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Bluttaufe - Vampirlegende

Bluttaufe - Vampirlegende

Titel: Bluttaufe - Vampirlegende
Autoren: Manfred Weinland
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Schwebe.
    »Es ist gut«, sagte Makootemane mit einer Zuversicht, die ihm selbstverständlich erschien. Auch mit dem Schmerz in den Gliedern, Gelenken und Knochen hatte er sich abgefunden.
    Er wusste, dass diese Wachstumsschmerzen noch einige Tage, vielleicht Wochen anhalten würden. Aber dann würde der Lohn offensichtlich sein. Auch wenn ruhige Wasser ihn künftig verleugneten, so würden doch Makootemanes eigene und die Augen der anderen nie wieder den Knaben, sondern den ausgewachsenen Mann , Krieger und Stammesführer erblicken!
    Dort oben auf dem Heiligen Berg der Ahnen war etwas in Gang gesetzt worden.
    Etwas Unvergleichliches, das den Stamm vom heutigen Tag an spalten würde.
    »Die Kinder sollen zu mir kommen«, sagte Makootemane, und seine immer noch ausgebreiteten Arme erweckten nun den Anschein, als wollte er die Jüngsten des Stammes unter seine Fittiche nehmen.
    Gehorsam traten sie auf ihn zu. Es waren dreizehn. Die Kleinsten, die noch nicht selbst laufen, höchstens krabbeln konnten und zum Teil noch in Wiegenbrettern steckten oder von ihren Müttern in um die Hüften geschlungenen Tüchern getragen wurden, zählte Makootemane nicht mit.
    Zumindest für die bevorstehende Zeremonie hatten sie keine Bedeutung. Wohl aber für die Zukunft des zweigeteilten Arapaho-Stammes.
    Die einen sollten die anderen in Zukunft nähren. Mit dem kostbaren Wasser, das in ihren Adern floss...
     

3
     
     
    »Es ist ein gemeiner Trickster... Trickster... Trickster...«
    Die Worte des Ältesten, bevor der Dämon in Makootemanes Gestalt auch ihn vernichtet hatte, wollten Wyando nicht mehr aus dem Kopf gehen.
    Ein Trickster war ein verdorbener, listenreicher Beherrscher der Materie. Der Legende nach mischte er sich bevorzugt in Tiergestalt unter die Menschen, um dort Zwietracht und Gewalt zu säen.
    In einigen Mythen galten Trickster gar als Schöpfer dieser Welt. Daran glaubten die Arapaho nicht. Aber die Gefahr, die durch solche bösen Geister ausging, war überliefert.
    Entsprechend groß war der Schock für Wyando gewesen, als der Älteste seinen eigenen Enkel Makootemane bezichtigte, ein solcher Unheilbringer zu sein.
    Wyando kannte den um drei Jahre älteren Makootemane, ohne dass ihn Freundschaft mit ihm verbunden hätte. Vor Tagen war der Häuptlingssohn in Begleitung eines Kriegers zum Heiligen Berg aufgebrochen, um dort auf dem Gipfel vom Jüngling zum Mann zu reifen.
    Was statt dessen mit ihm geschehen war, entzog sich Wyandos Begreifen. Von einem Atemzug zu anderen verwandelte sich das aufgebrachte Verhalten der Stammesmitglieder gegen den Häuptlingsmörder in bedingungslose Unterwürfigkeit!
    Damit schien der endgültige Beweis erbracht zu sein, dass nicht Makootemane, sondern etwas ANDERES vom Berg herabgestiegen war. Etwas unsagbar Mächtiges, gegen das anzukämpfen von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen wäre...
    »Die Kinder sollen zu mir kommen!«
    Nach kurzem Zögern befolgte auch Wyando mit klopfendem Herzen den Befehl.
    Er reihte sich in die Phalanx der anderen ein und bemühte sich, seinem Blick dieselbe Starre zu verleihen, die er bei den etwa Gleichaltrigen bemerkte.
    Sie waren ihres Willens beraubt...
    ... und Wyando schien aus unerklärlichen Gründen der einzige zu sein, bei dem Makootemanes Einfluss diese Wirkung nicht erzielte. Dies versetzte ihn – zu Recht – in noch größere Furcht, denn Wyando zweifelte nicht daran, dass ihn der Besessene (oder der Trickster – oder... was auch immer sich an Schlechtem in dieser Gestalt manifestiert haben mochte) in derselben Sekunde, in der er seine Ausnahmestellung durchschaute, beseitigen würde.
    Wyando hatte nicht vergessen, wie Makootemane sich vor aller Augen in eine Fledermaus verwandelt hatte. Und sicherlich beschränkte sich seine Verwandlungskunst nicht allein auf dieses Beispiel...
    Die Schreie der über dem Lager kreisenden Adler wurden lauter und durchdringender, als Makootemane erneut das Wort an die dreizehn vor ihn getretenen Kinder richtete. Aber er übertönte den Lärm der Vögel mühelos.
    »Wie ich, so wurdet auch ihr dazu auserwählt«, sagte er, »die Schwäche des menschlichen Fleisches und die Grenzen des menschlichen Geistes abzuschütteln!«
    Wyando erschauderte vom bloßen Zuhören.
    »Schon in dieser Nacht«, fuhr Makootemane fort, »werdet ihr die Gnade des Kurzen Todes erfahren, der die Tür in eine höhere Existenz aufstößt! So lange kehrt zurück zu euren Familien und tut, was ihr immer tut, als stünde euch
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