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Bossing - wenn der Chef mobbt

Titel: Bossing - wenn der Chef mobbt
Autoren: Helmut Fuchs , Andreas Huber
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Grauzone von chefseitig provozierten Führungsfehlern und Konflikten, die alle in Bossing resultieren können – aber nicht müssen. Für diese nichtneurotische Mehrheit und ihre Opfer ist dieses Buch. Für alle, die anders führen wollen, nämlich fair, anständig und konstruktiv – im besten Sinne leistungsorientiert und leistungsmotivierend.

III. Mobbing:
Kollegiale
Kriegsverhältnisse
    Mobbing ist nicht neu – schon die Bibel dokumentiert einige Fälle. Auch das uns besonders interessierende Bossing als Mobbing von oben ist alttestamentarisch überliefert:
    »Nun bin ich ihr Spottlied worden und diene ihrem Gerede zur Kurzweil. Sie schonen nicht, vor meinem Angesicht zu speien, weil Gott meine Bogensehne abgespannt und mich niedergebeugt hat. Sie sind kommen, wie zur weiten Lücke herein, und sind ohne Ordnung dahergefallen. Ein Schreckensheer hat sich gegen mich gekehrt; wie vom Sturmwind wird meine Ehre weggerafft, und wie eine Wolke ist mein Glück vorübergezogen. Des Nachts wird mein Gebein durchbohret allenthalben, und die mich jagen, legen sich nicht schlafen. Man hat mich in den Kot getreten und gleich geachtet dem Staub und der Asche. Schreie ich zu dir, so antwortest du mir nicht; trete ich hervor, so achtest du nicht auf mich.« (Hiob 30, 9–20)
    Die Opferklage des gemobbten Hiob ist auf heute übertragbar: Inhalte und Seelenqualen Betroffener gleichen seinem Erleben, wenn Kollegen von ihresgleichen oder dem Chef zum Abschuss freigegeben worden sind.
    Da wir es bei Bossing mit einer Spezialform von Mobbing zu tun haben, fassen wir hier die wesentlichen, seit den 1990er Jahren gewonnenen Erkenntnisse zum Thema Mobbing zusammen.
    Das Phänomen Psychokrieg am Arbeitsplatz wurde Anfang der 1990er Jahre international bekannt. Vorreiter war der in Schweden lebende deutsche Psychologe, Psychiater und Arbeitswissenschaftler Heinz Leymann. Er ging damals seinem »diffusen Unbehagen« angesichts gewisser Diagnosen und Fallgeschichten auf den Grund. Erste wissenschaftliche und populäre Publikationen Leymanns folgten.
    Die heutigen Grundlagen der Mobbingforschung gelten auch für die meisten Bossingfälle; notwendige Differenzierungen und Vertiefungen für das Mobbing von oben erläutern wir in den anschließenden Kapiteln.
Das Phänomen: Unfassbare Zustände
    Wie heute sattsam bekannt sein dürfte, leitet sich der Begriff Mobbing ursprünglich vom englischen Wort to mob ab, im Sinne von jemanden anpöbeln, über ihn herfallen; der Mob hat im Deutschen auch die Bedeutung Gesindel, Horde oder Pöbel.
    In wissenschaftlichem Zusammenhang benutzte Verhaltensforscher Konrad Lorenz erstmals den Ausdruck Mobbing – er bezeichnete damit das in der Tierwelt zu beobachtende Phänomen, wenn unterlegene Tiere Gruppenangriffe inszenieren, um überlegene Gegner zu verjagen.
    Wer sich mit Mobbing und Bossing beschäftigt, wird zunächst erstaunt sein, dass es keine einheitliche, international anerkannte Definition davon gibt. Einige Vorschläge lauten so:

Alltagssprachlich versteht man unter Mobbing Psychoterror am Arbeitsplatz durch Drangsalieren, Intrigieren, Schikanieren.
Die erste sozialwissenschaftliche Definition stammt von Heinz Leymann, dem Gründungsvater der Mobbingforschung: »Mobbing umfasst negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (…), die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen.« Leymann legte dazu 45 genau beschriebene Mobbinghandlungen fest, die bis heute gern zur Definition herangezogen werden. (Welche Handlungen das im Detail sind, können Sie im Anhang auf Seite 158 lesen.) Mobbing liegt Leymanns Definition zufolge dann vor, wenn die Attacken über ein halbes Jahr oder länger mindestens einmal pro Woche vorkommen.

    Einwände gegen Leymanns Eingrenzung betonen, dass Mobbing heute viel mehr ausmachen kann, und nicht nur kommunikative Verhaltensweisen betrifft.

Die erste von Staatsseite formulierte Definition stammt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA); in der bisher einzigen Repräsentativstudie von 2002 heißt es: »Unter Mobbing ist zu verstehen, dass jemand am Arbeitsplatz häufig über einen längeren Zeitraum schikaniert, drangsaliert oder benachteiligt und ausgegrenzt wird.«
Auf EU-Ebene gilt der Vorschlag der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz von 2002: »Unter Mobbing ist wiederholtes, unangemessenes
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