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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht
Autoren: Kim Harrison
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Auszeichnung bekommen und seitdem schoss sie ununterbrochen Fotos.
    Ron , dachte ich und trat mit meinen gelben Sneakers gegen den Stein. Ich wünschte, dieser nervige kleine Mann würde mich einfach genauso ignorieren, wie die meisten anderen Erwachsenen das taten. Ron arbeitete für die helle Seite, nicht für die dunkle, und obwohl wir beide an dieselbe Sache glaubten - nämlich daran, dass der freie Wille stärker ist als das vom Himmel vorbestimmte Schicksal -, schickte er den Leuten lieber einen Schutzengel, als zu versuchen, das eigentliche Problem zu lösen und sie dazu zu bringen, ihr Leben zu ändern. Und genau das war der Grund, aus dem ich bei den Seraphim - der Elitefraktion unter den Engeln - ständig aneckte: weil ich etwas verändern wollte. Doch selbst nachdem ich es einmal geschafft hatte, einem Menschen Leben und Seele zu retten, wusste ich, dass außer Barnabas niemand wirklich daran glaubte, dass ich eine Chance hatte. Und auch bei Barnabas war ich mir nie hundertprozentig sicher.
    »Wenn wir sie hier nicht finden, gehen wir einfach zu ihrer Wohnung und warten da auf sie«, sagte ich und suchte den Himmel über den im Wind zitternden Blättern nach Schwarzflügeln ab. Diese stumpfsinnigen, schleimig-schwarzen Flatterwesen tauchten immer dann auf, wenn irgendwo eine Vollstreckung anstand, in der Hoffnung, einen unbewachten Schnipsel Seele abzustauben. Manchmal fragte ich mich, ob diese Monster wohl genauso gut die Zeitlinien lesen konnten wie ein Zeitwächter. Ein schwarzer Todesengel auf der Jagd lockte sie schneller an als Aas einen Schwarm Krähen. Dass sich hieranscheinend keiner von ihnen herumtrieb, war ein gutes Zeichen. Ich hatte seit Monaten keinen mehr gesehen. Das lag zum einen daran, dass Nakita die meiste Zeit ihre Resonanz verborgen hielt, und zum anderen daran, dass sie nicht auf der Jagd war.
    Josh drehte sich um und ließ sich mit dem Rücken an den Stein gelehnt zum Boden gleiten. Er kramte eine Weile in seiner Sporttasche und holte sein Handy hervor. »Ich schreib meiner Mutter eine SMS, um ihr zu sagen, dass ich später komme. Falls irgendwer fragt, bin ich mit dir unterwegs.«
    Ich sah auf meine Uhr und addierte zwei Stunden dazu. »Gute Idee. Wo sollen wir denn sein? Im Low D?« Na schön, erwischt, ich log meinen Dad also an. Es war kein gutes Gefühl, aber er würde mir wohl kaum abkaufen, dass ich mich irgendwo in Kalifornien rumtrieb, und schon gar nicht, dass ich so gut wie tot war und versuchte, etwas gegen die himmlische Gepflogenheit, verlorene Seelen kaltzumachen, auszurichten.
    Der schwache Geruch nach Federn ließ mich aufblicken und ich lächelte, als Barnabas über den Friedhof auf uns zukam. Er hatte die Hände in den Taschen vergraben und ließ den Blick hin und her schweifen.
    »Keine weißen Todesengel, keine Schwarzflügel und keine Grace in Sicht«, berichtete er und fuhr sich mit der Hand durch seinen Lockenschopf. Dann schielte er rüber zu den Bussen. »Willst du, dass ich mal in Tammys Wohnung nachsehe?«
    Keine Grace? Ich fragte mich, warum er Grace ins Spiel gebracht hatte, aber ich nickte nur und warf dann einen Blick zu Nakita hinüber, die die Schnalle ihres Handtäschchens gerade mit einem Klicken zuschnappen ließ. Sie hatte ihre Kamera weggepackt, damit ihr auch nichts entging und Barnabas ihr womöglich etwas voraushatte. »Weißt du noch die Adresse?«, fragte ich.
    »Coral Way«, erwiderte er und berührte dann meinen Handrücken. Ich bin gleich zurück und lasse dich wissen, ob sie dort ist , hallte es in meinen Gedanken wider und ich zuckte zusammen. Blinzelnd starrte ich ihn an. Nakita schirmte meine Resonanz ab, seit wir Three Rivers verlassen hatten, damit Ron nicht herausfand, wo wir waren, falls er uns hinterherspionierte. Ich hatte nicht gewusst, dass Gedankenberührung überhaupt möglich war, wenn man abgeschirmt war. Aber Barnabas hatte mich ja auch körperlich berührt, vielleicht war das der Grund, warum er die Abschirmung umgehen konnte.
    »Hey!«, rief Nakita, deren Augen einen Moment lang im Silber des Göttlichen erstrahlten. »Wer flüstert, der lügt!«
    Josh klappte sein Handy zu und sah fragend zu uns auf.
    »Krieg dich mal wieder ein«, erwiderte Barnabas genervt und seine Finger glitten von meinem Handrücken. »Ich wollte nur testen, ob es funktioniert.« Er hielt kurz inne, bevor er hinzufügte: »Siehst du? Das hat sie jetzt nicht gehört.«
    »Weil ich abgeschirmt bin«, vermutete ich und Barnabas nickte. Sein Blick
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