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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht
Autoren: Kim Harrison
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sollte ich sein, nicht er. Nicht er!
    »Madison?«, fragte Nakita und ich blinzelte zu dem Mann auf, als seine Gesichtszüge mit ihren verschmolzen. »Alles okay mit dir?«
    Ich musste hier weg, sofort. Das alles war zu schrecklich und die Schuld, die auf mir lastete, machte mir das Atmen schwer. Ich sollte tot sein, nicht Johnny. Er war mein Bruder und jetzt ist er tot. Und ich bin schuld. Es hätte mich treffen sollen. Es hätte mich treffen sollen!
    »Madison!«
    Barnabas rief meinen Namen und ich keuchte auf, als die zwei Wirklichkeiten - die eine real, die andere noch nicht geschehen - aufeinanderprallten. Das Blau wurde zu Rot und dann verschwand die Zukunftsvision.
    Mein nicht mehr vorhandenes Herz pochte und ich versuchte, es zu beruhigen, während ich zu Barnabas und Nakita aufstarrte … und zu Josh . Über mir applaudierten die Zuschauer, als der letzte Läufer die Ziellinie überquerte. Es war vorbei. Ich hatte einen Zeitsprung gemacht, war in ein fremdes Bewusstsein eingetaucht, hatte dem Tod ihrer Seele beigewohnt und … ich hatte es überlebt.
    Ich schwankte und versuchte, die Schuld und den Schmerz des Mädchens über den Tod ihres Bruders abzuschütteln. Tammy. Ihr Name war Tammy gewesen.
    Ihre feste Überzeugung, schuld am Tod ihres Bruders gewesen zu sein, hallte noch immer durch meinen Kopf. Ihre Verzweiflung war so tief gewesen, dass sie alles andere verdrängte und ihrer Seele die Fähigkeit zum Lieben nahm, ohne die sie nicht weiterleben konnte. Sie würde sich den Menschen, die ihr wieder ins Leben helfen wollten, entziehen - wenn nicht körperlich, dann zumindest geistig. Und ihre Seele … würde verkümmern und sterben, lange vor ihrem Körper. Schicksal, würden die Seraphim das nennen, aber ich glaubte nicht ans Schicksal.
    Der vorherige dunkle Zeitwächter, Kairos, hätte, ohne zu zögern, Nakita losgeschickt, um Tammy zu töten. Er hätte ihr einfach das Leben genommen, um dafür ihre Seele zu retten, bevor es zu spät war. Ron, der aktuelle helle Zeitwächter, hätte zur selben Zeit einen weißen Todesengel gesandt, um die Vollstreckung zu verhindern. Er hätte Tammys Leben gerettet in der naiven Hoffnung, dass sie schon wieder irgendwie Freude daran Finden würde - ohne jedoch sicher zu wissen, dass auch ihre Seele weiterleben würde. Aber ich war nun mal nicht Kairos und ich würde diese Gelegenheit nutzen, um den Seraphim zu beweisen, dass man das Schicksal manipulieren konnte und wir Tammys Seele und ihr Leben retten konnten. Alles, was wir dafür tun mussten, war, Tammy zu zeigen, dass sie einen anderen Weg wählen konnte.
    Ich lächelte schwach und streckte die Hand aus. Josh ergriff sie und zog mich auf die Füße. Ich klopfte mir den Hintern ab und erschauderte im kühlen Schatten.
    Ich ließ meinen Blick über den Sportplatz schweifen und dachte an den dicken Qualm und die Flammen, die über das Gebäude gehuscht waren wie ein lebendiges Wesen. Schweigend warteten die anderen ab.
    Ich blickte sie nacheinander an. In Barnabas’ Gesicht las ich Resignation, die mich ahnen ließ, dass das alles nicht so einfach werden würde, wie ich es mir vorstellte. In Nakitas Augen sah ich die Angst, dass ich von ihr verlangen würde, etwas zu tun, das sie nicht verstand. In Josh s Blick lag Abenteuerlust - Hauptsache, es passierte endlich mal was.
    »Seid ihr bereit für einen kleinen Ausflug?«, fragte ich.
    Sie stießen alle gleichzeitig die Luft aus. Josh  grinste breit. »Na klar!«

2
    Der Grabstein, hinter dem ich stand, reichte mir bis zur Brust und ich stützte meine verschränkten Arme darauf. Der trockene, heiße Wind wehte mir immer wieder die lila Spitzen meiner kurzen Haare in die Augen, während ich darauf wartete, dass Barnabas von seinem Erkundungsgang zurückkam. Nakita schoss mit ihrer Kamera, die sie immer griffbereit in ihrem roten Handtäschchen hatte, Fotos von den Grabsteinen. Und Josh gab sich alle Mühe, sich nach seinem ersten Flug mit einem Engel nicht zu übergeben.
    Nakita bestand darauf, dass sie diesen Friedhof nur als Landeplatz ausgesucht hatte, weil genau auf der anderen Straßenseite die Schule lag. Ich hatte eher den Verdacht, dass der ansonsten todernste schwarze Engel vielleicht ganz langsam einen Sinn für trockenen Humor entwickelte. Aber ich musste zugeben, dass der Friedhof wahrscheinlich wirklich eine bessere Wahl gewesen war als der Burgerladen nebenan - besonders, weil Josh noch immer hyperventilierte.
    Ich sah nur seine Silhouette, als er
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