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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht
Autoren: Kim Harrison
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Gedanken, die mit meinen verschmolzen. Barnabas war nirgends zu sehen, doch als ich das Zeitgewebe in Richtung Vergangenheit zurückverfolgte, konnte ich sehen, wann er bei uns gewesen war. Genauso wie Josh . Während ich mich konzentrierte, kam seine Aura plötzlich herangehüpft und gesellte sich zu meiner und Nakitas. Er war von der Gruft zurückgekommen.
    »Macht sie wieder einen Zeitsprung?«, hörte ich ihn flüstern.
    »Nein«, antwortete Nakita leise. »Sie sucht in den Zeitlinien nach der Aura des Zielobjekts … ich meine, von Tammy.«
    »Echt?«, fragte Josh und ich hörte, wie er seine Sporttasche fallen ließ. »Welche Farbe hat meine Aura?«
    »Blau«, erwiderte sie knapp. »Psst jetzt.«
    Sie hatte es kaum ausgesprochen, als mein gesamtes Bewusstsein sich neu zu formieren schien. Als ich einen Namen dazu hatte, ergab Joshs Resonanz, die ich sah, plötzlich Sinn. Blau. Joshs Resonanz war blau. Jetzt sah ich sie hundertmal deutlicher vor mir. Mit neuem Selbstbewusstsein wandte ich mich von Josh s und Nakitas hellem Glühen ab und hangelte mich ein paar Stunden zurück bis zu dem Gewirr von Linien, wo ich auf dem Sportplatz meinen Zeitsprung gemacht hatte. Ich spürte Nakitas Gegenwart neben mir und zusammen blickten wir auf den Punkt, an dem sich meine Vergangenheit mit einer anderen verstrickte. Das Gewicht dieses Bündels schien eine Senke in das gesamte Zeitgewebe zu drücken. Die Aura, die sich mit meiner vermischte, schimmerte in einem kränklichen Grün mit einem Hauch von Orange in der Mitte. Daneben, ein bisschen kleiner, befand sich eine bläulichgelbe. Ihr Bruder?
    Er musste es sein und ich öffnete aufgeregt die Augen. Josh, der sich hingehockt hatte, um mit meinem Gesicht auf einer Höhe zu sein, starrte mich an. Ich grinste ihm zu. Ich war mir nicht ganz sicher, aber ich meinte ein schwaches blaues Leuchten um ihn herum zu sehen, bevor die Sonne es schließlich ausblich. Vielleicht gab es ja doch noch ein kleines bisschen Hoffnung, wenn ich jetzt tatsächlich Auren sehen konnte.
    »War sie das?«, wollte Nakita ungeduldig wissen. »Diese grün-orangefarbene?«
    »Du hast sie auch gesehen?«, fragte ich erleichtert und sie nickte und grinste beinahe, als ich mein Amulett losließ und das letzte Schimmern der Zeitlinien aus meinen Gedanken verschwand.
    »Tammy hat ziemliche Probleme«, sagte sie und wirkte plötzlich sehr viel stärker an den Schülern interessiert, die sich in die Busse drängten oder in Autos einstiegen. »Aber das haben ja die meisten Siebzehnjährigen.«
    Siebzehn, genauso alt wie ich, oder wie ich wäre, wenn ich denn noch leben würde. Josh stand auf und streckte mir eine Hand hin, um mir hochzuhelfen. Als ich nach ihr griff, spürte ich ein Kribbeln zwischen uns. Das Glühen um ihn herum schien stärker zu werden und ich konnte einen roten Streifen in seiner Aura sehen, der ganz dicht über seiner Haut zu schweben schien. Doch er sah aus, als würde er schon wieder verblassen, wie ein blauer Fleck. Vielleicht sein Nahtoderlebnis?
    Nakita hatte die Hände um zwei Zaunlatten gelegt und ihr Gesicht ruhte dazwischen, sodass es aussah, als wäre sie im Gefängnis. Ich kam mir vor wie eine Tote, die die Lebenden bespitzelte. Okay, streng genommen war ich das ja auch, aber hinter diesem Friedhofszaun war das Gefühl irgendwie noch stärker. Nakita schloss die Augen und atmete tief ein, »Da sind so ungefähr zwanzig Schüler im passenden Alter mit so einer Aura«, stellte sie fest. »Lass uns mal näher rangehen.«
    Ihr rotes Täschchen unter den Arm geklemmt machte sie sich mit schnellen Schritten auf den Weg zu dem beeindruckend großen Schultor. Ihre Sandalen bewegten sich lautlos über den frisch gemähten Rasen. Ich klopfte meine Jeans ab und warf einen Blick auf Joshs Schulkleidung. Darin würde ihm wahrscheinlich ziemlich warm werden, aber die Klamotten waren immer noch besser als seine Laufhose und das Sportshirt. »Falls es dir was hilft, Tammys Bruder hat eine bläulichgelbe Aura!«, rief ich Nakita nach.
    »Hab ich gesehen.« Nakita drehte sich mit einem gruseligen Lächeln zu mir um. Gierig. Ungeduldig. Ihre Finger umfassten ihr Amulett, die Quelle ihrer Kraft und gleichzeitig Werkzeug, um ihre Sense hervorzuzaubern.
    Josh zögerte neben mir. »Sie wird sie doch nicht umbringen, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich seine Frage nicht ganz unberechtigt fand. Ich lief ein bisschen schneller, um zu ihr aufzuschließen. »Nakita?«, fragte ich
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