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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
Autoren: Luc Deflo
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von Jos konnte sich das schon bald ändern, vielleicht bereits in den nächsten Tagen. Ein Glück für seinen Freund. Er mochte beruflichein knallharter Typ sein, im Privatleben dagegen war er völlig hilflos.
    Jos brauchte eine Frau, oder besser: Er war nicht dazu geschaffen, allein zu sein.
    Bosmans ging hinaus auf den Flur, sobald es die Situation erlaubte. Bevor er die Tür schloss, hörte er seinen Freund sagen: »Du, Schatz, ich geh mal kurz mit Jos in der Bar was trinken. In Ordnung?«
    »Hier gibt’s nur eine Cafeteria!«, verbesserte Barbara ihren Mann amüsiert.
    »Meine ich doch, in der Cafeteria«, antwortete Deleu, der den Wink verstanden hatte.
    »Aber bleib bitte nicht zu lange, mein Lieber, gleich kommt bestimmt noch Besuch …«, bat Barbara und warf Maud ein verschmitztes Lächeln zu.
    »Nein, natürlich nicht.«
    Maud fasste Barbara an der Schulter und seufzte vielsagend: »Männer!«
    Barbara schüttelte müde den Kopf, lächelte wieder und sagte gespielt streng: »Mal wieder typisch.«
    Maud kicherte, und die Lachfältchen um ihre Augen vertieften sich.
    »Ach, Maud, ich freue mich so für euch. Ihr seid füreinander bestimmt, trotz allem. Was sagen denn eigentlich eure Kinder dazu? Die freuen sich doch auch, oder?«
    »Ja, ich glaube schon. Sie lassen es sich nur nicht so anmerken. Dafür sind sie zu erwachsen.«
    »Ja, die sind längst groß. Aber schau mich an – inmeinem Alter noch einmal Mutter werden! Guck mal, wie sie daliegt, die kleine Maus.«
    »Sie ist wahnsinnig süß!«
    Doch auf dem Rückweg von der Frühchenstation, wo das Kind im Brutkasten lag, ins Krankenzimmer im anderen Gebäudetrakt, fing Barbara auf einmal leise an zu weinen.
    »Was hast du denn?«
    »Ach, nichts«, sagte Barbara. »Es ist nichts.«
    Maud runzelte die Stirn, legte ihrer besten Freundin den Arm um die Schultern und verlangsamte ihre Schritte.
    Barbara befreite sich schluchzend. »Ist schon gut … Lass nur.«
    »Jetzt warte doch mal. Komm, setz dich einen Moment auf die Bank. Hier sind wir ungestört.« Maud nahm Platz, und Barbara folgte ihrem Beispiel.
    Sie seufzte aus tiefstem Herzen und wiederholte: »Es ist wirklich alles in Ordnung. Mir geht es schon wieder besser. Komm, wir gehen. Es könnte sein, dass Besuch kommt …«
    Aber Maud hielt sie zurück. »Jetzt bleib doch mal sitzen und erhol dich einen Moment. Sie ist ein wunderbares Baby. Hübsch und gesund.«
    »Ja, aber so klein und so hilflos!«, schluchzte Barbara.
    »Der Gynäkologe hat sich verrechnet. Ich wusste, dass es noch zu früh war. Und jetzt …«
    Maud antwortete nicht, aber in ihrem Blick lag so viel Verständnis, dass Barbara sich rasch wieder beruhigte.Sie schneuzte sich ausgiebig die Nase und lächelte.
    »Sie ist doch nur hundert Gramm zu leicht, oder?«, fragte Maud. »Aber ich weiß, wie du dich fühlst.«
    Barbara nickte.
    Maud drückte ihr die Hand. »Unsere Truus hat nur zweitausendsiebenhundert Gramm gewogen.«
    »Dreihundert Gramm zu wenig.«
    »Sieben Wochen musste sie im Brutkasten bleiben. Sieben Wochen lang bin ich drei Mal am Tag hin und her gefahren. Und Jos … Na ja, du weißt schon. Was habe ich da geweint, die ganze Zeit nur geweint.« Maud reichte ihrer Freundin die Hand und zog sie mit einem kräftigen Ruck hoch.
    Arm in Arm schlenderten sie durch den mit Kinderzeichnungen geschmückten Flur.
    Maud blieb vor jeder Tür stehen und bewunderte die oft farbenfrohen Geburtsanzeigen. Auf einmal fing sie an zu lachen.
    »Was ist denn?«
    »Guck doch mal hier!«
    Barbara beugte sich zur Tür und prustete los. Sie schlug die Hand vor den Mund und zog Maud mit sich den Flur entlang. »Komm, sonst hören uns die Leute am Ende noch!«
    »Aber die sind doch selbst schuld! ›Kjeille‹ fand ich ja schon heftig, aber ›Pallieter‹! Das schlägt doch dem Fass den Boden aus. Mein Gott, das arme Kind! Sein Leben lang muss es mit diesem Namen herumlaufen.«
    Als hätten sie es herausgefordert, schwang die betreffendeZimmertür auf. Ein beleibter Mann um die fünfundvierzig mit wirren kupferroten Locken und einer altmodischen Brille auf der Nase schaute träge in ihre Richtung.
    »Mein Gott, der Vater von ›Pallieter‹! Unser Heimatdichter Felix Timmermans!«, flüsterte Maud ein klein wenig zu laut.
    Barbara lief feuerrot an, nahm ihre Freundin an der Hand und zog sie mit sich. Sie flitzten um die Ecke, blieben keuchend stehen, schauten sich mit Tränen in den Augen an, und während ein verirrter Sonnenstrahl Barbaras Haar
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