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Bluttaufe - Vampirlegende

Bluttaufe - Vampirlegende

Titel: Bluttaufe - Vampirlegende
Autoren: Manfred Weinland
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Maul Schaum gestanden hatte, das Dorf überfallen. Er hatte sich einen Kampf mit den Hunden des Stammes geliefert, und alle, die von ihm gebissen worden waren – auch Männer, die eingeschritten waren und denen es schließlich gelungen war, ihn auf eine Lanze zu spießen – waren Tagen später in fiebrige Krämpfe gefallen. Niemand hatte ihnen helfen können. Auch Quanak nicht. Sie waren qualvoll gestorben.
    Jener besessene Köter hatte ähnliche Töne ausgestoßen wie das, was sich jetzt den Weg durch den Wald bahnte, immer näher an Wyando heran.
    Unaufhaltsam, als wüsste es präzise, wo er sich verbarg. Als sähe es ihn – oder hätte zumindest seine Witterung in der Nase.
    Verzweifelt blickte der Junge zum Himmel.
    Durch die Blätter hindurch sah er den funkelnden Mond und wünschte sich zu ihm hinauf – nicht ahnend, dass gerade dieses bleiche, wie ein offenes Auge am Himmel ziehende Fanal es war, das seinem Verfolger die Sinne lieh, die er brauchte, um Wyando in jedem Versteck zu finden...
     
     
    Auch der letzte von zwölf Täuflingen, ein Mädchen, starb unter fürchterlichen Qualen, und seine Lippen glitten vom Rand des Kelchs, in den Makootemane sein Blut gegeben hatte.
    Gerade genug, um jedes der auserwählten Kinder davon trinken und sterben zu lassen...
    Makootemane suchte und fand den Blick des Hohen Geistes, der das magische Gefäß in seinen Händen hielt. Und dem es zu gefallen schien, ein Dutzend Kinder im Staub zu seinen Füßen zu sehen.
    In diesem Augenblick fragte sich Makootemane zum ersten mal, was geschähe, wenn sie nicht wieder erwachten. Wenn nicht nur sie, sondern auch er betrogen worden wären...
    Er löste sich schwer vom Gift dieses Gedankens. Doch offenbar stand er schon auf seine Stirn geschrieben.
    »Geduld«, sagte der Bleiche. Er hob den düster glühenden Kelch in seinen Händen. »Dein Blut ist nicht nur Tod, sondern auch Leben. Du hast keine Vorstellung, was gerade jetzt in ihren kleinen Körpern geschieht. Wie vieles sich darin verändern und den Bedingungen anpassen muss, die das ewige Leben künftig an sie stellt. Lausche in dich hinein, dann ahnst du vielleicht, wovon ich spreche. Aber wahrscheinlich erinnerst du dich gar nicht mehr, wie es früher war. Bevor du den Preis der Unsterblich zahltest...«
    Er verstummte.
    Das an eine kurzstielige Blume erinnernde Gefäß glomm stärker auf, und zuerst glaubte Makootemane, dies wäre Bestandteil des Rituals.
    Offenbar irrte er sich.
    »Oh...«
    Zu erstaunt klang der Ausruf des Hohe Geistes, als er seinen Kopf weit in den Nacken bog und vom Licht, das aus dem Kelch quoll, in lohenden Purpur gebadet wurde.
    Makootemane brach sein Schweigen und fragte: »Was ist? Gibt es – Schwierigkeiten?«
    Der Hohe Geist antwortete nicht gleich. Vielleicht war er gar nicht dazu in der Lage.
    Erst als eine Weile vergangen war und sich das erste der toten Kinder wieder vor ihnen zu regen begann, legte auch er seine Starre ab. Das Purpurleuchten um seinen Körper wurde schwächer.
    »Schwierigkeiten? Wer weiß. Richte deinen Blick zu den Sternen. Dann siehst du es selbst...«
    Makootemane gehorchte und wurde Zeuge eines machtvollen Omens.
    Er sah, wie sich das bleiche 'Himmelsauge' langsam zu schließen begann ...
     
     
    Wyando schmeckte welkes Laub und feuchte, krumige Erde auf seinen Lippen. In aller Eile hatte er sich eine Kuhle im Unterholz gescharrt, der Länge nach rücklings hineingelegt und was er fassen konnte über sich geschaufelt.
    Die Angst beflügelte ihn. Aber sie schnürte ihm auch die Kehle zu.
    Vermutlich hatte der Verfolger das Geraschel gehört. Aber dieses Risiko hatte Wyando eingehen müssen. Jetzt konnte er nur noch hoffen und seine Gebete zum Schöpfer senden.
    Sein Puls jagte.
    Seine offenen Augen starrten gegen die Schicht aus Laub.
    Er hatte sich selbst zur Blindheit verurteilt. Auch sein Gehör war beeinträchtigt. Lauter als alles andere rauschte das eigenen Blut in seinen Ohren und hämmerte das Herz in seiner Brust.
    Dann geschah, was ihn alle Hoffnung verlieren ließ und ihm zeigte, wie nahe sein Feind bereits war.
    Etwas stellte sich auf seinen Bauch.
    Ein nackter Fuß mit scharfen Krallen...
    Wyando unterdrückte den Schrei, der ihm auf der Zunge lag. Aber dann pflanzte sich auch noch ein zweites Gewicht auf seinen Körper, und die Wahrscheinlichkeit, dass dies zufällig geschah, schwand dahin.
    Die spitzen Klauen drangen tief ins Fleisch des Jungen. Ein Knurren, wie er es noch nie gehört hatte,
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