selbstmordgedanken, übersteigertes Misstrauen, zermürbende Grübeleien, Schlafstörungen und Alpträume, Essstörungen oder Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. Im Extremfall kommt es zu Psychiatrieaufenthalten, chronischen Magen-Darm- oder Herz-Kreislauferkrankungen mit Langzeitarbeitslosigkeit, Frühverrentung und sozialer Isolation. Je länger ein Mobbingprozessandauert, desto nachhaltiger sind auch die Auswirkungen. Und: Mobbing kann tödlich enden. Jeder sechste Suizid resultiert aus einem Mobbingfall, weiß man heute, etwa die Hälfte davon aufgrund von Bossing.
    All diese Folgen von Mobbing sind Anzeichen eines posttraumatischen Stress-Syndroms (PTSD). Mobbingattacken zählen zu gravierenden sozialen Stressfaktoren. Mobbingopfer können einen solchen permanenten Druck nicht verarbeiten und bilden, ähnlich wie Überlebende von Verbrechen oder Naturkatastrophen, ein Trauma aus.
    Psychotraumata sind als eigene psychische Störung zu verstehen, nach neuen Erkenntnissen sind sie wohl die häufigste psychische Erkrankung. Das eigentliche Problem: Zu oft werden Traumata von Betroffenen, Angehörigen und Experten wie Psychotherapeuten verkannt oder falsch behandelt. Das gilt auch
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