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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
Autoren: Luc Deflo
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farbloser Abklatsch. »Was erwartest du dir eigentlich?«
    Mieke blickte zu Boden, drehte verlegen eine Fußspitze hin und her und flüsterte: »Vielleicht könnten wir ja so was wie Freundinnen werden.«
    »Warum hast du dann deine Mutter mitgebracht?«, fragte Nadine spitz. »Das war gegen unsere Abmachung. Bei unserem ersten Telefongespräch hast dubehauptet, du seist allein auf der Welt, und als wir uns im Café getroffen haben, hast du mir erzählt, du hättest den Kontakt zu deiner Familie abgebrochen. Und jetzt bringst du deine Mutter mit! Ich kann es nicht leiden, wenn man mich anlügt!«
    Mieke schoss das Blut ins Gesicht. Mist! Hoffentlich hatte ihre Mutter ihr nicht alles verdorben. Ausgerechnet jetzt musste sie wieder ins Zimmer gestürmt kommen.
    »Sehr nett, wirklich. Aber wir wollen jetzt gehen.«
    Nadine sah zum Fenster, an dem das Wasser in Strömen hinunterfloss. »Ja, das wäre gut, wir telefonieren dann noch mal wegen der Details«, sagte sie.
    »Ich glaube nicht, dass wir das wollen. Mieke, komm!« Sie zerrte ihre Tochter hinter sich her. »Nur damit Sie es wissen: Meine Tochter lasse ich nicht zu Ihnen ziehen. Sie haben offensichtlich häufig Männerbesuch. Von wegen ruhig und gesittet. Ihr Nachtschränkchen ist voller Kondome, und im Badezimmer habe ich Rasierschaum und einen Rasierpinsel entdeckt!«
    Da trat ihr Nadine geschmeidig in den Weg, versetzte der Frau einen Tritt in den Magen, packte dann ihren Arm und drehte ihn ihr in einer fließenden Bewegung auf den Rücken.
    Rachel Noens fiel bäuchlings auf den hochflorigen Perserteppich. Als sie dabei an den Tisch stieß, fiel die leere Bierflasche herunter und zerbrach. Verzweifelt rang sie nach Luft. Ein nadelspitzer Pfennigabsatz drückte ihr die Kehle zu.
    Als sie den Blick hob und die abgebrochene Bierflache in Nadines Hand auf sich zukommen sah, riss sie wie hypnotisiert die Augen auf – und fing laut an zu schreien. Denn im Blick der unberechenbaren Frau flackerte pure Mordlust.
    »Ich glaube, Sie sollten jetzt wirklich besser nach Hause gehen«, zischte Nadine. Achtlos ließ sie die Bierflasche auf den Boden fallen. Dann riss sie Rachel Noens am Arm hoch und bugsierte sie in Richtung Wohnungstür.
    »Bitte mach doch mal auf, Mieke«, sagte sie dann betont freundlich zu dem blonden Mädchen, das zitternd in der Diele stand. »Möchtest du, dass ich euch ein Taxi rufe?«, fügte sie zuckersüß hinzu.
    Mieke Demunter brachte kein Wort hervor. Sie nahm ihre verstörte Mutter am Arm und führte sie zum Aufzug. Beruhigend gab sie ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Voller Abscheu beobachtete Nadine das pathetische Schauspiel. Mieke blickte sich noch ein letztes Mal um.
    »Karate!«, rief Nadine. »Sehr nützlich für eine allein lebende Frau. Man weiß nie, wann man es mal gebrauchen kann!« Mit einem liebenswürdigen Lächeln um die vollen Lippen und Glanz in den wunderschönen, tiefgründigen Augen schloss sie die Wohnungstür hinter sich.
    Diese blöde Kuh von einer Mutter hatte in ihren Schränken herumgeschnüffelt. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als umzuziehen. Schon wieder! Aberwer hätte gedacht, dass diese dumme, kleine Gans ihre Mutter mitbringen würde? Das nächste Mal musste sie bei der Beantwortung der Wohnungssuchanzeigen noch vorsichtiger sein. Noch gezielter nach einer Frau ohne Angehörige Ausschau halten.
    Nadine gönnte sich einen letzten Schluck Sherry, nahm die Samstagsausgabe von
Het Laatste Nieuws
zur Hand und strich die eingekreiste Anzeige durch. Sie warf einen kritischen Blick in den Spiegel und fragte sich, ob sie nicht lieber nach einer Frau in den Dreißigern statt in den Zwanzigern suchen sollte.

2
     
    Lächelnd betrachtete Jos Bosmans das Baby, beugte sich nach vorn und kitzelte mit einem Finger über die zartrosa Wange.
    Prompt öffnete der Säugling die Augen und lächelte. Mein Gott, was für wunderschöne Augen, blaugrün mit einem hauchzarten schwarzen Ring rund um die Iris. Bosmans sah sich verstohlen zu dem strahlenden Dirk Deleu um. Dem stolzen Vater war der gehetzte Blick seines Chefs nicht entgangen. Jos Bosmans hatte ihm eben ins Ohr geflüstert, dass er ihn gerne unter vier Augen sprechen wolle. Deleu betrachtete seine Frau Barbara, die Maud begeistert das Taufkleidchen von Onkel Octaaf zeigte. Und bei dem Anblick wurde ihm warm ums Herz. Jos und Maud gemeinsam hier bei ihnen im Krankenhaus, anlässlich der Geburt seiner Tochter. Zurzeit wohnten die beiden noch getrennt, aber nach den Worten
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