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Bossing - wenn der Chef mobbt

Titel: Bossing - wenn der Chef mobbt
Autoren: Helmut Fuchs , Andreas Huber
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Wegweiser zeigt weiter in die richtige Richtung – das Hinweisschild wird nur leider von manchen Zeitgenossen wie Führungskräften übersehen. Wir arbeiten in der Beratung und im Coaching schon länger mit einem sehr effizienten Tool in Sachen Selbsterkenntnis: der MotivStrukturAnalyse MSA.
    Die MSA erfasst 18 sogenannte Grundmotive als Traits (von deutschen Psychologen der Vorkriegszeit auch als Wesensmerkmale oder »Charakterzüge« bezeichnet). Traits sind sehr stabil und überdauern lange. Alles spricht dafür, dass sie vererbt werden und ein Leben lang als emotionale Veranlagung neben unserem (Wohl-)Fühlen auch unsere Wahrnehmung, unser Denken, Sprechen und Handeln bestimmen. Zu den Grundmotiven zählen der Wunsch nach Anerkennung, Beziehung, Wissen, Macht, Status oder Wettkampf. Diese insgesamt 18 Grundmotive sind im Zuge der menschlichen Evolution entstanden und bei einzelnen Menschen höchst unterschiedlich ausgeprägt. Sie sind sozusagen unser »motivationaler Fingerabdruck« und bestimmen von der Wiege bis zur Bahre, was uns persönlich guttut. Sie beeinflussen, wonach wir streben, welche Ziele und Werte uns wichtig sind, was uns wirklich Freude bereitet.
    Die Grundmotive sind immer als Gegensatzpaare vorhanden. Die gegenteiligen Antriebe ergänzen einander; Extrovertiertheit und Introvertiertheit bilden in ihren unterschiedlichen Ausprägungen beispielsweise das Ganze des Motivs Beziehung. Zum Motiv Macht zählen etwa die beiden Antriebsmuster Führen oder Dienen.
    Wer die eigene Motivstruktur kennt und sie im beruflichen Umfeld entsprechend leben und gestalten kann, hat vielfältige Vorteile: Ein Handeln, befeuert aus den eigenen Impulsen macht zufrieden und öffnet das Potenzial für andauernde Leistungsbereitschaft und Top-Performance. Die letztlich einzige, auch für Bossing entscheidende Herausforderung ist: Wir können allediese Gefühle und motivationalen Befriedigungen mit positiven und negativen Handlungen gleichermaßen erreichen – es ist an uns, zwischen beiden zu unterscheiden.
    So kann ein im Umgang mit materiellen Dingen sparsamer Mensch entweder positiv im Sinne von wirtschaftlich, vorausschauend handeln – oder aber geizig und knausrig. Ein geiziger Mensch ist zwar in seinem persönlichen Erleben durch den »Sparer & Sammler«-Antrieb auch befriedigt, allerdings wird er auf der zwischenmenschlichen Ebene nicht mit der gleichen positiven Resonanz rechnen können.
    Ähnlich kann der aggressionsfreudige Wettbewerber, der sich gerne mit anderen misst und sich durchsetzen möchte, der kämpft, gewinnt und die Nummer 1 sein will, diese Antriebe in einer positiven Weise ausleben und die erstrebten Glücksgefühle erreichen – oder aber sie negativ ausleben. Ein Beispiel: Der deutsche Fußballbundestrainer Jürgen Klinsmann trat zur WM 2006 mit dem Ziel an, zu gewinnen und die Nummer 1 der Welt zu werden. Sein Team wurde nicht Weltmeister, aber Klinsmann war dennoch am Ende der strahlende Sieger, weil er seine beherrschende Gewinn-Motivation im besten Sinne positiv umsetzte. Das gelang ihm, weil er gleichzeitig kooperativ und um Ausgleich bemüht agierte. Er war daher nie der Gefahr ausgesetzt, seine Gewinnermentalität kriegerisch und/oder unfair zu leben.
    Solche und ähnliche Zusammenhänge spielen in jedem Konfliktverlauf eine große psychologische Rolle: Sie sind oft die erste Ursache von Mobbing und Bossing. Das wollen wir ändern – exemplarisch am Beispiel persönlich und sozial schwach entwickelter und inkompetenter Führungskräfte. Sie befriedigen ihre Wünsche nach Aggression, Macht, Status oder Anerkennung mit vorwiegend negativen Methoden. Sie agieren als Krieger, Despoten, (Abteilungs-)Kleinfürsten oder Prinzen. Dabei könnten sie im positiven Fall Gewinner, Leader, Elite, Vorbilder und Leistungsbringer sein. Im Führungsalltag laufen sie damit immer Gefahr, in einen Bossingprozess abzugleiten oder Kollegen-Mobbing direkt oder indirekt zu unterstützen.
    Unsere Arbeit mit dem Motivprofil, das Fremd- und Selbstcoaching der motivationalen Umwertung ist keine klinische oder psychotherapeutische Praxis. Der Nutzen für neurotische Menschen ist beschränkt, emotionale Turbulenzen benötigen andere Therapien. Viele Mobbing- und Bossingfälle sind nicht mehr zu korrigieren oder gar zu heilen. Zu krank, zu (psycho-)pathologisch ist das Ganze, zu entfremdet und neurotisch die zugrunde liegende Persönlichkeitsdynamik mancher Bosser, mitunter auch der Opfer.
    Aber es gibt eine große
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