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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht
Autoren: Kim Harrison
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Wo kommt dieses Feuer her?
    »Johnny!«, flüsterte ich, während das Mädchen schrie, und fuhr zusammen, als sich eine kräftige Hand um meinen Arm schloss. Das Mädchen und ich drehten uns gleichzeitig um.
    Ich blinzelte und stockte einen Augenblick, als ich Barnabas hinter dem furchterregenden Bild eines Feuerwehrmanns mit Atemschutzmaske erkannte. Der Atem des Fremden zischte in der Maske, als er versuchte, mich daran zu hindern, ins Haus zu laufen. In meiner Vision brüllte das Feuer und bildete eine unheimliche Gegenstimme zu der Angst, die mich erfüllte, Barnabas’ Hand lag fest auf meinem Arm und er blickte mich mitfühlend an.
    »Johnny ist da drin!«, rief ich und der Feuerwehrmann starrte mich an, das Gesicht hinter seiner Maske verborgen. »Lassen Sie mich los! Lassen Sie mich los! Ich muss da rein!«
    Als wären wir ein und dieselbe Person, versuchten das Mädchen und ich uns von Barnabas/dem Feuerwehrmann loszureißen, und als wären wir ein und dieselbe Person, wurden wir von deren Händen festgehalten. Ich gab mir Mühe, mich nicht allzu sehr zu wehren, denn ich wusste ja, dass das alles nicht echt war, aber ich spürte die Angst des Mädchens wie meine eigene.
    In meinem greifbaren, aber nur vorgetäuschten Körper schlug kein Herz, aber das Gedächtnis vollbringt erstaunliche Dinge, und so spürte ich das Echo eines Pulsschlags, als Barnabas mich die quietschenden Stufen hinunter in den kühlen Schatten unter der Tribüne trug. Dunkelheit umschmeichelte meine erhitzten, von Sonne und Feuer malträtierten Wangen, während Barnabas mich absetzte. »Tut mir leid«, sagten Barnabas und der Feuerwehrmann aus gänzlich verschiedenen Gründen.
    Hinter dem Feuerwehrmann sah ich einen Rettungswagen. Das Blaulicht war ausgeschaltet und ich hatte das Gefühl, als wiche alles Leben aus meinem Körper, als sie eine kleine Gestalt hineinschoben, die von Kopf bis Fuß von einem Laken bedeckt war. Einen Moment lang wusste das Mädchen nicht, was das zu bedeuten hatte, ich aber hatte selbst mal in einem Leichensack gelegen, und wenn ich auch sonst mit nichts zu ihr durchdringen konnte, damit funktionierte es.
    »Nein, Johnny!«, schluchzten wir, als die Realität sie mit voller Wucht traf. Ich fing an zu weinen, als ich sah, wie die Flammen das Dach über meinem Zimmer verschlangen, aber meine Tränen galten Johnny. Er war fort und ich weinte für ihn und seine Schwester, während in meinem Bewusstsein ein Bild von ihm mit seinem runden Gesicht und einem Transformers-Schlafanzug aufstieg. Es hatte Fischstäbchen zum Abendessen gegeben. Und ich war so gemein zu ihm gewesen und hatte das letzte genommen, obwohl ich wusste, dass er es wollte.
    »Es tut mir so leid. Es tut mir so leid«, schluchzte ich mit schmerzender Kehle und sackte gegen eine Stütze der Tribüne/die Seite des Feuerwehrwagens. Nicht weit von mir stand ein Feuerwehrmann, der mich mit einem Auge im Blick behielt, damit ich nicht abhaute. Seine Gestalt wurde von Nakitas überlagert, die dafür sorgte, dass niemand nah genug kam, um zu merken, was hier vor sich ging. Hinter ihr schien die blaue Sonne auf den Sportplatz. Begleitet von plärrenden Lautsprechern und dem Hupen von immer neuen Wagen mit vollen Wassertanks wurde schon die Laufbahn für das nächste Rennen vorbereitet. Mein Bruder war tot. Und ich war schuld. Ich hätte ihn nicht allein lassen dürfen.
    Ich stand auf, zumindest in meiner Vision. Nach und nach gelang es mir, mich davon zu lösen, bis ich die Szene einfach beobachten konnte. Das machte den Schmerz des Mädchens etwas erträglicher. Möglicherweise hatte es aber auch damit zu tun, dass Barnabas mich fest umschlungen hielt.
    Meine Finger fuhren den Namen der Stadt auf dem Feuerwehrauto nach: BAXTER, CA. Mein Blick wanderte nach oben und ich sah den Straßennamen: CORAL WAY. Mein Herz begann zu hämmern, als mir klar wurde, dass ich diese Erinnerung, die noch gar nicht stattgefunden hatte, wenigstens ein kleines bisschen steuern konnte.
    »Ganz ruhig, Tammy«, sagte ein rußverschmierter Mann und legte mir eine Decke, die nach zu viel Weichspüler roch, um die Schultern. Ich zitterte, konnte nichts sagen, aber jetzt hatte ich einen Namen, und das war schon mal eine kleine Hilfe. »Deine Mom ist unterwegs«, fügte er hinzu und Tammys Panik wallte erneut in mir auf.
    Oh Gott. Mom. Verzweifelt drehte ich mich zu dem Feuer um. Ich wollte das alles ungeschehen machen, aber das konnte ich nicht. Johnny war tot. Das dort auf der Bahre
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