Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
Autoren: Stephan R. Bellem
Vom Netzwerk:
Brauch, mit dem die Hinterbliebenen eines tapferen Kriegers geehrt wurden. Er war Throndimars einzige Familie gewesen, da seine Mutter schon viel zu früh an einer Lungenkrankheit gestorben war. Throndimar war in die nächste größere Siedlung gestürmt, allzu begierig darauf, die Klinge seines Vaters gegen die Monster zu ziehen. In seiner blinden Wut war er mit jemandem zusammengestoßen, doch er war nicht langsamer geworden.
    Bis diese Person ihn am Arm gepackt und mit einer schnellen Drehung von den Beinen gehoben hatte. Er erinnerte sich noch an einen großen Teil der Flüche und Verwünschungen, die er ausstieß, doch eine helle Stimme sagte nur: »Das nächste Mal solltest du besser darauf achten, wohin du gehst.«
    Da schaute er sich den Fremden zum ersten Mal bewusst an und blickte in die schönsten mandelförmigen Augen, die er jemals sehen sollte. Nemena war selbst auf dem Weg gewesen, sich einer Gruppe von Kriegern anzuschließen, nachdem die Orks die Siedlung ihres Stammes dem Erdboden gleichgemacht hatten. Throndimar hätte niemals für möglich gehalten, dass eine so zierliche Person wie Nemena dazu in der Lage war, ihn auszuhebeln.
    »Das nächste Mal werde ich einfach über dich drüberstampfen«, hörte er sich in seiner Erinnerung sagen, gefolgt von ihrem hellen Lachen.
    Sie half ihm wieder auf die Füße, und als sie weitergehen wollten, bemerkten sie einige Schritte entfernt einen Eselskarren, der ein gebrochenes Rad hatte. Die Insassen, allesamt dürr und schwach, waren nicht in der Lage, den Wagen selbst zu reparieren, jedoch schien das sonst niemanden zu kümmern.
    Während Throndimar noch über das Ziel der Menschen nachdachte, die kaum mehr als Bettler waren, machte sich Nemena bereits am Karren zu schaffen.
    »Na los, du großer Mann!«, rief sie ihm zu. »Hilf mir das Rad zu richten!«
    Seltsamerweise hatte er ihr, ohne zu zögern, gehorcht.
    Ein Greis, vermutlich der Anführer der Gruppe, dankte ihnen aus tiefstem Herzen und erzählte freudig von ihrem Reiseziel: den Ländern östlich der Eisnadel, auch das Hinterland genannt. Dort gab es keine einschränkenden Stammesregeln, keine Grenzstreitigkeiten – nur freies Land. Dorthin wollten die Auswanderer und ein neues Leben beginnen. Fernab der Orks und der ständigen Kämpfe.
    Nemena zeigte sich tief beeindruckt, und ehe er sich’s versah, befand sich Throndimar mit ihr und den Bettlern auf dem Weg nach Osten.
    »Sie brauchen Schutz«, erwiderte sie stets auf seine Frage, weshalb sie diesen Menschen folgten.
    Mit jedem Tag ihrer gemeinsamen Reise kamen sie sich näher und vergaßen ihre Wut und ihre Kampfeslust. Bald darauf errichteten sie eine gemeinsame Hütte und begannen ein Feld zu bestellen. Das war vor beinahe fünf Jahren gewesen, erinnerte er sich. Niemals hatte er seine Entscheidung bereut. Wobei er niemals eine bewusste Entscheidung gefällt hatte. Er hatte sich lediglich nicht dazu entschlossen, ein Orkjäger zu werden. Und er konnte auch nicht bestreiten, dass ihre gemeinsame Zeit äußerst … anregend war.
    »Throndimar!«, rief Nemena ungeduldig und riss ihn aus seinen Gedanken. »Ich habe dir eine Frage gestellt: Wie kommst du mit dem Feld voran?«
    Er zuckte erschrocken zusammen und beeilte sich eine Antwort daherzustammeln: »Ja … es geht. Es ist ja nur ein kleines Feld.«
    »Na ja, du bist ja auch ein kleiner Mann«, sagte sie und schielte dabei neckisch auf seinen Schritt.
    Throndimar stutzte einen Moment, bis er begriff, dann prustete er laut los vor Lachen. Ein beherzter Sprung brachte ihn am Tisch vorbei. Er packte Nemena von hinten und drückte sie fest an sich. Das Essen interessierte ihn bereits nicht mehr.
    »Oh«, sagte sie verzückt und mit gespielter Überraschung. »Vielleicht habe ich mich ja getäuscht?«
    Er drehte sie zu sich herum und küsste sie fordernd auf die roten Lippen. Ihr Mund öffnete sich und ihre Zungenspitzen fanden einander, machten ihren Kuss noch intensiver. Throndimar hob sie in die Höhe und sank nach drei großen Schritten gemeinsam mit ihr auf das Bett hinab.
    Er würde das Feld eben am nächsten Tag fertig bestellen.
    Mit der rechten Hand strich sie sanft über ihren Bauch. Es war der passende Zeitpunkt, es ihm zu sagen. »Liebster«, begann sie und sah ihm dabei fest in die eisblauen Augen.
    Throndimar erkannte den ernsten Ton in ihrer Stimme. »Was ist, Nemena? Alles in Ordnung?«
    Sie legte den rechten Zeigefinger auf seine Lippen und brachte ihn so schnell zum Schweigen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher