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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z
Autoren: Don Winslow
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Demütigung, die du über sie gebracht
hattest. Sie konnte mir nicht in die Augen sehen.
    Und dann ist sie verschwunden. Aus meinem Leben verschwunden. Ich
habe sie immer wieder aufgespürt, in Los Angeles, in New York, in Europa.
Monatelang. Und dann ist sie ganz verschwunden.
    Warum?, fragte ich mich. Warum? Ich holte Elizabeth hierher, und
schließlich erfuhr ich die Wahrheit über das, was du getan hattest. Du hattest
sie benutzt, mit ihr gespielt, sie glauben gemacht, du liebtest sie, und sie
dann verlassen. Sie weggeworfen wie ein Stück Müll, und genauso fühlte sie sich
auch. Kein Wunder, dass sie es nicht ertragen konnte, mir ins Gesicht zu sehen.
Und du redest mit mir von Geld?«
    Tim wappnet sich für den Tritt, der nicht kommt. Ihm wird bewusst,
dass Huertero zu sehr mit seinen Erinnerungen beschäftigt ist, um
zuzuschlagen. Das wird später kommen.
    »Als sie sie fanden, war sie auf Kreta«, sagte Huertero leise. »Sie
war an einer Überdosis Heroin gestorben. Kannst du dir eine bessere Strafe für
ihren Vater vorstellen, als sie an einer Überdosis braunem Mexikaner sterben zu
lassen? Ich sehe sie noch da liegen, auf diesem kalten Steinboden. In ihrer
eigenen Kotze und ihrer eigenen Scheiße. Seit sechs endlosen Jahren sehe ich
das vor mir, jedesmal, wenn ich die Augen schließe. Und seit sechs endlosen
Jahren frage ich mich: Warum? Und dann finde ich heraus, dass du das warst.«
    Er zieht eine Pistole aus seinem Seidenjackett. Tim zuckt zusammen,
als das kalte Metall seine Stirn berührt.
    »Sieh mich an«, sagt Huertero.
    Tim schaut auf. Er versucht, nicht zu zittern, aber es gelingt ihm
nicht.
    Beim Spannen des Hahns zuckt er zusammen. »Wir
sehen uns in der Hölle, Bobby Z«, sagt Huertero. Tim sieht, wie sich der Finger
des Mannes um den Abzug schließt.
    Na los jetzt, denkt er. Zeit zu sterben. Alles
vorbei. Mach schon.
    Er hört Elizabeth leise schluchzen. Wartet auf den
letzten großen Knall. Schließt die Augen und sieht Kits Lächeln.
     
    Das Leben hat es nicht gut gemeint mit dem Arschloch
Wayne LaPerriere. Es ist, als hätte er sein Konto auf der Karmabank schon lange
überzogen. Aber er hat nie geglaubt, dass es mal so weit kommen würde.
    Dass er ein beschissener Room-Service-Kellner im Ritz-Carlton werden
würde.
    Was ursprünglich so gedacht war, dass er sich die reichen Fettsäcke
ausgucken würde, die zu bescheuert waren, um ihre Wertsachen in den Safe am
Empfang zu bringen.
    Demütigend findet er das, reichen Arschlöchern Omelettes
de fines herbes und Fettuccine mit Räucherlachs zu bringen, die
sich noch nicht mal die Mühe machen, mit dem Bumsen aufzuhören, während er das
Tablett im Schlafzimmer absetzt. Aber es kann auch ganz einträglich sein, wenn
er wie letztens Al Matteau zu einem Spielchen überreden kann und abzockt. Und
manchmal kann er sogar einen Blick auf eine Titte oder eine Möse werfen, und
einmal wäre er fast sogar vernascht worden, bloß dass der schlaffschwänzige
Ehemann gerade hereinkam.
    Es ist also gar nicht so übel, aber an diesem ganz
besonderen Morgen hat Arschloch Wayne LaPerriere sich fast an seinen eigenen
Zähnen verschluckt, als er den bescheuerten Frühstückskaffee und ein Croissant
servieren wollte, und Tim Kearney steht vor ihm.
    Nun hat Wayne Kearney das letzte Mal gesehen, als er ihn aus dem Knast
abgeholt hat und sie eine Tankstelle mit Supermarkt überfallen haben, auf dem
Weg zur Bar, wo sie dann später sturzbetrunken festgenommen wurden. Und was
hatte Wayne getan? Er hat genau das getan, was ihm der Detective geraten hatte,
nämlich Kearney die Waffe in die Hand gedrückt und nach neun Monaten hinter
Gittern den Laden wieder verlassen.
    Die letzte Person auf dieser gottverdammten Welt, die Wayne sehen
möchte, ist folglich Tim Kearney, von dem Wayne weiterhin gehört hat, er habe
sich in die größte nur mögliche Scheiße gesetzt, indem er einem ziemlich
klobigen Heils Angel namens Stinkdog auf dem Gefängnishof die Kehle
durchschnitt. Aber da steht er vor ihm, der bescheuerte Tim, im bescheuerten
Ritz-Carlton, wie er leibt und lebt.
    Seine Haare sind länger, und er hat vielleicht ein bisschen
zugenommen, aber es ist Kearney, und Wayne schiebt die Hand unter die leinene
Serviette und greift nach dem Messer.
    Aber Tim erkennt ihn nicht.
    Arschloch Wayne LaPerriere kann's ums Verrecken nicht glauben, aber
dieser eingebildete Affenarsch erkennt seinen alten besten Freund nicht. Deutet
nur mit dem Kinn ins Zimmer, sagt: »Stellen Sie's da
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