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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel
Autoren: Timothy Carter
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Bislang hatte ich von dem Wissen nur noch keinen Gebrauch gemacht, weil ich nicht wie die anderen Christen sein wollte, die ich kannte. Ich wusste Dinge, die sie nicht wussten. Dadurch hatte ich das Gefühl, etwas Besseres zu sein – was ich aber natürlich nicht war. Ich hatte lediglich einen Informationsvorsprung.
    Allmählich kam mir der Verdacht, dass Chester, Jane und die anderen hingegen etwas wussten, das mir bislang verborgen geblieben war. Vielleicht war es an der Zeit, sich mit dem Phänomen des Glaubens eingehender zu beschäftigen.
    »Stuart, wir sollten jetzt los«, drängte Reedy. »Es kann nicht mehr lange dauern, bis jemand den Zettel findet, den ich in der Sakristei hinterlassen habe.«
    »Sie haben ja recht«, sagte ich. »Tschüs, Chester. Vergiss mich nicht.«
    »Bestimmt nicht«, antwortete er, ehe wir uns zum Abschied noch einmal küssten.
    »Jetzt hört doch mal auf damit«, beschwerte Fon Pyre sich.
    »Halt die Klappe, Dämon, und kümmere dich lieber um meinen Koffer«, entgegnete ich.
    »Verdammter Dämonen-Kodex«, murmelte Fon Pyre, während er meinen Koffer auf die Rückbank bugsierte. »Vielleicht wäre es doch besser gewesen, du wärst gesteinigt worden.«
    »Genau genommen bin ich gesteinigt worden«, antwortete ich. »Und du hast nichts unternommen, um mich zu retten.«
    »Das stimmt so nicht«, schaltete Reedy sich ein und ließ den Motor an.
    »Und ob das stimmt!«, wetterte ich. »Ich bin so hart am Kopf getroffen worden, dass ich sofort hingefallen bin. Und ich wäre wahrscheinlich draufgegangen, wenn mich die anderen nicht aus der Schusslinie gebracht hätten.«
    »Ich weiß«, antwortete Fon Pyre mit einem breiten Lächeln. »Deshalb habe ich den Stein ja geworfen.«
    »Du warst das?«, rief ich, was zur Folge hatte, dass sein Grinsen immer breiter wurde. »Du kleiner … Wieso warst du dazu überhaupt fähig? Schließlich musst du doch den Ehrenkodex der Dämonen erfüllen.«
    »Wenn ich dich nicht ohnmächtig geschlagen hätte«, erklärte Fon Pyre mir, »wärst du vielleicht wirklich draufgegangen. In solchen Fällen darf ich laut Dämonen-Kodex durchaus auf drastischere Maßnahmen zurückgreifen.«
    »Schon klar«, sagte ich. »Aber beschütz mich beim nächsten Mal bitte auf etwas weniger brutale Weise.«
    »Ich will hoffen, dass es kein nächstes Mal gibt«, meinte Reedy, als wir vom Parkplatz fuhren.
    »Das kann man nie wissen«, warf Fon Pyre ein. »Es gibt eine Menge gefallener Engel da draußen.«
    »Wenn die auch nur einen Funken Grips haben«, sagte ich, »machen die einen großen Bogen um uns.«
    Ich winkte Chester ein letztes Mal zu, ehe wir Ice Lake hinter uns ließen.
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