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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen
Autoren: Blake Crouch
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packte mein Handgelenk und ich taumelte die Stufen hinab.
     
    Ich lag benommen auf dem betonierten Deck, mein Kopf pochte und mein linker Arm war verstaucht oder gebrochen.
    Die Kites kamen die Stufen herab.
    Luther packte mich in den Achselhöhlen und zog mich auf die Beine.
    Sie standen auf der Steuerbordseite des Bugs um mich herum und lehnten mich gegen die Reling.
    Der Wind war kalt und blies heftig.
    Alle blinzelten im Sonnenlicht.
    Maxine zielte mit dem Gewehr auf meinen Bauch.
    Rufus stand neben ihr, hatte einen Arm um ihre Schulter gelegt und hielt mit der anderen Hand sein Kinn.
    Ihr Sohn kam einen Schritt auf mich zu.
    »Was glaubst du, Andrew? Keine Rachegefühle? Wir gehen einfach getrennte Wege?«
    »War nicht notwendig, alle an Bord umzubringen – «
    »Konnte nicht zulassen, dass du dir ein Handy ausborgst und uns die Polizei an der Anlegestelle erwartet. Du hast diese Menschen getötet, Andrew. Niemand wäre gestorben, wenn du uns hättest gehen lassen. Nun müssen wir noch etwas schwimmen, also…«
    Ich bemerkte, dass er Orsons Jagdmesser in der linken Hand hielt, und dachte: So also werde ich sterben.
    »Was ist mit Violet?«
    »Sie ist bewundernswert«, antwortete er. »Wenn ich sie anschaue, denke ich, dass sie aus mir vielleicht einen anderen Menschen machen wird.«
    Es ging so schnell.
    Ein Motor heulte auf.
    Reifen quietschten.
    Die Köpfe drehten sich um.
    Luther und ich sprangen aus dem Weg, als der Chevy Blazer gegen Rufus und Maxine prallte und sie gegen die Reling drückte. Violet drosselte den Motor, und die Reifen drückten das Gewicht des Blazer direkt gegen Liebes und Schatz.
    Sie schaltete auf Parken und nagelte die Kites so regelrecht an der Reling fest.
    Als sie aus dem Wagen stieg, hob sie das Gewehr auf.
    Luther war wieder auf den Beinen.
    Rannte.
    Sie schulterte die Pumpgun.
    Er sprang über die hafenseitige Reling, als das Gewehr losging.
    Wir beugten uns vor.
    Violet lud nach und zielte auf das Wasser.
    »Wo ist er?«, fragte sie.
    »Ich sehe ihn nicht.«
    Die Fähre trieb immer noch weiter, die Stelle, an der er ins Wasser gefallen war, blieb mehr und mehr hinter uns zurück.
    Wir rannten zum Achterdeck und beugten uns über die Reling.
    »Du hast ihn getroffen, oder?«, wollte ich wissen, während wir ins aufgewühlte Wasser hinter der Fähre blickten.
    »Ich bin nicht sicher.«
    Im Licht, das auf den Wellen spielte, war es schwer, irgendetwas zu erkennen, doch wir blieben dort stehen und beobachteten das Wasser, das wie ein flüssiger Spiegel sämtliche Farben des Sonnenaufgangs reflektierte.
    »Andrew«, sagte sie schließlich.
    »Was, siehst du ihn?«
    »Ich höre Sirenen.«

69. Kapitel
     
    Mir tat alles weh, während ich Violet zum Bug folgte. Die Kinnakeet war siebzig Meter vor der Küste von Hatteras auf eine Sandbank aufgelaufen.
    Die Sonne war halb aus dem Meer gestiegen und das Tageslicht eroberte den Himmel.
    In der Ferne heulten Sirenen.
    Wir näherten uns dem Blazer.
    Violet blieb an der Stoßstange stehen, die Rufus mit der Brust gegen die Reling drückte. Sein Kopf ruhte auf der Motorhaube, während Maxine mit glasigem Blick noch schwach röchelte.
    Ich griff in den Innenraum des Fahrzeugs und schaltete den Motor aus.
    Violet berührte mit dem rauchenden Gewehrlauf der Pumpgun Rufus’ Mund.
    Ihr Blick war eisig.
    »Ich werde Sie nicht fragen, ob Sie wissen, was Sie mir genommen haben.«
    Ihr Finger spielte mit dem Abzug.
    »Alles, was ich noch will, ist, Ihnen Schmerzen zuzufügen.«
    »Tun Sie es«, krächzte er.
    Das Gewehr klickte.
    Violet schaute ungläubig auf ihren Finger am Abzug, als hätte dieser ohne ihren Willen gehandelt.
    »Sie haben mir alles genommen.«
    Sie drückte ihm den Lauf ins Gesicht und wies mit dem Kopf über das Deck – ein schwimmendes Schlachtfeld.
    So, wie wir standen, konnten wir drei Tote sehen – den Matrosen, den Kapitän und den Passagier, den Rufus exekutiert hatte.
    »Warum haben Sie – «
    »Weil wir es konnten«, zischte Maxine, unfähig, mehr als ein Flüstern von sich zu geben. Sie atmete lange aus, dann brachen ihre Augen.
    Ihr Kinn fiel nach vorn auf den Kühler.
    Die Augäpfel rollten nach hinten.
    »Liebes«, keuchte Rufus und versuchte, den Kopf zu wenden. »Liebes!«
    Ich sagte ihm, dass sie tot sei.
    »Wagen Sie es nicht, mir das zu sagen. Wagen Sie nicht – «
    Der alte Mann schloss die Augen und wimmerte. Seine linke Hand war frei. Er betastete mit ihr das bleicher werdende Gesicht seiner Frau und
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