Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel
Autoren: Timothy Carter
Vom Netzwerk:
meine Mom.
    »Wir mussten es tun«, antwortete ich. »Geht lieber ein Stück zurück. Es dürfte hier gleich ziemlich hässlich werden.«
    Als zwischen den beiden gefallenen Engeln die Fäuste flogen, wichen Harpur und Jacobs Mutter zurück. Fast zeitgleich kam es zu kleineren Prügeleien zwischen den Bewohnern von Wernsbridge und Ice Lake. Jetzt waren die Dämonen fast schon zum Greifen nahe. Die Lage spitzte sich zu und drohte zu kippen, wenn mein Plan nicht aufging.
    »Stuart, die Dämonen!«, schrie Father Reedy. »Was hast du getan?«
    »Ich habe alles unter Kontrolle«, erwiderte ich – und hoffte inständig, dass ich damit recht hatte. »Lasst uns von hier abhauen.«
    »Du!«
    Ich fuhr herum und blickte in die wütenden Augen der beiden Engel. Nach ihrem erbitterten Faustkampf trugen beide Platzwunden im Gesicht. Im Moment richteten sie ihre Aufmerksamkeit jedoch auf mich, das Symbol für Homosexualität und Onanie.
    Die gefallenen Engel ließen schließlich voneinander ab und rasten mit wutverzerrten Gesichtern auf mich zu.
    »Lasst ihn in Ruhe!«, rief Father Reedy und stellte sich beschützend vor mich. »Wie steht es in der Bibel? Liebe deinen Nächsten wie dich …«
    Mr. Brightly packte ihn und warf ihn wie ein nasses Handtuch achtlos beiseite. Im selben Augenblick legte ich den Rückwärtsgang ein. Aber ehe ich wusste, wie mir geschah, wickelten sich Brightlys und Feltless’ Hände um meinen Hals und drückten zu. Ihre Finger schienen aus Eisen zu sein – und ich war mir nicht sicher, ob sie mich erdrosseln oder mir den Kopf abreißen wollten.
    Mein letztes Stündlein hatte geschlagen. Zumindest wäre es so gewesen, wenn Mom sich nicht geistesgegenwärtig dazu entschieden hätte, ihrem Sohn das Leben zu retten. Wie aus dem Nichts tauchte sie hinter den Engeln mit dem Glas auf, das Mrs. Farmson auf die Bühne gebracht hatte, und goss ihnen den stinkenden Inhalt über die Köpfe.
    Schlagartig ließen Brightly und Feltless von mir ab und rissen die Hände vor die Gesichter, während sich die faulige Flüssigkeit durch ihre Haut fraß. Säure, schoss es mir durch den Kopf. Mrs. Farmson hatte tatsächlich vorgehabt, mir meine Männlichkeit wegzuätzen! Der Schrecken darüber ließ mich erstarren, doch Mom packte mich am Arm und zog mich auf die Füße.
    »Ich habe dich, Liebling«, sagte sie.
    Ich hatte nicht gedacht, dass sie mich je wieder so nennen würde. Trotz meines höllisch schmerzenden Halses gelang mir ein Lächeln.
    Als mein Blick jedoch zur Menge glitt, löste sich mein Lächeln in Wohlgefallen auf. Die Hälfte der Zuschauer war in Handgreiflichkeiten verwickelt, und die Kämpfe wurden immer schlimmer. Und die Dämonen …
    Die Dämonen brachen durch. Während ich zusah, materialisierten sich mehr als hundert dieser teuflischen Kreaturen zwischen den Leuten und um sie herum. Panik erfüllte mich von Kopf bis Fuß. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis sie endgültig in unsere Welt übertreten und alles und jeden in Stücke reißen würden. Und durch einen solchen Akt von mutwilliger Boshaftigkeit würden sie sich einen dauerhaften Zugang zu unserer Welt verschaffen. Als die Zuschauer merkten, was geschah, schrien sie wie am Spieß. Im selben Moment setzten die Dämonen zum Sprung an, fuhren ihre Krallen aus und …
    Und lösten sich in Luft auf. Jedes einzelne dieser Höllenwesen.
    »Es hat funktioniert«, krächzte ich. »Fon Pyre hat es geschafft!«
    Das war der letzte Teil des Plans. Als einer von ihnen kannte Fon Pyre besser als jeder andere die Namen der Dämonen, die in unsere Welt eindringen wollten. Außerdem konnte er sie spüren und wusste deshalb genau, wann sie durchbrechen würden. Ich hatte Fon Pyre aufgetragen, das größte Beschwörungsdreieck zu zeichnen, das ihm möglich war. In dem Moment, in dem sie die Grenze übertreten wollten, sollte Fon Pyre die Dämonen dann alle heraufbeschwören und sie dahin zurückschicken, woher sie gekommen waren.
    Das Problem war gelöst. Bin ich brillant, oder was?
    Ich eilte zum Rand der Bühne. Uns blieben nur wenige Sekunden, ehe die Menge sich wieder fangen würde. Dies war unsere einzige Chance, um das Desaster ein für alle Mal zu beenden.
    »Hallo, ihr«, begann ich mit rauher Stimme. Dank der Nummer, die die beiden Engel mit mir abgezogen hatten, konnte ich nicht lauter sprechen. »Bitte, hört mir zu.«
    »Alle mal die Klappe halten!«, brüllte Chester und stellte sich neben mich. »Wir müssen euch dringend etwas sagen.«
    Mitten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher