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Bluttaufe - Vampirlegende

Bluttaufe - Vampirlegende

Titel: Bluttaufe - Vampirlegende
Autoren: Manfred Weinland
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nicht die wichtigste Stunde dieses Lebens bevor... Auch diejenigen«, schloss er, »denen die Gnade nicht zuteilwird, sind nicht vergessen. Ich werde die Verwendbarkeit eines jeden prüfen...«
    Damit entließ der Dämonische seine Sklaven scheinbar in ihr normales Leben zurück.
    Aber Wyando wusste es besser.
    Makootemane hatte gerade unverblümt damit gedroht – auch wenn er es aus seinem Mund beschönigend wie eine Belohnung geklungen hatte – in der kommenden Nacht dreizehn Kinder, Wyando eingeschlossen, umzubringen .
    Und im Laufe des Tages verdichteten sich die Anzeichen, dass er diesen Vorsatz auch eiskalt ausführen würde.
    Er besuchte jedes einzelne Zelt.
    Und traf seine teuflische Auslese...
     
     
    Die Flammen des Feuers, um das sich die Täuflinge scharten, loderten noch über den höchsten Punkt des Tipi-Dorfes hinaus, und auch in Makootemanes Nacken fraß sich die Hitze wie die Säure roter Waldameisen, so nah stand er mit dem Rücken zum Scheiterhaufen, auf dem jene Stammesangehörigen verbrannten, die keine Gnade unter seinen Augen gefunden hatten.
    Er war von Zelt zu Zelt gegangen und hatte jene, die der Gemeinschaft nur zur Last gefallen wären, die Schwächsten also, eigenhändig nach draußen gezerrt und sie hemmungslos abgeschlachtet. Von manchen hatte er sogar das Blut verschmäht, weil es ihm gar zu ranzig und damit ungenießbar erschienen war.
    Wie erwartet hatte niemand versucht, ihn an seinem Tun hindern. Er hatte das ganze Dorf unter seine Knute gezwungen.
    Und nun war es endlich soweit.
    Die Nacht, die ihm der mächtige fremde Geist versprochen hatte, war angebrochen, und der Scheiterhaufen, der sein zuckendes Licht ausstreute, würde dem Hohen Zauberer den Weg zum Stamm der Arapaho durch das Dunkel leuchten.
    Ein Dunkel, das für Makootemane aufgehört hatte zu existieren. Für ihn war die Nacht hell wie ein sonnendurchfluteter Tag geworden, seit er in sein zweites, besseres Leben entlassen worden war.
    Fast schien es, als habe sich alle ihn persönlich betreffende Finsternis in ihn zurückgezogen, in seinen geheimsten Kern, von wo aus sie jetzt jene übernatürliche Kraft und Ruhe auszustrahlen, die ihn befähigte, den zweigeteilten Stamm in eine glorreiche Zukunft zu führen...
    Plötzlich jagte ein vierbeiniger Schemen auf Makootemane zu.
    Es war keiner der Hunde, die den Arapaho als Zug- oder Lastentiere dienten, sondern ein... Wolf .
    Makootemanes Bann verhinderte, dass Panik unter jenen Stammesangehörigen ausbrach, die diese Stunde erleben durften.
    Und ehe sich in Makootemane eine klare Regung herauskristallisierte, verwandelte sich der vermeintliche silbergraue Wolf bereits vor seinen Augen in eine Menschengestalt – einen Mann, wie ihn weder Makootemane noch ein anderer seines Stammes je zuvor erblickt hatte.
    Bleich wie der Mond wirkte seine Haut, nicht rötlich braun, und da sich Makootemane nur verschwommen an den Geist erinnerte, der während seiner Fastenzeit zu ihm gekommenen war, schien es ihm, als stünde er diesem... Wesen zum ersten Mal gegenüber. Wissend, dass es sich um den handelte, auf den er gewartet hatte.
    Und die Worte des schmalgesichtigen Besuchers in den fremdartigen Kleidern bestätigten dies.
    »Es tut gut zu sehen, wie gehorsam und erfolgreich du meinen Anweisungen gefolgt bist«, sagte er. Seine Stimme klang ebenso fremd wie alles an ihm, und sein Blick durchstieß Makootemanes Augen, bohrte sich mühelos bis in dessen geheimen finsteren Kern, als könnte er dort lesen, was ihn wirklich interessierte.
    »Sind sie das?« Der Arm des Bleichen schwenkte über die versammelten Täuflinge.
    »Ja«, sagte Makootemane und spürte etwas, was er auf dem Heiligen Berg verloren oder überwunden zu haben glaubte.
    Aber sie war noch immer da, die Emotion Furcht. Es musste nur jemand kommen, der in der Lage war, sie in ihm zu finden und zu wecken .
    Dem Bleichen gelang dies bereits mit einem bewußt gewählten Blick oder leicht veränderten Unterton.
    »Zwölf Kinder«, hörte Makootemane ihn sagen. »Mit dir wird die Sippe dreizehn köpfig sein... Keine schlecht gewählte Zahl!«
    Makootemane hatte ein Gefühl, als stünde er bis zum Hals in einem ihn langsam umfließenden Bach, und als würde sich ein kalter, schuppiger, ölig glatter Fisch an seinem Körper reiben.
    Ihn fror.
    »Zwölf?« fragte er benommen und blickte zu den Mädchen und Knaben, die meisten jünger als er, die mit leeren Gesichtern den Duft der Brennenden in sich aufsogen und in diesem
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