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Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker

Titel: Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
Autoren: Stephan R. Bellem
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Prolog
    In der langen Geschichte, die den Kontinent Kanduras geprägt hat, gab es keinen grausameren, keinen vernichtenderen Krieg als den, welchen wir
Die Zeit der Verwüstung
nennen. Dieser ereignete sich, als der Göttervater Aurelion aus seinem Schlaf erwachte und Rache an seinen Kindern, den Kanduri, nahm.
    Viele Ereignisse jener Tage sind heute nicht mehr als eine verblassende Erinnerung, Legenden. Vieles ist verloren gegangen in den Nebeln der Zeit. Sicher ist nur, dass der Göttervater besiegt wurde, besiegt und verbannt in die Niederhöllen.
    Der Kontinent blieb auf ewig gezeichnet. Geschwächt zogen sich die Kanduri in die Himmlische Festung zurück und überließen die sterblichen Völker ihrem Schicksal. Die Zeit würde die Wunden der Sterblichen heilen.
    Die Zeit.
    Es ist ein seltsames Ding, die Zeit. Wir versuchen sie mit allerlei Gerät zu messen, sperren sie ein in Gläser mit Sand, und können sie doch nie überlisten. Unaufhaltsam schreitet sie voran. Eines allerdings ist gewiss für die Ewigkeit bestimmt: der Glaube.
    Der Glaube ist stärker, als selbst die Götter es sein können. Er schwächte den Göttervater und half seinen Kindern ihn zu bezwingen. Wenn die Sterblichen nur fest genug glauben, dann erschaffen sie Götter für die Ewigkeit.
    Doch die Zeit bringt Vergessen. Und wenn alles dem Vergessen anheimfällt, dann wird auch der Glaube vergessen. Als sich der Schleier des Entschwindens über
Die Zeit der Verwüstung
senkte, begrub er auch den Glauben an die Götter unter sich.
    Ich vermag nicht mit Bestimmtheit zu sagen, wie es geschah, doch weiß ich sicher, dass es passierte. War
Die Zeit der Verwüstung
auch der grausamste Krieg gewesen, der Kanduras je heimgesucht hatte, war es dennoch ein anderes Ereignis, das die bekannte Welt an den Rand der Zerstörung führen sollte. Ein Mann, kein Gott, brachte die Finsternis mit sich, und die Verwüstung folgte seinen Spuren.
    Niemand weiß, woher er kam, doch jeder kennt seinen Namen: Karandras.
    Der Sohn der Dunkelheit erhob sich in einer Zeit, in der das Licht kaum mehr als eine Abenddämmerung war.
    »Die Chronik der Glaubenskriege«
Verfasser unbekannt

Karandras
    Schmatzend löste sich der Stiefel aus dem knöcheltiefen Morast.
Hier endet die zivilisierte Welt
, dachte Andrul. Vier Tagesmärsche westlich von ihnen lag die kleine Stadt Mardu, und ebenso weit im Osten lag die Trollstadt Ulzular, die das Ziel ihrer Expedition war. Die Sümpfe krochen stetig landeinwärts, umklammerten immer größere Landstriche mit ihrem kalten Griff und dem schweren Geruch von feuchter Erde.
    Mit dem Sumpf kamen die Trolle. Grausame Monster von beinahe neun Fuß Größe, unbarmherzige Jäger, Menschenfresser, die nie von einer Fährte abließen, die sie einmal aufgenommen hatten. Einmal den Geruch von frischem Fleisch in der Nase, folgten sie ihm tagelang. Sie hatten lange, affenartige Arme und kräftige Beine, schlanke Körper, jedoch wuchtige Schädel, deren vorstehende Unterkiefer mit Hauern von der Länge eines Kinderarmes bestückt waren. Die geringe Sehkraft ihrer kleinen Augen glichen sie mit einem feinen Geruchssinn und scharfem Gehör mehr als aus.
    Hier im Sumpf waren die Trolle die uneingeschränkten Herrscher und die gefährlichsten Raubtiere. Und sie waren Andruls Jagdziel.
    In Mardu häuften sich die Berichte von vermissten Personen. Meistens waren es Bauern, die am Rande des Sumpfes nach Humus suchten, um das Gedeihen der Saat zu unterstützen. Ein wenig der feuchten Sumpferde unter den kargen Boden der Steppen gemengt, ergab ein hervorragendes Beet für die Setzlinge. Doch je weiter der Sumpf sich ausbreitete, desto weiter marschierten die Trolle bei ihren eigenen Jagdzügen. Der Duft der Menschen war für sie zu verlockend.
    Der Befehl, den Andrul und seine Begleiter erhalten hatten, war simpel genug: tötet, so viele ihr könnt. Doch Andrul wusste, dass diese einfache Aufgabe einer Lebensarbeit gleichkam. Trolle verfügten über eine körperliche Regenerationsfähigkeit, die den Menschen unbegreiflich war. Abgeschlagene Gliedmaßen wuchsen nach, ihre Wunden verheilten innerhalb kürzester Zeit völlig. Es gab Erzählungen von Trollen, die nach einer Schlacht nicht mehr als ein blutiger Torso waren. Und als die Sieger des Kampfes sich schließlich erschöpft ausruhten, wuchsen den Monstern neue Gliedmaßen und sogar ein neuer Kopf! Wenn die Sieger Glück hatten, dann flohen die Trolle; die weniger Glücklichen – die meisten – bekamen
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