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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn
Autoren: Luc Deflo
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Mantel.
    Deleu klappte den Kragen hoch und näherte sich widerwillig dem kleinen Schuppen, der den verwilderten Garten in zwei Hälften teilte. Mit der Schuhspitze hielt er die hin- und herschlagende Tür auf und warf dabei einen Blick auf seine Armbanduhr. Viertel vor sieben.
    Als die ersten Regentropfen auf seine Stirn fielen, flüchtete er in den Schuppen.
    Die Ritzen zwischen den verwitterten Brettern sowie das undichte Wellblechdach ließen genügend Licht herein, um den nachlässig aufgestapelten Krempel erkennen zu können. Deleu stolperte über etwas, behielt aber das Gleichgewicht.
    Er runzelte die Stirn.
    Die Hälfte einer antiken Wiege. Sie war mitten entzweigebrochen, als hätte jemand durch einen vernichtenden Axthieb das kunstvolle Möbelstück zu Brennholz degradiert.
    Kein Lichtschalter.
    Deleu stieß die verzogene Tür auf, die mit der Unterseite über den roten Kies schleifte, und hinderte sie mit einem dicken Stein am Zuklappen. Mit klammen Fingern fuhr er über seinen Adamsapfel. Er hatte das Gefühl, als spanne sich ein eisernes Band um seine Kehle.
    Garantiert eine Virusinfektion. Die runden Lutschpastillen helfen kein bisschen. Barbara wüsste schon, welche Medikamente ich einnehmen müsste. Und wo ich sie bekommen könnte. Ach, Barbara.
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht, das gleich darauf wieder ernst wurde.
    Er seufzte und steckte eine Hand tief in die Hosentasche.
    Der Boden der Hütte war nicht betoniert, und er spürte die feuchte Kälte, die von der nackten Erde aufstieg. Er trat von einem Fuß auf den anderen und warf einen Blick auf den Haustürschlüssel in seiner Hand.
    Eine leckere Belga würde Wunder wirken!
Er versuchte, den Gedanken an Zigaretten zu verdrängen.
Nein, damit ist es ein für alle Mal vorbei, Deleu! Charlotte hat das Recht auf einen Vater, genau wie jedes andere Kind. Auch wenn sie mich nicht oft zu Gesicht bekommt. Im Grunde so gut wie nie.
    Der Ermittler versuchte, sich zu konzentrieren und die Ereignisse der Reihe nach zu rekapitulieren.
    Yvette Serneels hatte sich in dem kleinen Bauernhaus umgebracht. Dass es Selbstmord war, stand zweifelsfrei fest, das hatte der Rechtsmediziner bestätigt. Die Schmauchspuren an ihren Händen, die durch den Rückschlag der zweiläufigen Flinte zerschmetterten Zähne, die herausgeblasene Schädeldecke, alles wies darauf hin. Dirk Deleu fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und fröstelte erneut.
    Unterhalb des Küchenfensters befand sich ein mit Eisenbahnschwellen eingefasstes Blumenbeet. Deleu betrachtete das Fenster. Die üppigen, mit Spitzen umrandeten Gardinen erinnerten an ein Knusperhäuschen.
    Warum sind die Fensterläden nicht geschlossen?
    Deleu warf einen Blick zu den gegenüberliegenden Häusern und stellte sich vor, wie die Nachbarn auf den glitschigen Schwellen gestanden, sich am Fensterbrett festgehalten und hineingeglotzt hatten, nachdem sie die grausige Neuigkeit erfahren hatten.
    Es gibt gar keine Fensterläden.
    Da drüben. Die Gardine. Sie bewegt sich. Beobachter.
    Der Ermittler ging zur Haustür und steckte den Schlüssel ins Schloss. Die Tür klemmte, als weigere sich das Haus, seine Geheimnisse preiszugeben. Er stemmte sich mit einer Schulter gegen das Holz und drehte dabei den Schlüssel.
    In der kleinen, aber hohen Diele, von der aus eine Treppe nach oben führte, rieb er sich die Stirn trocken. Schweiß, keine Regentropfen.
    Fieber! Auch das noch.
    Wenn der Grundriss nicht log, führte die stümperhaft gebeizte Tür rechts von ihm in die offene Küche. Die ungeölten Scharniere knarrten, als Deleu vorsichtig gegen die Klinke drückte.

[home]
    Montag, 24 . November – 19  Uhr 33
    D er keuchende Mann, dem das nasse Hemd am Rücken klebte, lief hastig durch den Park bis zu einem Fiat Uno. Er stellte den Pappkarton auf das Dach und steckte den Schlüssel in das Schloss der Beifahrertür. Verwirrt blickte er durch das Fenster ins Innere, und als er begriff, dass er auf der falschen Seite stand, steckte er ratlos einen Finger in den Mund.
    Wie in Trance ging er um den zerbeulten Wagen herum. Er fuhr mit dem Zeigefinger über das Schloss, kehrte auf die andere Seite zurück und riss den Schlüssel aus dem Schloss der Beifahrertür.
    Beim dritten Versuch klappte es.
    Die Scheibenwischer schwangen auf schnellster Stufe hin und her. Der Mann umklammerte das Lenkrad und atmete tief ein und aus.
    Als er zum zweiten Mal den Zündschlüssel drehte, heulte der Anlasser protestierend auf. Der
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