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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen
Autoren: Blake Crouch
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warmem Salzwasser einzureihen.
    Wehe, du flehst diese Monster um dein Leben an! Genau darauf fahren die doch ab.
    »Maxine, bitte sehen Sie mich an.«
    Sie blickte zu mir.
    »Was, wenn Luther jetzt hier säße. Würden Sie sich dann nicht wünschen, dass jemand mit Ihrem Sohn etwas Erbarmen hätte?« Bei »Erbarmen« brach mir die Stimme. »Auch ich bin jemandes Sohn.«
    »Nicht mehr«, sagte Luther.
    Neben der Kreissäge stand ein Kanister mit Diesel. Rufus nahm ihn hoch, schraubte die Einfüllöffnung des Generators auf und füllte den Tank.
    »Liebes, würdest du den Stuhl noch taufen?«
    Die alte Frau holte hinter einem Holzstapel eine Flasche Sekt hervor, machte einen Schritt auf mich zu und schlug die Flasche gegen die Stuhllehne. Sie brach am Hals ab, worauf sich der warme, schäumende Perlwein über mich ergoss.
    Maxine sagte: »Und wir können auf Betrieb gehen.«
    Die Kites applaudierten und umarmten sich.
    »Denk dran, mein Sohn«, meinte Rufus. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit. Vergiss nicht, dass wir hier nicht mehr sicher sind. Wir müssen morgen früh die allererste Fähre nehmen. – Nun, Andrew, mach dir keine Sorgen wegen der kleinen Violet. Wir nehmen sie mit uns. Ich glaube, mein Junge hat ein Auge auf sie geworfen.«
    Maxine und Rufus traten zurück und stellten sich Arm in Arm in eine Ecke, während sich Luther dem Generator näherte.
    »Nein«, sagte ich. »Bitte, tu das nicht, Luther, warte noch eine – «
    Als er nach dem Startseil griff, bäumte ich mich gegen die Lederriemen auf.
    Zu meiner Überraschung wartete Luther und beobachtete mich mit perverser Geduld. Er ließ mich bis zur Erschöpfung toben, um mir zu zeigen, dass ich den Stuhl nicht aus eigener Kraft verlassen konnte.
    Ich hörte auf zu kämpfen.
    Keine Kraft mehr.
    Schwarze Sterne tanzten vor meinen Augen.
    Ich sah Luther an.
    Sah Rufus und Maxine an.
    Und Violet.
    Sie hatte sich aufgesetzt, die Augen geschlossen und bewegte die Lippen.
    Betest du für meine Seele?
    Luther zog am Startseil, der Generator sprang dröhnend an und erfüllte den kleinen, gemauerten Raum mit Dieselgestank und einem Rattern, ähnlich dem eines Rasenmähers.
    Er quetschte seine Hände in Gummihandschuhe, spuckte den weißen Kern eines Zitronenbonbons aus, baute sich vor mir auf, griff mit einer Hand nach dem Draht, der aus meiner Kopfbedeckung herausragte, und mit der anderen Hand nach einem Draht, der zu dem vibrierenden Generator führte.
    Sie mussten sich nur noch berühren.
    Er hielt die Enden jetzt nur noch Zentimeter voneinander entfernt.
    Ich habe noch mit nichts Frieden geschlossen.
    Als sich der Stromkreislauf schloss, sprühten blaue Funken aus den Drähten, der Generator fing an zu stottern, eine schneidende Kälte breitete sich von meinem Kopf durch meine Knie bis in die Zehenspitzen hinein aus und erfüllte mich mit grenzenlosem Schmerz.
    Dann zogen meine letzten Eindrücke wie Blitze an mir vorbei:
    Rauch, der aus meinen Armen aufstieg – das Zittern meines Körpers – die Aufmerksamkeit der Kites für meinen Schmerz – Violet, die aus dem Raum verschwindet – die Explosion meiner Welt in reines, blendendes Weiß.

64. Kapitel
     
    Der Generator kam stotternd zum Stillstand.
    Andrew Thomas saß reglos auf dem Stuhl. Süßlich riechender Rauch stieg von seinen Armen und Beinen auf und blies unter seiner Kopfbedeckung hervor.
    In die neue Stille drang leises Zischen aus seinem Körper.
    Luther legte ein Ohr an Andrews Herz und lauschte.
    Nach einer kurzen Weile fragte Rufus: »Und, waren wir gut?«
    Luther grinste.
    »Falls es noch schlägt, kann ich es nicht hören, ansonsten hat es sowieso bald ausgeschlagen.«
    Luther öffnete einen der Lederriemen um die Handgelenke, aber Rufus meinte: »Lass ihn einfach so, mein Sohn. Wir haben nicht die Zeit, um… wo ist Violet?«
     
    Vi rannte mit gefesselten Händen und verklebtem Mund durch einen pechschwarzen Gang und betete für Andrew Thomas’ Seele.
    Sie blieb stehen und atmete fünfmal tief durch die Nase ein.
    Der Generator war inzwischen ruhig und irgendwo im schwarzen Irrgarten hörte sie die Kites hinter ihr herkommen.
    Und sie rannte wieder – direkt gegen eine Tür.
    Der Weg nach draußen.
    Sie trat die Tür auf und betrat einen übel stinkenden, dunklen Ort.
    Die Stimme der alten Frau hallte im Tunnel wider.
    Vi schloss die Tür mit dem Fuß und suchte die Dunkelheit verzweifelt nach dem kleinsten Lichtschein ab.
    Um sie herum keimte der Gestank des Todes auf.
    Geh
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