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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht
Autoren: Kim Harrison
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empört. »Josh hat schließlich gewonnen!«
    Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ich hatte Barnabas tatsächlich versprochen, nach der Schule mit ihm zu üben. Leider hatte ich vergessen, dass ich auch Ms Cartwright versprochen hatte, für die Schülerzeitung Fotos von der Schlussrunde des Rennens zu machen.
    »Tut mir leid«, murmelte ich und er zuckte gelangweilt mit den Schultern.
    Barnabas hatte schon länger auf der Erde gelebt als Nakita, und auch wenn er gerade ziemlich mies drauf war, beherrschte er die Feinheiten menschlicher Verhaltensweisen perfekt. Darum fiel er zwischen all den stolzen Sportlermüttern und kreischenden Freundinnen auch weit weniger auf als Nakita. Sein ausgeblichenes T-Shirt betonte seinen muskulösen Oberkörper und seine hochgewachsene Figur. Doch Barnabas selbst hatte keinen Schimmer, wie gut er aussah. Auch Nakita konnte sich nicht erklären, warum ihr all die Jungs hinterherrannten und sie um Dates anbettelten. Und dass diese beiden ausgerechnet mit mir rumhingen, ließ die angesagten, hippen Kids an der Highschool immer wieder von Neuem Glupschaugen machen.
    »Das war auch das einzige Rennen«, beteuerte ich zögerlich. Barnabas streckte sich wieder auf der warmen Bank aus und zog sich die Kappe übers Gesicht.
    Ich drehte mich wieder zum Sportplatz um und knipste ein Foto von Josh , dem gerade seine Mannschaftskameraden gratulierten. Der Schweiß zeichnete Muster auf sein Shirt und auch sein blondes Haar war dunkel vor Feuchtigkeit. Von Barnabas und Nakita abgesehen war er der Einzige, der wusste, dass ich streng genommen tot war. Er war nicht nur bei mir gewesen, als ich starb, sondern hatte währenddessen sogar meine Hand gehalten. Jawohl, tot: Ich hatte keinen Herzschlag, außer wenn ich aufgeregt war oder Angst hatte; ich musste nicht essen, auch wenn ich manchmal so tat als ob, um den Schein zu wahren; und ich hatte seit Monaten nicht das allerkleinste Nickerchen gehalten. Am Anfang war das alles ja noch ganz lustig gewesen, aber inzwischen würde ich so ziemlich alles tun, um mal wieder in einen saftigen Hamburger oder ein paar knusprige Pommes zu beißen. Alles, was ich aß, schmeckte in etwa so spannend wie Reiscracker.
    »Ich wusste ja gar nicht, dass du dich so für Sport interessierst«, sagte ich zu Nakita, während Josh wartete, bis die anderen Läufer an ihm vorbei waren, und sich dann über die Bahn auf den Weg zu uns machte.
    »Bei uns gibt es auch Wettkämpfe«, erwiderte sie. »Das hier hat mich daran erinnert.« Ihr Blick schweifte von den Läufern zu dem Pulk von Müttern, die miteinander plauderten und wirkten, als hätten sie kaum etwas von dem Rennen mitbekommen, »Im Schwertkampf hab ich mal den dritten Platz belegt«, fügte sie hinzu.
    Barnabas feixte, das Gesicht noch immer unter der Kappe verborgen. »Ein richtiger Profi mit der Sense, was?«, murmelte er und Nakita boxte ihm gegen den Fuß.
    »Und auf welchem Platz bist du gelandet?«, fragte sie wütend.
    Barnabas setzte sich auf und blickte zu Josh hinüber, doch seine Augen sahen nicht ihn, sondern die Vergangenheit. »Als ich noch im Himmel war, gab es da keine Wettkämpfe.«
    Ich zuckte zusammen. Sie hatten Barnabas da oben rausgeschmissen, bevor die Pyramiden gebaut worden waren.
    »Tut mir leid«, sagte Nakita und schlug zu meiner Überraschung die Augen nieder. Normalerweise ließ sie keine Gelegenheit aus, um Barnabas mit seinem Status als gefallener Engel aufzuziehen. Nach dem, was Nakita mir erzählt hatte, war Barnabas aus dem Himmel verbannt worden, weil er sich in ein Menschenmädchen verliebt hatte.
    »Hi, Josh !«, rief ich, als er die andere Seite des Maschendrahtzauns erreichte.
    »Puh, diesmal war’s echt knapp«, murmelte er, noch immer ziemlich außer Atem. Als er mich anlächelte, breitete sich eine Woge von Wärme in mir aus. Wir waren nun schon seit einer ganzen Weile zusammen, aber sein Lächeln haute mich immer noch um. Und seine Küsse erst.
    »Aber du hast gewonnen«, entgegnete Nakita, wieder so sachlich, wie man es von ihr gewohnt war. »Das war ein gutes Rennen.«
    Josh , der sich wahrscheinlich über ihren anerkennenden Blick wunderte, sah sie fragend an. »Danke«, erwiderte er schließlich und wischte sich den Schweiß aus dem Nacken, ich hatte schon seit Monaten nicht mehr geschwitzt. Nicht, seit ich tot war.
    »Das war dein einziges Rennen, oder?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte.
    »Ja.« Josh gab einem Typen, der ihn von der Ziellinie aus gerufen
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