Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutzeichen

Titel: Blutzeichen
Autoren: Blake Crouch
Vom Netzwerk:
hatte.
    4:58.
    Die Welt verschwamm.
    Mein Kopf federleicht.
    Ich sackte auf das Lenkrad, schleuderte auf die Gegenfahrbahn, die Reifen schlingerten über den Standstreifen.
    Mein Blick stellte sich wieder scharf.
    Ich steuerte zurück auf die Straße.
    Sie endete.
    Vor mir Rücklichter.
    Ich trat auf die Bremse, Reifen quietschten.
    Kurz vor mir standen an einem der Docks fünf Autos aufgereiht vor der Fähre. Als ich den Impala ans Ende der Schlange lenkte, begann ein Seemann die Fahrzeuge auf eine Fähre namens Kinnakeet zu winken.
    Als Erstes fuhr ein alter Pick-up an Bord, wobei sein stotternder Motor Abgaswolken in die steingraue Dämmerung blies.

67. Kapitel
     
    Die Kinnakeet ist ein langes, flaches Kanalschiff und so breit, dass vier Autos nebeneinander parken können. Auf dem Mitteldeck steht ein schmaler dreistöckiger Aufbau – zuunterst die Toiletten, darüber eine Aussichtslounge und schließlich eine kleine Navigationsbrücke. Am Mast hängen die Fahnen der Vereinigten Staaten und North Carolinas.
    Die sechs Fahrzeuge auf der 5-Uhr-Fähre wurden in zwei Einzelreihen eingewiesen – drei Wagen steuerbord, drei Wagen backbord.
    Da ich als Letzter in meiner Reihe einparkte, die Kites als Erste in ihrer Reihe standen und wir durch den Aufbau voneinander getrennt waren, konnten wir uns nicht sehen.
    Während ich den Zündschlüssel abzog, erwachten die Motoren der Fähre zum Leben und die Kinnakeet wendete gemächlich zwischen den Bojen und verließ die Anlegestelle.
    Wir fuhren langsam ins offene Wasser. Wind kam auf, eine Böe ließ den Wagen wackeln, Graupel prallte vom Betonboden ab, Möwen flogen über das leere Achterdeck und kreischten nach Frühstück, das sie zu dieser Stunde noch nicht bekommen würden.
    Die Spitze Ocracokes verschwand am trüben Horizont und plötzlich gab es meilenweit nichts außer bleifarbener Dünung und im Osten den violett gefärbten Himmel.
    Mehrere Passagiere verließen ihre Fahrzeuge und stiegen die Stufen zur Lounge empor – abreisende Urlauber und Berufstätige auf ihrem langen Arbeitsweg von Ocracoke nach Hatteras. Der Fahrer des Chevy Blazer vor mir kletterte auf den Rücksitz und legte sich hin.
    Ich blieb sitzen und lauschte der Dünung.
    Meine Verbrennungen brachten mich fast um.
    Auf meiner Deckseite regte sich nichts mehr.
    Ich öffnete die Tür, trat hinaus in die Kälte und spürte die Graupelkörner wie Nadeln auf meinem Gesicht.
    Ich ging zurück zur Achterseite des Aufbaus, auf dem sich die Stufen zur Lounge und zur Brücke befanden. Auf der anderen Seite standen drei Autos direkt an der Reling – ein Honda, ein Cadillac und ein alter zinnfarbener Dodge Pick-up mit rostigen blauen Türen.
    Die Kites hatten ihren Pick-up verlassen.
    Ich schaute vorsichtig um die Stufen herum.
    Sie standen mit dem Rücken zu mir am Bug und starrten nach Norden in Richtung Hatteras. Rufus, dessen weiße Haare sich wie Albinoschlangen im Wind hin und her wanden, zeigte gen Westen auf ein unbedeutendes Stück Land, das nur jetzt bei Ebbe kurz aus dem Wasser ragte.
    Die Kites und ich waren auf diesem Deck die einzigen Passagiere.
    Ich schlich mich zu dem blauen Honda am Ende der Kite’schen Autoreihe und duckte mich dahinter. Im Seitenspiegel konnte ich den schlafenden Fahrer sehen, der den Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt hatte. Ich kroch zwischen dem Honda und der Reling entlang, über die immer wieder Gischt sprühte, und erreichte den nächsten Wagen in dieser Reihe – einen Cadillac, dessen Insassen sich in die Lounge zurückgezogen hatten.
    Ich lehnte mich gegen die Stoßstange, um wieder zu Atem zu kommen. Als ich unter das Auto spähte, sah ich, dass immer noch drei Beinpaare an der Bugreling standen.
    Ich kroch weiter.
    Meine verbrannte Kleidung schützte mich nur unzureichend vor der beißenden Kälte, und bis ich die Rückseite des Pick-ups erreicht hatte, zitterte ich heftig.
    Die hintere Wagenklappe war hochgeklappt, über der Ladefläche lag eine leuchtend blaue Plane.
    Die Möwen hatten die Kites entdeckt und belagerten den Bug der Fähre. Ihr Gekreische wurde immer wieder vom auffrischenden Wind übertönt. Ich kroch auf die Fahrerseite und spähte durch die Scheibe. Die Fahrerkabine war leer. Violet musste auf der Ladefläche liegen.
    Ich bemerkte, dass im Fußbereich eine Pistole und eine Pumpgun lagen, und probierte, die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen.
    Ich spürte eine Bewegung und schaute auf.
    Rufus kam schnellen Schrittes auf mich zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher