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Bluttaufe - Vampirlegende

Bluttaufe - Vampirlegende

Titel: Bluttaufe - Vampirlegende
Autoren: Manfred Weinland
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Zustand noch nicht zu würdigen wussten, was sie erwartete.
    Für Makootemane war es ein erhebendes Gefühl, sich vorzustellen, wie sie es ihm später danken würden.
    Aber soweit waren sie noch nicht.
    »Zwölf?« echote er noch einmal.
    »Was stimmt daran nicht?« fragte der Bleiche, der Makootemanes Vorstellungen von Hunger auf dem Gipfel des geheiligten Berges für alle Zeit betäubt, dafür aber einen bis dahin unbekannten, nie mehr verlöschenden Durst geschürt hatte.
    »Es müssten... dreizehn Täuflinge sein.« Makootemane zögerte, sprach dann aber weiter. »Ich hatte dreizehn ausgesucht...!«
    Zu seiner Verwunderung antwortete nicht der neben ihm stehende Hohe Geist, sondern eine verwegene Stimme vom Rande des Lagers – in etwa dort, von wo der 'Wolf' auf Makootemane zugekommen war.
    »Dann«, sagte diese Stimme, »hat sich einer von ihnen deiner Aura entzogen und davongemacht! Aber keine Sorge, ich werde ihn finden! Heute ist eine Nacht, in der ich jeden fände! Fangt ruhig schon ohne uns an...«
     
     

4
     
     
    Wyando rannte wie noch nie zuvor in seinem Leben – denn es ging um sein Leben!
    Er wollte nicht sterben!
    Er wollte auch keine Stunde länger unter den Gespenstern verweilen, zu denen seine Familie und sein Stamm geworden waren!
    Der einzige Fluchtweg, der ihm in seiner Panik einfiel, führte ins Stammesgebiet der Cheyenne.
    Cheyenne und Arapaho hielten Frieden und Freundschaft, seit sie vor vielen Wintern – damals waren die Arapaho aus dem Ursprungsgebiet des Mississippi, nahe des Superior-Sees, westwärts zum oberen Missouri umgezogen – erstmals aufeinandergetroffen waren. Der Überlieferung zufolge 'verloren die Arapaho zu jener Zeit das Korn', was bedeutete, dass sie den Ackerbau aufgegeben und sich, wie die Cheyenne, auf die Büffeljagd verlegt hatten.
    Aus Bauern waren Jäger geworden.
    Stolze Krieger.
    Und vielleicht hatte gerade ihre vielgepriesene Tapferkeit das Böse, das nun über sie hereingebrochen war, erst angelockt und herausgefordert...
    Wyandos Körper war in Schweiß gebadet, obwohl er nur ein ärmelloses Hemd, einen kurzen Lendenschurz und Mokassins trug.
    Seine einzige Bewaffnung bestand aus einem Büffelhorn, das eigentlich ein Werkzeug war, mit dem Federn geglättet wurden, bevor sie in der Pfeilherstellung Verwendung fanden. Das Ende des unterarmlangen Horns war zur besseren Griffigkeit mit Rohhautleder umwickelt worden, und Wyando hielt es krampfhaft umklammert in seiner Linken, mit der er das meiste Geschick hatte.
    Es war eine helle Nacht, und der junge Arapaho wusste nicht, ob er sich darüber freuen oder es verfluchen sollte, dass der Mond als volle Scheibe über Prärie, Wald und Bergkuppen leuchtete.
    Seine Augen hatten sich schnell an dieses fahle Licht gewöhnt, und er stolperte selten über Steine, Wurzeln oder herumliegendes Geäst. Aber ebenso leicht würden es etwaige Verfolger haben, und er war fast sicher, dass seine Flucht nicht unbemerkt bleiben konnte und Konsequenzen nach sich ziehen würde.
    Ziehen musste!
    Makootemane – oder das, was wie Makootemane aussah – hatte nicht den Eindruck erweckt, als wäre es gewillt, sich auch nur ein einziges seiner Opfer entgehen zu lassen!
    Obwohl Wyando erst sechs Jahre alt war, machte er sich wenig Illusionen, dass ihm seine Flucht gelingen könnte. Der Weg zu den Cheyenne war ebenso weit wie beschwerlich, und diese Nacht hätte vielleicht einem geübten Läufer genügt, bis zu ihrem Lager zu gelangen – aber gewiss keinem untrainierten Kind.
    Wenn der Morgen graute, würde es noch leichter fallen, ihn aufzuspüren. Arapaho und Cheyenne lagerten im Schutz zweier Waldstücke, die von freier Prärie unterbrochen wurden. Bis dorthin konnte es Wyando bis Sonnenaufgang schaffen, und dort gab es kaum noch Deckungsmöglichkeiten.
    Aber noch war er...
    Er unterbrach seine Gedanken, als seine Ohren ein Geräusch auffingen, das nur von einem schweren Tier – oder einem Verfolger rühren konnte.
    Wyando ließ sich augenblicklich hinter einen Strauch fallen.
    Dann wartete er mit angehaltenem Atem.
    Und hörte es.
    Näherkommen.
    Was immer es war, es war groß. Und es bewegte sich trotz seiner jetzt immer gewisser werdenden Schwere in beunruhigender Weise mit dem Unterholz des Waldes vertraut ...
    Es war nicht mehr weit.
    Es war so nahe, dass Wyando außer den Schritten nun auch Geräusche hörte, die nur aus dem Rachen des Unsichtbaren kommen konnten.
    Als Wyando vier gewesen war, hatte ein wilder Hund, vor dessen
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