Bobby Z

wird er kommen, um ihn zu
holen. Und während Huertero das sagt, lässt sich die absolute Superniete Tim
Kearney langsam über die Kante des Abhangs gleiten. Auf die Palmwipfel zu, auf
die scharfen Felsen zu, aber Tim Kearney ist das egal.
    Tim Kearney hat die Schnauze voll vom Verlieren.
    Semper fi, Mann.
     
    One Way macht das Boot fertig. Ist
für ihn auch ein gutes Gefühl. Fühlt sich an wie in alten Zeiten, und alles
fällt ihm wieder ein, die Taue und das Auftakeln. Er hat die ganze Nacht am
Motor gearbeitet, hat ihn dazu gebracht, dass er wieder hämmert und brummt. Und
One Way fragt sich plötzlich, was er eigentlich all die Jahre getan hat.
    Sie sind vorbeigegangen wie eine lange, seltsame Reise, und jetzt ist
er bereit, alles hinter sich zu lassen. Einfach wegzusegeln. Weg vom Hotel California.
    Er steht nun also auf dem Deck, rollt die übriggebliebenen Taue zu
festen Rollen zusammen, spürt die Sonne auf seinem Rücken und wartet darauf,
dass Bobby kommt und das Geld übergibt, damit sie endlich alles hinter sich
lassen können. Er und Bobby und Bobbys Frau und sein Kind, und One Way wird
ganz schwindlig vor Glück, wenn er daran denkt, wie er dem kleinen Z das Segeln
beibringen wird.
    Dann sieht er sie kommen, und in seinem Kopf fangen alle Alarmglocken
an zu läuten, weil Bobby nicht bei ihnen ist. Eine langgezogene schwarze
Limousine, die aussieht wie ein Leichenwagen, fährt vor, und der Boss, ein
Mexikaner, steigt aus, mit einem Bodyguard und einer Frau und einem Kind. Und
One Way braucht bloß einen Blick auf das Kind zu werfen, um zu wissen, dass das
der kleine Z ist, und da kommen sie schon das Dock herunter, auf das Boot zu,
aber Bobby ist nicht bei ihnen.
    Der alte Mex sieht ihn an, schubst das Kind an Bord und befiehlt ihm:
»Bring ihn unter Deck!«, was One Way auch macht. Bloß der alte Mexikaner und
sein Leibwächter bleiben auf dem Dock. Als würden sie auf jemanden warten.
    One Way hat plötzlich tausend Nadeln in seinem Bauch. Etwas ist hier
ganz gewaltig faul, und er läuft hinunter und lässt den Motor an für den Fall,
dass sie ganz schnell auslaufen müssen. Und als er aus der Luke linst, sieht
er, wie Bobby an Bord geht, und hinter ihm Gruzsa.
    Und Escobar und TAN Cruz oben auf der Klippe und die Angels auf der
Brücke, sie alle sehen dasselbe. TAN Cruz hat Bobbys Rücken genau im
Fadenkreuz, und die Angels haben ihre AR-15's auf der Brüstung der Brücke
liegen, und Huerteros Leibwächter hat seine Pistole gezogen, und Bobby scheint
das alles zu spüren, denn er bleibt stehen und dreht sich um. Es ist der
Moment, als sich Tim Kearney aus der Schlucht hochrappelt. Er steht unter einer
großen Palme und sieht zum Dock hinüber, und seine Augen begegnen genau eine
Sekunde lang denen von Bobby.
    Sie werfen sich einen ziemlich seltsamen Blick zu, und dann hört Tim,
wie Gruzsa »NEIIIN!« schreit. Und Tim begreift endlich, was hinter der ganzen
Geschichte steckte. Dass nämlich Gruzsa ihn engagiert hat, damit er für alle
Sünden von Bobby Z büßt, und dann wären Gruzsa und Z mit den drei Millionen
abgedampft. Das alles kommt ihm in einem Moment der Erleuchtung, und dann,
wumm, ist die Hölle los.
    In der einen Sekunde noch steht Z da, und in der nächsten löst er
sich regelrecht in Luft auf, Mann, so viele Kugeln treffen ihn aus allen
möglichen Winkeln.
    Es ist so, als wäre er einfach weg.
    Und Gruzsa, Gruzsa sieht Don Huertero dastehen zwischen sich und
seinem Geld, und er greift nach seiner Waffe, aber Huerteros Leibwächter hat
schon wieder geladen und ist einen Tick schneller.
    Gruzsa geht auf dem Dock zu Boden, aber dieser Fiesling kann einfach
nicht sterben, ohne vorher Huerteros Leibwächter zwei Schuss zu verpassen, der
torkelnd noch ein paar Schritte macht und dann vom Dock ins Wasser fällt.
    One Way hört all das, und er weiß, dass er Bobbys Sohn beschützen
muss. Er kommt an Deck und beginnt die Nowhere aus ihrem
Anlegeplatz herauszumanövrieren, auf die offene See zu, weil Bobby tot ist. One
Way sieht, was von seinem Körper da am Dock übrig ist, und er weiß, dass er das
Kind in Sicherheit bringen muss. Und sicher ist der Sohn von Bobby Z nur auf
dem Wasser.
    Das Boot entfernt sich langsam vom Steg, und der alte Mexikaner in dem
Anzug will gerade an Bord gehen, aber Bobbys Frau hat ein Messer, das wie ein
Sonnenstrahl aufblitzt, und sie schlitzt ihm das Gesicht auf von der Stirn bis
zum Kinn. Huertero steht da und schaut auf sein eigenes Blut hinunter, das in
seine