Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
hielt. »Und jetzt gib mir bitte dein Amulett. Das ist alles so verwirrend hier. Ich möchte gern gehen.«
    »Gib es dem Engel, Madison, sonst holt er es sich«, riet Ron mir mit einem so fiesen Grinsen, dass ich es mir fast noch einmal überlegt hätte, als ich mir die Kette über den Kopf zog. Ich hätte heulen können, als ich sah, wie das Amulett von mir zu dem Seraphen wanderte, als die Verbindung zwischen uns sich dehnte, aber nicht abriss. »Paul und ich«, sagte ich, als der Seraph die Hände darum schloss und ich es nicht mehr sehen konnte. »Wir haben etwas verändert. Ich verstehe ja, warum ich vergessen muss, aber bitte lasst ihm seine Erinnerung.«
    Ein Glühen sickerte zwischen den Fingern des Seraphen hervor, göttlich und klar. Der Engel öffnete die Hand und mein weiß glühender Stein kühlte nach und nach wieder ab. Er leuchtete in allen Farben des Spektrums, bis er schließlich wieder schwarz wurde. »Wir haben nicht die Absicht, seine Erinnerung zu löschen«, sagte der Seraph und hielt mir mein Amulett hin.
    Ungläubig starrte ich darauf. Sie geben es mir zurück?
    »Es hat Jahrhunderte gedauert, bis wir in den Zeitlinien jemanden gefunden haben, der die Zeit manipulieren kann und dessen Schicksal es ist, seinen freien Willen richtig einzusetzen«, erklärte der Seraph. »Hier. Nimm dein Amulett. Ich möchte jetzt gehen.«
    Ich starrte auf das Amulett, das von der Hand des Seraphen baumelte. Sie geben es mir zurück?
    Langsam streckte ich die Hand aus und meine Finger schlossen sich in der Luft, einen Moment bevor ich es berührte. »A-aber«, stotterte ich, als ich es ungläubig anblickte, noch immer in der Hand des Seraphen. »Ich habe doch meinen Körper gefunden. Und ihn mir zurückgeholt.«
    Der Seraph ließ den Arm sinken, während Ron nervös auf und ab zu laufen begann. Sein Schwert steckte mitten zwischen uns. »Willst du die schwarze Zeitwächterin sein?«, fragte der Seraph.
    »Ja!«, rief ich und sah noch immer das Amulett an. »Aber ich will auch lebendig sein!«
    Der Seraph zuckte mit den Schultern. »Dann hast du eben deine Meinung geändert«, sagte er lächelnd. »Wir wussten, dass du es tun würdest. Schicksal, weißt du? Und jetzt nimm dein Amulett. Es ist jetzt auf dich abgestimmt.«
    Ich hielt den Atem an und streckte zögernd die Hand aus.
    »Nimm es!«, donnerte der Seraph und ich fuhr erschrocken zusammen und grapschte danach.
    »Es war mal ’ne Zeitwächterin«, sang plötzlich eine vertraute Stimme und mein Blick flog zur Schulter des Seraphen. Es war Grace und ich konnte sie sehen. Ich meine, richtig sehen! Sie war wunderschön und glitzerte vor Spinnweben und Tau. Mir blieb der Atem weg und sie lachte, bis sie beinahe von der Schulter des Seraphen purzelte.
    »Guck dir mal die Zeitlinien an«, schlug sie vor und ich schloss die Augen und keuchte auf. Alles wirkte plötzlich so klar, so präzise, und mir traten Tränen in die Augen. Ich konnte sehen, wie alles miteinander verzweigt war, einander beeinflusste, und alles zusammen einen herrlichen Gesang des Lebens bildete, der bis in die Ewigkeit hallte. Mein Dad machte sich Sorgen um mich. Shoe dachte an mich, neugierig, nachdem er mit Tammy gesprochen hatte. Josh war zu Hause und schickte mir soeben eine besorgte SMS. Wendy, meine einst mal beste Freundin, bevor ich zu Dad gezogen bin, dachte überhaupt nicht an mich - aber das war in Ordnung. Sie lebte jetzt ihr Leben … und war glücklich.
    »Ich bin die schwarze Zeitwächterin«, flüsterte ich und riss die Augen auf. Grace strahlte mich an.
    »Und das bist du immer gewesen«, sagte der Seraph. Er hatte sich wieder hingekniet, als versuche er, auf diese Weise an meinem Glück teilzuhaben. »Aber jetzt kannst du zur gleichen Zeit auch ein Mensch sein und leben, wie es die Menschen tun, die du zu retten versuchst. Auch eine Superheldin braucht schließlich ein ganz normales Leben, in das sie sich zurückziehen kann«, schloss er mit einem ironischen Lächeln.
    Ich setzte mich wieder auf den Boden und blinzelte. Hoch über uns wurden die Wolken immer dicker. Es regnete, aber die Tropfen verdampften, bevor sie die Erde erreichten. Ich hatte mein Amulett. Ich hatte meinen Körper. Sie würden mich diesen Job auf meine Art machen lassen. »Dann seid ihr also einverstanden?«, fragte ich, denn ich musste es noch einmal hören. »Es gibt keine Vollstreckungen mehr?«
    Wieder lachte der Seraph und der Himmel sandte wie als Echo ein Donnergrollen. »Die Vollstreckungen wird
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher