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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z
Autoren: Don Winslow
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schwarz wie
die Nacht von Sonora, ihre Augen sind so glänzend und rein wie Sterne. Ein
Lächeln, das Sonne in sein Leben brachte, ein Lachen, bei dem alles um ihn
herum zu singen begann.
    Ein schönes Kind.
    Und so wurde sie zur Frau, seine Angelica, und als sie heranwuchs,
zeigte sich bei ihr eher der starke Wille ihres Vaters als die sanfte
Gefügigkeit der Mutter. Das machte ihn wütend, aber auch stolz, dieser starke,
störrische Wille, und er musste sich eingestehen, dass er ihr einfach nichts abschlagen
konnte. Keine Spielsachen oder Puppen, keinen Schmuck und keine Freunde, weder
gefährliche Pferde noch gefährliche Männer.
    Wohl versuchte er sie vom Geschäft fernzuhalten, das schon. Aber wie
sollte er sie mit den Reichtümern ausstatten, die er anhäufte, ohne ihr deren
dunkle Herkunft zu offenbaren? Wäre sie fügsamer gewesen, und vielleicht weniger
klug, so wäre es ihm womöglich gelungen, sie daheim zu halten, sie auf der
Hazienda einzusperren und in den Künsten der Häuslichkeit ausbilden zu lassen.
Aber sie war klug, seine Angelica. Sie besaß den stolzen Geist eines hidalgo, das Erbe
ungezählter Generationen von Conquistadores, und sie war dazu geboren, zu
reiten und umherzuziehen. Und er ließ ihr ihren Willen.
    Wie ein feuriges Pferd versuchte er sie freilich zu zähmen. Er ließ
sie laufen, wählte aber die Felder aus, auf denen sie laufen durfte, sprich,
ihre Freunde. Und er mochte Elizabeth und Olivia, obwohl sie aus der Halbwelt
der Drogen kamen. Immerhin waren sie Kurtisanen. Kultivierte Collegegirls, klug
genug, um mit Angelica mithalten zu können, und treu genug, sie zu beschützen.
Hatte er nicht sogar selber Elizabeth ausgewählt? Er hatte sie in sein Bett
geholt und ihren Geist gespürt. Hatte sie mit einem großzügigen Unterhalt ausgestattet
und mit einem geheimen Job. Die Tage der tiefverschleierten Gouvernanten waren
vorüber, das wusste er, aber vielleicht konnte Elizabeth ja ein Auge auf
Angelica haben. Vielleicht konnte sie ja - soweit das in diesen modernen
Zeiten möglich war - eine Gouvernante sein für dieses moderne Mädchen.
    Und sie bereisten die Welt, diese drei. Drei temperamentvolle junge
Damen mit Geld und Herkunft, aber dies sind andere Zeiten, freiere Zeiten, ein
Narr, wer sich vor dieser Realität verschließen würde.
    Und er hatte ihr gesagt - seinem Engel, seinem Wildfang -, dass sie
ihre wilden Jahre haben dürfe. Ihre Partys, ihre Discobesuche, ihre
Einkaufsorgien. Sie könne auf Segeltörn gehen, zum Shopping nach Paris, zum
Tanzen nach Rio, könne von Club zu Club fliegen, von Cap Ferrat nach Cannes,
von Manhattan nach Los Angeles.
    Sie könne die amerikanische Prinzessin spielen, solange sie nur in
ihrem Herzen eine Latina bliebe. Und sie müsse - ganz gleich, was ihre
freizügigen amerikanischen Freundinnen taten - Jungfrau bleiben, bis zu ihrer
Hochzeit.
    Und der Mann, den sie heiratete, würde ein Mexikaner sein. Ein
Mexikaner, keiner von diesen verhassten Yankees.
    Und dann traf sie Bobby Z.
    Das würde er Elizabeth nie verzeihen. Zwischen ihnen war es nie wieder
wie früher, denn Elizabeth hätte dafür sorgen müssen, dass es aufhörte.
Zumindest hätte sie zu ihm kommen müssen, damit er dafür sorgte, dass es
aufhörte.
    Er hätte ihr sogar vergeben. Er hätte diesen gefallenen Engel wieder
bei sich aufgenommen, selbst nach dem Verlust seiner Unschuld, und ihn zu sich
nach Hause geholt. Und wenn auch seine Hoffnung auf eine standesgemäße Heirat
durch den tiefen Fall dieses himmelsstürmerischen Kindes zerstört waren, er
hätte sie doch geliebt und in Ehren gehalten. Und sie hätten ihr Leben
zusammen verbringen können als die Letzten ihrer Familie.
    Hätte er bloß gewusst, dass sie Bobby Z's Harem waren, die drei
Mädchen. Elizabeth und die arme, drogenabhängige Olivia. Und, ja, Angelica.
    Aber von den dreien verliebte sich nur eine, Angelica. Nur Angelica
besaß die tragische Reinheit des Herzens, sich hoffnungslos zu verlieben. Sie
allein konnte sich einem Mann nicht hingeben, ohne sich ihm ganz zu schenken.
    »Aber du hast sie zerstört«, sagt er jetzt
zu Tim.
    Tim schüttelt den Kopf.
    »Du hast sie benutzt, wie ein Mann eine Hure benutzt, und sie dann
verlassen«, sagt Huertero. »Es brach ihr das Herz, es raubte ihr den Verstand,
es zerstörte ihre Seele. Ich versuchte sie zu berühren, sie zu erreichen, aber
sie wusste, dass sie nicht mehr das Mädchen war, das ich großgezogen hatte. Sie
konnte mir nicht gegenübertreten nach der
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