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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
Autoren: Karl May
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ERSTES KAPITEL
    Tschita
    Jetzt, da es Abend war und der Feind sich jedenfalls in unmittelbarer Nähe befand, konnte das Tor nicht geöffnet werden. Steinbach nahm sich also die alte Indianerin mit, verbot ihr, irgend jemandem zu sagen, daß er hinausgegangen sei, und wies sie an, hinter ihm zu verschließen und zu warten, bis er klopfen werde. Dann begab er sich um die Ecke, schob die stehengelassenen Zweige auseinander und setzte sich hinter denselben an der Mauer nieder.
    Es war gerade die rechte Zeit gewesen. Er hatte nicht lange zu warten, so vernahm er den lauten, brüllenden Ruf eines Ochsenfrosches. Er als Westmann hörte sogleich, daß dieser imitierte Laut aus einer menschlichen Kehle kam. Neugierig, wie Newton darauf antworten werde, blickte er nach oben, kein Auge von dort verwendend. Mit der Stimme konnte die Antwort nicht erfolgen, da dieselbe sonst von anderen gehört und dadurch der Anschlag verraten worden wäre.
    Steinbach hatte ganz richtig geurteilt. Der Ruf ertönte zum zweiten, zum dritten Mal, und dann flammte als Antwort oben am Fenster ein Flämmchen blitzschnell auf, als ob eine Quantität Pulver angezündet worden wäre.
    Damit hatte Newton gezeigt, an welchem Fenster er sich befinde.
    Nur wenige Sekunden später kam eine dunkle Gestalt lautlos herbeigeschlichen und drückte sich gerade unterhalb des Fensters in das Gesträuch hinein, um in demselben Deckung zu finden und von einem sich zufällig Nahenden nicht bemerkt zu werden.
    Wie gut also, daß Steinbach sich sein Versteck seitwärts und nicht gerade unter dem Fenster gewählt hatte!
    Der Mann stand so, daß Steinbach ihn hätte mit der Hand ganz bequem an den Beinen fassen können.
    „Pst“, machte er.
    Oben schien Newton zu lauschen.
    „Pst!“ wurde wiederholt.
    „Wer ist da?“ fragte Newton in gebrochenem Englisch.
    „Burkers selbst. Gut angekommen?“
    „Ja.“
    „Aber wie steht es?“
    „Gut und nicht gut, wie man es nimmt.“
    „Warum?“
    „Gut, weil keine Indianer da sind, und –“
    „Ah! So ist die ‚Taube‘ mit ihrem Vater allein?“
    „Nein. Das ist eben das, was ich nicht gut nenne. Es sind weiße Jäger angekommen.“
    „Donnerwetter! Wie viele?“
    „Fünf mit zwei Frauen.“
    „Sind es bekannte Namen?“
    „Ja, nämlich der dicke Sam Barth mit seinen Freunden Jim und Tim –“
    „Gott sei Dank sind diese Kerle hier! Das ist mir ungeheuer lieb. Da kann ich sie für damals bezahlen. Wer noch?“
    „Ein Euch Fremder, der aber mich genau kennt, obgleich er es leugnet. Er ist mein Todfeind, und darum müßt Ihr ihn mir überlassen!“
    „Er ist dein. Mache mit ihm, was du willst!“
    „Er wird an den Marterpfahl gebunden. Sodann die anderen vier, die Ihr nicht vermuten werdet, nämlich der deutsche Förster Rothe mit Sohn, Frau und Schwägerin.“
    „Himmeldonnerwetter! Ist das möglich?“
    „Sam Barth hat sie getroffen und mit hierhergenommen. Weshalb, das weiß ich nicht.“
    „So steckt eine Schurkerei gegen uns dahinter.“
    „Wohl nicht. Ich hätte das bemerken müssen. Sie sind alle ahnungslos.“
    „Will es hoffen. Wer ist also noch da?“
    „Die ‚Taube‘, ihr Vater und eine alte Indianerin als Torhüterin.“
    „Das ist sehr schön von diesen Leuten. Wir sind ihnen vollständig gewachsen. Wie gut, wie sehr gut, daß ich dich geschickt habe! Wäre ein anderer gekommen, so hätten diese verdammten Förstersleute ihn natürlich erkannt und festgenommen. Da wäre uns unser Brot gebacken gewesen. Wie sind diese Kerle denn bewaffnet?“
    „Sam, Jim, Tim und die beiden Rothe haben Büchsen. Aber die stehen in der großen Stube in der Ecke und werden uns nicht gefährlich. Der, den ich für mich haben will, scheint gar kein Gewehr zu besitzen, was mir eigentlich rätselhaft ist.“
    „Ist er ein Amerikaner?“
    „Nein, sondern ein Deutscher.“
    „Hole ihn der Teufel. Diese Deutschen haben gewöhnlich sehr gute Fäuste. Kannst du das Tor aufmachen?“
    „Nein. Das würde auffallen. Die alte Indianerin soll ein wahrer Drache sein.“
    „Gib ihr eins über den Kopf.“
    „Da schreit sie und macht die Männer aufmerksam.“
    „Verdammt. Wie aber kommen wir hinein?“
    „Sehr leicht und gut. Ich lasse meinen Lasso hinab, und ihr klettert alle empor zu mir.“
    „Ein Lasso ist zu dünn. Er reißt zwar nicht, aber man kann ihn nicht fassen, ohne daß er in die Hände schneidet.“
    „So nehmen wir mehrere Lassos zusammen, die ich an dem meinigen heraufziehe. Wenn ihr alle oben seid,
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