Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

zum Leuchten brachte, brachen beide in schallendes Gelächter aus.
     
    Jos Bosmans lotste Dirk Deleu zu einem Tisch ganz hinten in der überfüllten Cafeteria, zog einige zerknitterte Blätter aus der Innentasche seiner Jacke und legte die Papiere vor Deleu auf den Tisch. »Hier, lies dir das mal durch.«
    »Jawohl!«, antwortete Deleu, strich die Blätter glatt, setzte sich mit der freien Hand die Lesebrille auf und studierte den Polizeibericht.
     
Stadt Mechelen
POLIZEI
Nr. S-422
    Bericht über:
    (Vermutlich) VERSLUYS , Nadine Marie
    geboren in: Zele                                        am: 14.03.1969
    Familienstand: Ledig
    Vollständige Adresse: Mechelen, K. Astridlaan 44
Beruf: Keinen
Beschuldigt oder verdächtigt: ERMORDET
Zeugen: Keine
    Geboren in:                             am:
    Familienstand:
Vollständige Adresse:
Beruf:
     
    Bericht wurde aufgenommen am: 06.02.1999.
    und ist bereits Gegenstand folgender Akte:
    Keiner
    Angelegt von                           am
    In
    Weitergeleitet an die Staatsanwaltschaft
    Gelesen und versendet z. Hd. Generalstaatsanwalt
    DRINGEND
    Gewaltsamer Tod
PRO JUSTITIA
    Mechelen, 6. Februar 1999
    Der Unterzeichnende, Adjunct-Commissaris Paul Vandeuren, ordentlicher Beauftragter des Polizeipräsidenten, erhielt am o. g.Datum von seinen Untergebenen, den Agenten Julius De Vroe und August Verbesselt, folgenden Bericht:
     
    »Heute, am 06. Februar 1999 um 13:25 Uhr, erhielten wir den Auftrag, einer Beschwerde wegen Geruchsbelästigung in der K. Astridlaan 44 nachzugehen. Vor Ort erklärte einer der Hausbewohner,
Mijnheer
Dirk Maris, wohnhaft in der K. Astridlaan 44b, ein Stockwerk über Nr. 44, geboren in Beringen am 11.06.1958, in seiner Küche sei seit einiger Zeit ein penetranter Gestank wahrzunehmen, der seiner Ansicht nach aus der Wohnung unter der seinen kam. Wir konnten uns vor Ort selbst davon überzeugen. Mijnheer Maris erklärte, seine Nachbarin noch nie gesehen zu haben. Dies sei jedoch nicht ungewöhnlich. Generell bestünden zwischen den Bewohnern aufgrund des anonymen Charakters des Gebäudes keine nachbarschaftlichen Kontakte.
    Wir, die Unterzeichnenden, konnten feststellen, dass tatsächlich ein Stockwerk tiefer unter der Tür von Apartment 44 Verwesungsgeruch hervordrang. Die Wohnungstür war abgeschlossen, der Schlüssel steckte von innen. Weder auf Klingeln noch auf Anklopfen erfolgte eine Reaktion. Da der Hausmeister nicht aufzufinden war, nahmen wir über Funk Kontakt mit dem diensthabenden Offizier auf und erhielten die Genehmigung, die Tür aufzubrechen, die dabei leicht beschädigt wurde.
    Weder im Wohnzimmer noch im Schlafzimmer waren auf den ersten Blick Spuren eines Einbruchs oder von Vandalismus erkennbar, jedoch nahm der Verwesungsgeruch hier deutlich zu. Wir folgten ihm Richtung Badezimmer.
    Dort fanden wir die Leiche einer Frau.
    Die Leiche fühlte sich beim Betasten weich an. Lage: auf demRücken in der Badewanne. Das rechte Bein hing über den Rand, die linke Hand lag über der Brust. Der Mund war rechts und links aufgeschnitten, die Zähne fehlten. Die Genitalien wurden entfernt.
    Da es sich offensichtlich um Tod durch Gewalteinwirkung handelte, informierten wir umgehend unseren Vorgesetzten, Hoofdinspecteur erster Klasse Ludo Naegels.
    Wir, die Unterzeichnenden, bewachten bis zum Eintreffen der Kollegen die Wohnung und hielten neugierige Nachbarn fern.
     
Unterschrift:
Agent
Julius De Vroe
Agent
Julius De Vroe
     
     
    Ruf nach Verstärkung eingegangen um 14:50 Uhr. Der Unterzeichnende, Adjunct-Commissaris Vandeuren, trifft in Begleitung der Hoofdinspecteurs Joris Droeshout und Guy Francken um 15:06 Uhr am Tatort ein, ebenso Hoofdinspecteur erster Klasse Ludo Naegels.
    Außer der Frau im Badezimmer wurden in der Wohnung keine weiteren Leichen gefunden.
    Die Tote weist eine tiefe Wunde auf der linken Kopfseite auf, Kopfhaut und Haare fehlen. Die Augenhöhlen sind leer. Die Wangen sind in Höhe der Mundwinkel aufwärts eingeschnitten; alle Zähne fehlen. Das Zahnfleisch ist abgelöst und stark verletzt. Vermutlich wurden die Zähne mit einem spitzen Gegenstand (vielleicht einem Beitel?) aus den Kiefern gebrochen. Der Kopf liegt nach links geneigt, die linke Hand ruht auf der rechten Brust. Bei leichtem Anheben des Kopfes ist zu erkennen, dassdie linke Seite des Kopfes von oben bis unten aufklafft und der Inhalt herausquillt.
    Außerdem weist das Opfer