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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht
Autoren: Kim Harrison
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dann ist das lügen. Ich habe mich selbst über Jahrhunderte hinweg belogen. Und wenn du mich brauchst, dann bin ich auch immer noch für dich da. Aber in der Zwischenzeit werde ich bei Paul sein und Ausschau nach weißen Engeln halten, die nach neuen Antworten auf alte Fragen suchen. Und dann werde ich mir was ausdenken, wie wir sie decken können.«
    Mein Herz zog sich zusammen. »Okay«, sagte ich und spürte, wie in meiner Kehle ein Kloß zu wachsen begann. Er wollte uns noch immer verlassen, aber immerhin hatte er einen guten Grund. Barnabas würde der hellen wie auch der dunklen Seite angehören. Er würde es schaffen. Ihn zum Bleiben zu überreden wäre egoistisch. »Du wirst mir fehlen«, sagte ich und weigerte mich, auch nur eine einzige Träne in mir aufsteigen zu lassen, geschweige denn loszuheulen.
    »Hey!«, sagte er, und als er meine Hand berührte, schien sie mich durch und durch mit Wärme zu erfüllen. »Wir können doch immer noch reden, oder?«
    Ich nickte traurig, obwohl ich eigentlich alles hatte, was ich wollte. Barnabas war vom ersten Moment an bei mir gewesen - seit ich in der Leichenhalle aufgewacht war. jetzt von ihm Abschied zu nehmen war… irgendwie, als würden wir miteinander Schluss machen.
    Barnabas stand auf und ich blinzelte zu ihm hoch, »ist ja nicht so, als wäre ich aus der Welt«, tröstete er mich und beugte sich dann hinunter, um mich zu umarmen. »Aber es wird mir echt fehlen, wie viel Mühe du dir immer gegeben hast, so auszusehen, als wärst du gerade erst aus dem Bett gekrochen.«
    Ich schloss die Augen und spürte das Göttliche in ihm, roch seinen Duft nach Federn und Sonnenblumen. Meine Gedanken wanderten zu Sarah, die ihr Leben mit ihm verbracht hatte. Wie fühlte es sich wohl an, überlegte ich, wenn man das Göttliche rund um die Uhr um sich hatte? Für mich wäre das nichts, beschloss ich und ließ ihn los.
    Er richtete sich auf und ich lächelte ihn an. »Sie hat dich bis zu ihrem letzten Atemzug geliebt, oder?«, fragte ich plötzlich.
    Barnabas zögerte und blickte mich verwirrt an, bis ihm klar wurde, dass ich von Sarah redete. »Und noch darüber hinaus«, erwiderte er ernst. »Manchmal … beneide ich euch darum, dass ihr ein Ende habt. Enden sind nicht immer unbedingt etwas Schlechtes. Meistens sind sie einfach nur getarnte Anfänge.« Er senkte den Kopf und sah an mir vorbei. »Ich sollte jetzt gehen.«
    Josh wischte sich die Hand ab und streckte Barnabas die Faust entgegen. »Wir sehen uns auf der anderen Seite, Flattermann«, sagte er und die zwei stießen ihre Fingerknöchel aneinander.
    Der Kloß in meinem Hals schien sich bis auf Weiteres häuslich einrichten zu wollen und ich holte tief Luft. Wenn meine Mutter mich so sehen würde, würde sie denken, dass ich bis über beide Ohren in Barnabas verknallt war.
    »Und außerdem«, sagte Barnabas noch im Umdrehen, »werdet ihr gar keine Zeit haben, mich zu vermissen.«
    Ich folgte seinem Blick durch das Einkaufszentrum, bis ich Nakita sah, die, selbstbewusst und keck wie immer, neben Demus stand. Der schwarze Engel wirkte verlegen, doch das Funkeln in seinen Augen verlangte nach Antworten, die er nur bei mir finden würde.
    Mein Mund klappte auf. Ich sah Barnabas an und grinste, als er sich langsam umdrehte und sein Mantel ihm um die Beine raschelte.
    Josh grunzte und knüllte seine Pommesschale und die Serviette zu einem Ball zusammen. »Ich glaube, Nakita hat dir deinen ersten Überläufer gebracht«, witzelte er und ich schüttelte nur den Kopf, als ich die rebellische Verwirrung im Blick des rothaarigen Engels neben Nakita sah.
    Ich stand auf und dachte, dass uns ein zumindest denkwürdiger Nachmittag mit meinen Eltern bevorstand. Gut, dass Nakita Gedächtnisse verändern konnte. »Glaubst du, er mag Meeresfrüchte?«, fragte ich Josh.
    »Keinen Schimmer.«
    Barnabas verließ uns, aber Demus schien gleich seinen Platz einzunehmen. Einen Todesengel dazu zu überreden, all seine Überzeugungen über Bord zu werfen, versprach lustig zu werden, zumal er ja nach Antworten suchte. Ich hatte meinen Körper und mein Amulett und eine Zukunft, die einige Herausforderungen, aber auch Belohnungen für mich bereithielt. Immerhin arbeitete ich ja Hand in Hand mit denen von ganz oben. Ich würde ihnen zeigen, was ich aus dem kollektiven Bewusstsein der Menschheit gelernt hatte - dass das Leben genauso wichtig war wie die Seele und es nicht nötig war, den Menschen das eine zugunsten des anderen zu nehmen. Dafür
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