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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen
Autoren: Blake Crouch
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und schnell aus ihrer Kehle rann.
    Sie merkte, dass sie nicht atmen konnte, aber sie starb, bevor dies eine Rolle spielte.

63. Kapitel
     
    Ich wurde allmählich klarer, die verschwommenen Formen bekamen wieder Schärfe.
    Durch einen Schlag auf den Kopf hatte ich das Bewusstsein verloren und war jetzt immer noch orientierungslos, aber ich merkte, dass ich in einem schwach beleuchteten Kellerraum, in dem es nach frisch gelötetem Metall, Kupfer und Eichenholz roch, auf einem unbequemen Stuhl festgebunden worden war.
    Violet hatte man in eine Ecke auf einen Haufen Sägemehl geworfen, mit Klebeband ihre Hände gefesselt und ihren Mund verklebt. Tränen strömten ihr übers Gesicht und sie starrte mich mit vor Schreck geweiteten Augen an.
    Die Kites wuselten nervös und aufgeregt um mich herum – Maxine zog die Lederriemen um meine Fußgelenke stramm, Luther zog den Riemen über der Brust fest und Rufus presste meinen Kopf gegen die hohe Stuhllehne. Er legte einen Lederriemen über meine Stirn, zog ihn durch eine Schnalle und sagte: »Am besten, wir ziehen diese Lederriemen so stramm wie möglich, denn er wird wie verrückt zucken.«
    Nachdem alle sechs Lederriemen mit Schnallen geschlossen und stramm gezogen worden waren, bemerkte ich den Kupferdraht zwischen Stuhl und Generator.
    »Was habt ihr mit mir vor?«, fragte ich, obgleich meine Kehle ausgetrocknet und vor Angst wie zugeschnürt war.
    »Junge, wir werden Strom durch deinen Körper jagen, bis du tot bist«, sagte Maxine und trat auf mich zu. Sie trug ein mit Gänseblümchen bedrucktes Hauskleid, ihr Kiefer war geschwollen und ihre schwarzen Augen leuchteten.
    »Warum?«
    Die alte Frau kniete sich mit einer rostigen Schere in der Hand neben meine Füße und begann meine Flieshose unterhalb der Knie aufzuschneiden und meine nackten Waden gegen die kalte Kupferverkleidung zu pressen. Dann schnitt sie die Ärmel unterhalb meiner Ellbogen ab, damit meine Unterarme direkten Kontakt zu den Elektroden auf den Armlehnen bekamen.
    »Warum machen Sie das?« Ich konnte das Zittern in meiner Stimme nicht mehr verbergen.
    »Weil wir es können, mein Junge, weil wir es können«, antwortete Maxine kichernd.
    In der Ecke gegenüber von Violet schüttete Rufus einen großen Sack Meersalz in ein Wasserbecken, während Luther die Salzlösung hektisch mit einem Holzlöffel umrührte.
    »Luther«, sagte ich. »Luther, sieh mich an und sag mir, warum – «
    »Wo ist der Rasierer, Schatz?«, fragte Maxine.
    Rufus holte einen Rasierer aus der Tasche seiner speckigen Lederjacke und reichte ihn seiner Frau. Sie trat hinter den Stuhl, und ich spürte, wie die Klinge über meinen Schädel kratzte, als sie mir eine Tonsur schnitt.
    Die Logik riet mir, verdammt noch mal die Klappe zu halten, weil das, was ich sagte, ohnehin ohne Bedeutung war. Doch ich funktionierte längst nicht mehr logisch.
    Ich sah, dass Maxine hinter den Generator griff und eine Baseballkappe hervorholte, an der behelfsmäßig ein Kinnriemen und ein langer Kupferdraht, der oben aus der Mitte herausragte, befestigt worden waren.
    »Hören Sie mir zu, bitte«, sagte ich, als sie zum Wasserbecken hinüberging und die Unterseite der Kappe ins Salzwasser hielt, bis sich der dort befindliche Schwamm voll gesogen hatte. »Schauen Sie, ich habe fürchterliche Dinge getan. Ich verstehe, wie ein Mensch so werden kann, aber Sie müssen das hier nicht tun. Lassen Sie uns einen Weg finden, wie – «
    Lauwarmes Wasser rann mir über das Gesicht und tropfte salzig auf meine Lippen, während sie die Kappe auf meinem Kopf befestigte. Sie band den Kinnriemen fest und trat zur Seite, als Luther und Rufus mit tropfenden Schwämmen herüberkamen.
    »Luther, es tut mir Leid. Ich entschuldige mich für das, was passiert ist. Du musst mir glauben. Es tut mir so Leid, dass ich dich – «
    »Erfrierend und verblutend in der Wüste zurückgelassen habe. Das glaube ich gern, dass dir das jetzt Leid tut. Aber bist du nicht neugierig?«
    »Weshalb?«
    »Wie ich entkommen bin?«
    »O ja, natürlich – «
    »Das war vielleicht eine verrückte Sache, Andrew! Einer von den Farmjungen der Maddings tauchte auf einem Schneemobil auf, eine Stunde nachdem du weg warst. Der junge Mann hat mein Leben gerettet. Hat meinen Platz auf der Veranda eingenommen. Ohne ihn wärst du jetzt vermutlich gerade wesentlich besser dran.«
    Fast feierlich begannen sie meine Beine und Unterarme, überall dort, wo meine Haut die Kupferverkleidung berührte, sorgfältig mit
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