Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
zitternd und gekrümmt an einem nahen Grabstein lehnte und mir den Rücken zuwandte, seine Sporttasche zu seinen Füßen, während er sich langsam erholte. Die Tatsache, dass wir nicht einfach nur geflogen waren, sondern einen Raumhopser gemacht hatten, trug auch nicht gerade dazu bei, dass es ihm jetzt besser ging. Mit einem Raumhopser sparte man ungemein viel Zeit, da es ein wenig so war, als würde man sich von einem Ort zum nächsten beamen. Aber die Nebenwirkungen waren nicht ganz ohne. Das schreckliche Gefühl von Leere, wenn man sich zwischen den Raumebenen bewegte, war im besten Fall gruselig. Als Nakita zum ersten Mal mit mir einen Langstreckensprung von Indiana auf die andere Seite der Erde zu einer griechischen Insel gemacht hatte, war mir auch ganz schön duselig geworden. Wahrscheinlich gehörte Kairos’ Insel jetzt sogar mir, nachdem ich seinen Job übernommen hatte und er tot war.
    Aber egal, ob wir hier waren, damit Josh wieder zu Atem kommen konnte, oder weil das Nakitas Vorstellung von einem Witz war - der Friedhof war ruhig und abgeschieden und wir hatten einen guten Blick auf die Reihe wartender Busse weiter rechts und den Schulparkplatz links. Während unserer Reise hatten wir mehrere Zeitzonen durchquert und hier war es erst drei Uhr nachmittags. Schulschluss.
    Josh, der ein kleines bisschen nach Schweiß roch, kam zu mir herübergewankt. Ich lächelte ihn an und machte Platz. Ellbogen an Ellbogen lehnten wir dann zusammen am Grabstein. Ich war froh, dass er hier war.
    »Siehst du sie irgendwo?«, fragte er und seine blauen Augen verrieten seine Aufregung.
    »Nein«, erwiderte ich und entschuldigte mich im Geiste bei Beatrice, an deren Grabstein wir lehnten. »Ich hab Tammys Gesicht noch nie gesehen. Ich war schon ziemlich froh, dass ich die Stadt und den Straßennamen sehen konnte und dass der Feuerwehrmann ihren Namen wusste. Aber ich bin ganz sicher, dass sie da drin ist.«
    Ich deutete mit dem Kinn auf die Schule und Josh warf mir einen Blick zu. »Schlägt dein Zeitwächterradar Alarm?«, neckte er mich und ich sah verlegen zu Boden.
    »Ähm, ja, so was in der Art«, antwortete ich vage, denn es wäre mir irgendwie peinlich gewesen, von dem seltsamen Schauder zu erzählen, der durch meine Aura gelaufen war, als wir über die Schule hinwegflogen. Dasselbe Gefühl hatte ich auch bei meiner letzten Sensenprotektion gehabt und diesmal würde ich darauf hören.
    »Und wie sollen wir die Richtige finden?«, wollte Josh wissen, während er die Schüler beobachtete, die sich in kleinen Grüppchen aus dem Gebäude schlängelten.
    Nakita, die gerade ein paar Schrägaufnahmen von einer mit Schimmel- und Smogflecken übersäten Statue machte, sagte, ohne mich anzusehen: »Mit ihrer Adresse und einer Beschreibung ihrer Aura könnte ich sie finden. Aber wenn du einen Zeitsprung gemacht hast, hat Ron das sicher auch. Wir müssen uns beeilen, bevor er ihr einen Schutzengel verpasst und wir nichts mehr tun können.«
    »Wir haben mindestens einen Tag Zeit«, entgegnete ich und Nakita sah mich hinter ihrer Kamera hervor an. »Die Vision war ziemlich unscharf an den Rändern«, erklärte ich. »Klare Bilder bekommt man erst, wenn es nur noch ein paar Stunden bis zu dem Ereignis sind.« Ich verzog das Gesicht und blickte zur Schule hinüber. »Ich glaube, die Seraphim haben mir den Zeitsprung früher geschickt, weil sie wissen, dass ich noch nicht besonders gut bin.«
    Obwohl es mir noch immer ein Rätsel war, warum sie mir hätten helfen sollen. Vielleicht mochten sie ja Ron nicht, meinen gegnerischen Zeitwächter. Mir ging es jedenfalls so. Oder vielleicht hofften sie darauf, dass ich anfing, an das Schicksal zu glauben und nicht an den freien Willen, wenn ich endlich mal den Durchblick bekam. Was auch immer der Grund war, ich war mir ziemlich sicher, dass wir mindestens einen Tag Vorsprung gegenüber Rons natürlichem Zeitsprung ohne Seraphimbonus hatten, und den würde ich nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Nakita warf Barnabas einen finsteren Blick zu, und als der mit den Schultern zuckte, richtete sie ihr Objektiv auf die Schule und knipste ein paar Fotos. »Die Schule ist auf jeden Fall der beste Ort, um mit der Suche zu beginnen«, sagte sie. »Todesengel-Basiswissen: Geh dahin, wo die Menschen sind.« Der Auslöser klickte und sie richtete sich auf und warf einen prüfenden Blick auf das Display ihrer Kamera. Bei einer Fotoausstellung unserer Schule hatte sie für eins ihrer Bilder eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher