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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn
Autoren: Luc Deflo
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Mitten in mein Herz hinein. So ein wunderhübsches Kind!«
     
    Herman Verbist zog den Kopf ein und ballte die Fäuste.
    »Wo ist der Vater? Arbeiten? Tot? Ist sie allein? Geschieden? Schafft es allein nicht mehr … könnte sein. Wie komme ich an sie heran? Ist sie oft hier im Park? Hier im Park. Ja, hier. Aber ich hab nichts ... hab nichts ... nichts hab ich zu bieten. Kann nicht schlafen. Schon gestern Nacht nicht, Molok! Molok, wo bist du?«
    Verbists Miene hellte sich auf, und er lächelte. Sein Quälgeist war verschwunden.
    Er führte weiterhin Selbstgespräche, aber sie klangen jetzt vernünftiger. Die Ereignisse von Samstagabend standen ihm wieder klar und deutlich vor Augen.
    »Abenddämmerung, Molok. Es war gestern in der Abenddämmerung. Siebenunddreißig Mal bin ich um den Brunnen herumgelaufen. Für eine Runde brauche ich dreiundvierzig Schritte. Ich vergrößere meine Schritte. Vierzig lassen sich leichter zählen. Die Bank bleibt leer. Und das ist mein Plan: Wenn sie das Baby stillt, gehe ich zum Kinderwagen und schaue hinein. Dann wird sie schon reagieren, und dann, dann werden wir ja sehen. Ich umrunde zwanzig, nein dreißig Mal den Brunnen. Wenn sie dann noch nicht da ist, habe ich verloren, dann ist es um mich geschehen. Binnen eines Monats, nein, das ist zu knapp, binnen eines Jahres ist realistischer. Oder soll ich es morgen noch einmal versuchen? Nein, es gibt kein Morgen, heute muss es geschehen. Ich will, dass es heute geschieht. Zweiundvierzig mal vierzig Schritte, das macht …«
    Herman Verbist fuhr sich mit der Zunge über die schmalen Lippen. Die Erinnerung ließ ihn schwindeln.
     
    Ahhhh … Der Kinderwagen. Ich bleibe stocksteif stehen. Nein, nicht stehen bleiben, weitergehen, immer in Bewegung bleiben, sonst fällst du auf. Oh, sie sieht mich! Was soll ich tun? Sie hat das Baby noch nicht angelegt. Mein ganzer Plan zum Teufel. Ich beuge mich vornüber und tue so, als würde ich meinen Schnürsenkel zubinden. Sie verbirgt das Baby unter ihrem Mantel. Ja! Jetzt! Ich gehe zu ihr hin. Blicke in den Kinderwagen. Schlage die Decke weg. Ich lache. Ich bin glücklich. Ich wühle durch die kleinen Kindersachen.
    »He, Sie da, was machen Sie denn da?«
    Sie schreit, sie zittert, sie nimmt das Baby schützend in den Arm. Ich laufe weg. Zu Hause sehe ich in den Spiegel. Mein Blick macht mir Angst.
     
    Herman Verbist, der im tiefen Matsch kniete, wurde von einer seltsamen Traurigkeit ergriffen, als er die Augen aufschlug.
     
    »Ich habe Angst, Molok! Bin ein Feigling. Warum habe ich sie nicht gefragt? Weil du es nicht wolltest, Molok. Warum habe ich sie nicht gefragt? Mir fällt einfach kein Vorwand ein. So. Ach, Mütter! Für sie bin ich Luft. Mein Entschluss steht fest. Heute, Molok.«
     
    Zitternd vor verhaltener Wut starrte Verbist auf den regennassen Weg und versuchte, ruhiger zu atmen. Er biss die Zähne zusammen, zog die Oberlippe hoch und zischte: »Sandra war eine Hure, Molok!«
     
    Er blickte hinauf zum mondlosen, grauen Himmel.
    »Molok! Molok, wo bist du?«
    Er drückte den Pappkarton an sich und stellte ihn dann auf den Boden.
    »Molok?«
     
    Blitzschnell griff Verbist in die Jackentasche und zog einen Tischlerhammer hervor. Er umklammerte ihn mit beiden Händen und hielt den Atem an. Seine Pupillen reflektierten die Speichenräder eines altmodischen Kinderwagens.
     
    Jenny Peulders hörte ein Rascheln und blickte sich um. Das Baby machte ein Bäuerchen. Sie zog die Decke beiseite und nahm das warm eingepackte Kind in die Arme. Der niedliche Anblick brannte sich in ihre Netzhaut ein, als der herabsausende Hammer ihre Schädeldecke zertrümmerte.
    Jenny sank auf die Knie und griff mit einer Hand ins Leere. Das Baby hielt sie fest an die Brust gedrückt. Als ihr blutüberströmtes Gesicht auf die Pflastersteine schlug, schien es, als reiche sie das Kind dem heruntergekommenen Mann mit dem karierten Sakko hin. Er fing das kleine Mädchen auf und biss sich vor Aufregung die Unterlippe blutig.
    »Hab keine Angst, mein liebes kleines Baby, bei mir bist du sicher.«

[home]
    Montag, 24 . November – 18  Uhr 45
    I n Eppegem, knapp zehn Kilometer entfernt, parkte Dirk Deleu seinen Golf in der Einfahrt eines kleinen restaurierten Bauernhauses. Zur Straßenseite hin war die Fassade mit Efeu überwuchert, so wie es sein Freund, Untersuchungsrichter Bosmans, beschrieben hatte. Blokweg Nummer  36 .
    Beim Aussteigen schauderte ihn. Der eisige Nordwind pfiff durch seinen
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