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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht
Autoren: Kim Harrison
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Feuchtigkeit und ich war nirgends mehr.
    Ich geriet in Panik, so körperlos und unwirklich fühlte ich mich plötzlich. Als könnte es mich retten, griff ich nach meinem Amulett, aber ich wusste nicht einmal, ob ich überhaupt noch Hände hatte.
    »Es wollt’ mal ’ne kleine Mamsell«, drangen Grace’ Gedanken in meine und ich klammerte mich daran fest, »ein Bündnis aus Dunkel und Hell. Für immer vereint mit dem einstigen Feind? Das geht sicher nicht so schnell.«
    Nicht so schnell, sinnierte ich vor mich hin und kam langsam wieder zur Ruhe, als ich erkannte, dass ich in Sicherheit war. Ich hatte einfach kein Gefühl mehr, wo ich mich befand. Ich spürte, wie mein Körper sich in die Luft zu erheben schien und die Reise vollendete, auf die der Seraph mich in Arizona geschickt hatte. Ich atmete Luft, von der ich nicht wusste, ob sie echt war. Doch sie brachte mein Herz wieder zum Klopfen und mein Blut in Bewegung.
    Ein blendendes Licht brandete über mich hinweg und ich krümmte mich zusammen. Meine Hand, die der Seraph gehalten hatte, sank lose nach unten. Ich blinzelte und hob den Kopf. Da erkannte ich, dass ich in meinem Zimmer stand und nicht mehr in Rons Innenhof. Von der Wand starrte mir mein Spiegelbild entgegen und Grace flitzte über meinen Sachen hin und her, als hätte sie das alles hier seit Jahren nicht gesehen. Stumm starrte ich auf die lächerlichen schwarzen Klamotten, die ich trug. Ich sah müde aus, klein und ganz schön verdreckt.
    Mit klopfendem Herzen machte ich ein paar Schritte und konnte es kaum glauben. Ich war zu Hause. Lebendig.
    Ich blickte nach unten und öffnete die Hand, in der ich mein Amulett hielt.
    Und ich hatte mein Amulett noch.
    »Und jetzt?«, fragte ich mich laut, während ich in die Tiefen des Steins blickte, wo Funken und Regenbogen tanzten.

13
    Das Einkaufszentrum war angenehm belebt und die Wochenendeinkäufer schoben sich an den ausgestellten Fotos vorbei. Die meisten Leute sahen sie gar nicht oder störten sich sogar an ihnen als weiteres Hindernis auf dem Weg zu einer neuen Jeans oder einem eisgekühlten Moccaccino. Aber so lebten wir nun mal die meiste Zeit über - ziemlich gedankenlos, bis uns irgendetwas so hart erwischte, dass uns klar wurde, wie schnell das Leben an uns vorbeizog. Meistens aber waren wir so sehr mit den Dingen beschäftigt, die uns am Leben hielten, dass wir für die, die es eigentlich erst lebenswert machten, gar keinen Sinn mehr hatten. Ich war nicht frustriert oder so, nur ein bisschen nachdenklich. Und als ich vor Nakitas Foto von einem ruhigen Krankenhauseingang bei Nacht stehen blieb, hoffte ich, dass niemandem auffiel, dass die Schilder, die darauf zu sehen waren, aus einem anderen Bundesstaat stammten. Sie hatte das Bild aus einem schrägen Winkel aufgenommen und die Kamera ein Stückchen bewegt, damit die Lichter verschwammen und alles andere überdeckten. Es sah fast so aus, wie ich es in einem Zeitsprung in die ferne Zukunft gesehen hätte. Aber trotzdem … wenn man genau hinsah …
    »Ist das Absicht, dass ihr Bild so verschwommen ist?«, fragte mein Dad, der hinter mich getreten war, und ich hatte um ein Haar den Milchshake verschüttet, den ich gerade schlürfte. Josh hatte ihn mir geholt, bevor er sich in den Imbissbereich um die Ecke davongemacht hatte. Er mochte meine Fotos, aber länger als fünf Minuten hielt seine Aufmerksamkeit meist nicht an. Barnabas und Nakita hatten sich irgendwann aus dem Staub gemacht. Aber ich war mir fast sicher, dass sie sich irgendwo in der Nähe herumdrückten, um sich von meiner Mutter fernzuhalten, wie die allermeisten Leute das taten. Ja, meine Mutter. Sie war an diesem Morgen völlig unangemeldet bei uns aufgetaucht, unter dem Vorwand, sich die Ausstellung im Einkaufszentrum ansehen zu wollen. Ich hatte ja eher den Verdacht, dass sie schon auf halbem Weg zu einer Polizeiwache in Kalifornien gewesen war, bevor irgendwas sie abgelenkt hatte. Gott, Barnabas, den Seraphim und vielleicht auch Grace sei Dank!
    »Tja, keine Ahnung, was in Nakitas Kopf vorgeht, wenn sie ihre Fotos macht«, sagte ich. »Sie hält einfach drauf und drückt ab. Egal, was ihr vor die Linse kommt.«
    »Na ja, so hast du auch mal angefangen«, schalt mein Dad mich gutmütig, als ich die Augen verdrehte. Seine Hand auf meiner Schulter fühlte sich gut an, so als gehörte ich wirklich hierher. Ich griff nach ihr und zog ihn weiter, bevor ihm doch noch die Schilder auffielen.
    Er verrenkte sich fast den Hals, um noch ein
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