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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen
Autoren: Blake Crouch
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entgegenschauten.
    Außer Luther.
    Er machte einen Satz auf mich zu, doch Rufus hielt ihn am Arm fest und zog ihn zurück.
    »Nicht hier, Sohn.«
    Rufus starrte mich an, schüttelte den Kopf und grinste.
    »Himmel, Andrew, woraus sind Sie denn gemacht – Gummi?«
    Ich stand keine zwei Meter von den Psychopathen entfernt.
    »Ich hab sie«, sagte ich.
    »Das sehe ich.«
    »Was halten Sie davon, wenn Sie in Ihren Pick-up steigen und ich in mein Auto und wir dann, wenn wir Hatteras erreicht haben, getrennte Wege gehen? Ich denke, wir sind quitt, Luther. Ich hab dich sterbend zurückgelassen und du hast mich – «
    »Ich pfeife darauf, quitt zu sein.«
    Benommenheit umfing mich.
    Der Himmel drehte sich.
    Ich schwankte, taumelte rückwärts, fing mich aber wieder.
    »Aber irgendwie bewunderst du ihn doch, oder nicht?«, wollte Rufus wissen. »Ich meine, er hat ganz schön was an Strom abgekriegt. Wir haben ihn verbrannt zurückgelassen. Er hat nicht mehr geatmet…« Ein Matrose kam an uns vorbei und bewegte seine Lippen zu der Musik, die aus seinen Kopfhörern kam. »Hatte keinen Puls mehr. Das ist wie eine Auferstehung.«
    Hatteras war inzwischen ganz nah, die riesigen Strandvillen wirkten in der Ferne wie märchenhafte Puppenstuben.
    »Sehen Sie«, sagte Rufus. »Sie sagen, dass Sie uns die Fähre ohne Aufruhr verlassen lassen? Dass Sie uns einfach im Sonnenaufgang davonfahren lassen? Keine Rache? Nach allem, was wir Ihnen angetan haben?«
    »Ich will nur Violet mitnehmen.«
    »Nun, ich denke, das haben Sie sich verdient.«
    »Papi, komm schon, was er – «
    »Halt den Mund, Junge!«, zischte Maxine.
    »Schauen Sie mir in die Augen und sagen Sie, dass Sie uns nicht verfolgen werden!«, forderte Rufus.
    Ich blickte dem alten Mann direkt in die ölschwarzen Augen und wiederholte meine Erklärung.
    Als ich gerade wieder zurück zum Impala gehen wollte, fiel mir noch etwas ein.
    »Was ist mit Elizabeth Lancing geschehen?«, fragte ich.
    Luther lächelte nur.

68. Kapitel
     
    Vor Wut kochend, saß ich hinter dem Lenkrad, sah das Ufer von Hatteras auftauchen.
    Von wegen, ich würde den Kites nicht von dieser Fähre runter folgen! Ich hätte sie direkt hier erledigt, hätte ich dadurch nicht die anderen Passagiere in Gefahr gebracht.
    Die Schiffsmotoren wurden leiser, als wir uns dem Ufer näherten.
    Meine Gedanken wanderten zu Beth, doch ich wischte sie fort. Die kommenden Stunden würden meine volle Aufmerksamkeit beanspruchen. Sollte ich danach noch leben, bliebe noch genug Zeit, um zu trauern.
    Violet holte tief Luft. Ich drehte mich um und sah, dass ihre Augenlider flatterten. Sie öffneten sich. Sie erstarben. Sie blickte so leer, als hätten sie gerade eine fürchterliche Wahrheit in sich aufgenommen.
    Sie drehte sich zur kunstledernen Rückenlehne und weinte.
    Die Motoren erstarben.
    Ich kletterte nach hinten und ließ meine Finger durch ihre Haare gleiten.
    »Violet. Wir sind auf einer Fähre und legen gerade in Hatteras an.«
    Sie schaute zu mir auf und fragte: »Wie hast du es geschafft, zu überleben?«
    »Keine Ahnung.«
    Glas zerbarst.
    Wir sprangen beide auf.
    Irgendetwas krachte durch die Windschutzscheibe.
    Der Kapitän der Fähre stieß mit dem Kopf ins Auto, warme, weinrote Flüssigkeit spritzte umher und sein Körper fiel rücklings über das Armaturenbrett.
    Ich wischte mir gerade das Blut aus den Augen, als vom Loungedeck Schüsse herüberhallten, drei dröhnende Gewehrsalven als Ausdruck ungeheurer Waffengewalt.
    Von einer anderen Stelle des Decks antwortete das trockene Stakkato einer kleineren Feuerwaffe.
    Schreie.
    Wieder fiel etwas auf das Dach des Impala.
    Blut lief über die Heckscheibe.
    Stöhnen auf dem Loungedeck und Hilfeschreie.
    Der Fahrer des Chevy Blazer taumelte mit zerknittertem Anzug und verwirrtem Gesichtsausdruck aus seinem Wagen.
    Ich rief ihm durch die zerborstene Windschutzscheibe zu. Er sah zu mir und bewegte sich dann wie im Traum auf den Bug zu, ungläubig um sich schauend, als wäre er in einen Film geraten.
    Am vorderen Ende der Fähre blieb er abrupt stehen, schwankte rückwärts und sank auf die Knie.
    Rufus ging mit einem Revolver in der Hand auf ihn zu.
    Der Geschäftsmann hob die Arme, um sich zu ergeben.
    Ich sah ihn nicht sterben, sondern hörte lediglich ein leises Plop , als ich die Tür öffnete und mich zwischen Reling und Wagen fallen ließ.
    »Bleib hier!«, befahl ich Violet.
    »Was ist los?«
    »Sie töten alle Menschen an Bord.«
    Ich schloss die Tür, kroch
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