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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen
Autoren: Blake Crouch
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zwischen Wagen und Reling weiter und schaute zum Impala zurück, auf dessen eingedrücktem Dach der Matrose wie eine riesige Mörsergranate hing.
    Auf der Achterseite tauchte Maxine aus dem qualmenden Loungedeck auf, dessen beide Steuerbordfensterscheiben herausgeflogen waren. Wie eine dämonische Königin in ihren schwarzen Mantel gehüllt, trug sie die lange Pumpgun, die ich im Führerhaus gesehen hatte.
    Luther stieg von der Brücke herab und holte sie auf dem zweiten Treppenabsatz ein.
    Rufus fischte in den Taschen seiner Lederjacke nach weiteren Patronen.
    Ich blieb reglos hocken. Keine Kraft oder kein Wille mehr. Ich erbrach das wenige Wasser, das ich in den letzten vierundzwanzig Stunden zu trinken bekommen hatte.
    Willst du hier sitzen bleiben, bis sie dich umbringen? Willst du ihnen Violet überlassen?
    Als Maxine und Luther gemeinsam die Stufen herunterkamen, sprang ich auf die Beine und griff Rufus an. Der alte Mann schaute auf, als ich nur noch drei Meter vom Bug entfernt war, und fummelte immer noch mit den über das Deck verstreuten Patronen herum, um die .38er neu zu laden. Er klappte trotzdem das Verschlussstück des Hinterladers zu, hielt mir die Waffe zwischen die Augen und drückte den Abzug.
    Es klickte, während ich ihm die Faust ins Gesicht schlug und spürte, wie seine spröden Knochen brachen. Er stolperte über den Mann, den er gerade erschossen hatte, während jetzt Maxine und Luther vom Achterdeck auf mich zurannten.
    Ich floh auf die andere Seite des Aufbaus und suchte zwischen dem Wagen der Kites und der Reling Deckung.
    Ich kauerte mich neben das linke Vorderrad und öffnete den Revolver.
    Rufus hatte es geschafft, zwei Patronen in die Trommel zu stecken. Hätte er den Abzug ein zweites Mal gedrückt, wäre ich jetzt tot oder läge im Sterben.
    Von der Backbordseite konnte ich das Blutbad auf dem Loungedeck erkennen. Zwei Silhouetten lehnten gegeneinander. Hinter ihnen war das Glas zersplittert und schimmerte rot in der frühen Morgensonne. Eine Windböe kam auf, das Fenster zerbrach und Glas regnete aufs Deck.
    Ich klappte das Verschlussstück zu und schaute vorsichtig über die Motorhaube des alten Dodge.
    Maxine und Luther halfen Rufus auf die Beine.
    Ich zielte auf Luther und drückte zweimal den Abzughahn durch.
    Luther schaute in meine Richtung, seine rabenschwarzen Haare wehten im Wind und umspielten sein totenbleiches Gesicht. Das Echo der Schüsse hallte über das Wasser.
    Er fiel hin.
    Seine Eltern knieten sich neben ihn und Maxine hob sein Hemd hoch.
    Ich konnte Luther sprechen hören.
    Dann heulte seine Mutter auf, erhob sich mitsamt dem Gewehr und kam zornig und mit seelenlosem Blick auf den Pick-up zu. Rufus humpelte hinter ihr her.
    Ich kroch wieder zum Achterdeck, am blauen Honda vorbei, dessen Fahrer im Schlaf von einer einzigen Kugel in den Kopf getroffen worden war.
    Ich hörte, wie das Gewehr nachgeladen wurde, blickte zwischen Reling und Autos zurück und sah, dass Maxine mit dem Gewehr auf mich zielte.
    Ich rollte mich hinter den Honda.
    Der Schuss ging los, Schrot zerbarst die Windschutzscheibe und pochte auf das Metall. Als die alte Frau das Gewehr erneut lud, hechtete ich auf der Heckseite die Stufen empor und betrat das Loungedeck durch den Hintereingang.
    Die Tür stand offen.
    Eine Reihe Sitze in der Mitte und weitere Sitze entlang der Fenster.
    Ein totes Paar auf der linken Seite.
    Immer noch aufrecht sitzend.
    Gesichter von Gewehrschüssen zerfetzt.
    Bis zur Unkenntlichkeit zerstört.
    Ein weiterer Toter mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, eine dicke Schleimspur, wo sie versucht hatten zu kriechen.
    Die rosa Sonne strahlend durch das zersprungene Glas.
    Stille bis auf den Leerlauf der Motoren und das Geräusch, mit dem der Bug durchs Wasser glitt. Die Fähre bewegte sich jetzt immer langsamer.
    Ich schielte durch die glaslosen Fenster nach unten und sah, dass die Kites das Achterdeck umrundeten. In fünf Sekunden würden sie die Stufen emporkommen.
    Rufus hat auf dem Deck Patronen fallen lassen.
    Ich eilte in den vorderen Teil der Lounge.
    Die Schritte der Kites waren jetzt auf der Treppe zu hören.
    Als ich nach der Tür griff, um sie zu öffnen, schwang sie auf.
    Luther schaute mich lächelnd und unversehrt an, sein Windex-Atem wehte mir warm in die Nase.
    »Du bist ein verdammt schlechter Schütze, Andrew«, sagte er, während seine Mutter die Lounge keuchend durch die Hintertür betrat.
    Ich versuchte, mit der Faust seinen Hals zu treffen.
    Er
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